Weseler Traditionsunternehmen Investor aus Hongkong übernimmt Testrut

Wesel · 130 Arbeitsplätze an den drei Standorten des insolventen Weseler Handelshausess seien nun gesichert, heißt es.

 Skyline von Hongkong.

Skyline von Hongkong.

Foto: dpa/Kin Cheung

Die Zukunft des 2018 in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Weseler Handelshauses Testrut mit Sitz im Gewerbegebiet Am Schornacker ist gesichert. Wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte, hat ein Investor aus Hongkong mehrheitlich die Anteile an der Testrut-Gruppe übernommen. Das bedeutet: 130 Arbeitsplätze an den drei Testrut-Standorten in Wesel, in Thüringen und unweit von Berlin bleiben erhalten. Im Testrut-Sortiment finden sich gut 5000 verschiedene Produkte aus den Bereichen Haushalt, Küche und Bad sowie Gartenmöbel, Dekoration und Gartenwerkzeuge.

Bei dem Investor handelt es sich um die Link H.K. Ldt, mit der Testrut schon seit vielen Jahren intensive Geschäftsbeziehungen unterhält. Link ist ein handelsorientiertes Servieunternehmen, spezialisiert auf die Rolle als „Beschaffungsagent“.

Für die Geschäftsleitung und die bisherigen Gesellschafter ist Link „der ideale Investor, da ein gemeinsames Verständnis des Geschäfts, die Entwicklungspotentiale unserer Branche und potenzielle Geschäftsmodelle existiert. An erster Stelle hat alle unsere Überlegungen jedoch ein starkes beidseitiges Vertrauen angeführt und getrieben.“

Die Testrut-Verantwortlichen hatten seit Ende des vergangenen Jahres nach einem Kooperationspartner im In- und Ausland gesucht. Nach zahlreichen Gesprächen fiel am Ende die Wahl auf den bekannten Geschäftspartner aus Hongkong. Nicht zuletzt, weil somit die Arbeitsplätze in Deutschland erhalten werden können.

Auslöser für die Probleme von Testrut im vergangenen Jahr war ein Liquiditätsengpass in einer Schwestergesellschaft mit 13 Mitarbeitern. Wie unsere Redaktion damals erfuhr, hatte eine nicht abgenommene Menge an Gartenmöbeln die wirtschaftliche Lage der Firma strapaziert. Später wurde bekannt, dass Geschäftspartner Aldi zur Saison 2018 stärker in das Online-Geschäft habe einsteigen wollen. Die gesamte Prozesskette für das Online-Geschäft mit Dienstleistungen bis hin zur Lieferung an den Endverbraucher sollte dabei von Testrut abgedeckt werden. Die Bestellungen von Online-Artikeln gingen aber nicht in der Zahl ein wie angenommen. Letztlich blieben die Kosten bei Testrut hängen. Dadurch wurde die gesamte Firmengruppe in Mitleidenschaft gezogen. Den Verantwortlichen blieb nichts anderes übrig, als im August beim Amtsgericht in Duisburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverantwortung zu beantragen. Das Verfahren wurde dann zum 1. November eröffnet.

Doch wie geht es nun konkret bei Testrut weiter? Der Plan sieht vor, heißt es, dass die Link H.K. Ltd. die weitere Finanzierung des Unternehmens mit frischem Geld sichert und dem Sachwalter zur Abfindung der Gläubiger einen Geldbetrag zur Verfügung stellt. „Gemeinsam mit Link H.K. Ltd. wird es gelingen, unsere Kompetenzen in den Indoor- und Outdoor-Sortimenten weiter auszubauen und zu stärken“, erklärte Geschäftsführer Jörg Schoening. Darüber hinaus wird nun versucht, eine durchgängige Informations- und Lieferkette aufzubauen, die Testrut-Kunden direkt mit den Produktionsstätten verbinden kann. In Wesel hofft man außerdem darauf, dass man mit Hilfe weiterer Link-Unternehmen zusätzliche neue Sortimente in das eigene Programm nehmen kann. Auf jeden Fall werde die aktuelle Angebotspalette kritisch unter die Lupe genommen und bei Bedarf neu sortiert und ergänzt, heißt es.

„Neben diesem deutlichen Signal an unsere Kunden freut es uns insbesondere, unseren Mitarbeitern eine Perspektive im Unternehmen bieten zu können, die durch ihren Einsatz einen ganz erheblichen Beitrag für die Neuausrichtung geleistet haben“, sagt Alexander Sator, der künftige kaufmännische Testrut-Geschäftsführer.

Seit mehr als 80 Jahren handelt Testrut mit Waren rund um Haus und Garten und vermarktet dabei an den Einzelhandel – stationär wie online. Pro Jahr erwirtschaftete die Testrut-Gruppe in der Vergangenheit rund 140 Millionen Euro – größtenteils in Europa. In Wesel verfügt Testrut über eine Logistikfläche von rund 20.000 Quadratmeter. Trends und Neuheiten werden im hauseigenen Showroom auf 2000 Quadratmetern in Szene gesetzt.

(RP )
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