Wesel Festungsrest auf Baustelle gefunden

Wesel · An der Lipperheystraße ist ein Stückchen Stadtgeschichte freigelegt.

 Reste der Weseler Festung (vorn und im Hintergrund) kommen auf Baustelle an der Lipperheystraße ans Licht.

Reste der Weseler Festung (vorn und im Hintergrund) kommen auf Baustelle an der Lipperheystraße ans Licht.

Foto: Fritz Schubert

Wer in Wesel den Spaten in den Boden jagt, wird mitunter jäh gebremst. Bombenfunde sind 73 Jahre nach Kriegsende nicht selten. Knochen können von einem der einst fünf innerstädtischen Friedhöfe stammen. Alte Gemäuer gehören ebenso zum Spektrum, wobei diese sich auch noch als äußerst stabil erweisen. Relikte der Festungswerke tauchen bei Arbeiten im Bereich der Ringstraßen gerne auf. So auch jetzt hinterm Kindergarten am Brüner-Tor-Platz, wo an der Seite zur Lipperheystraße zwei Mehrfamilienhäuser errichtet werden. Nachbar Dirk Schmitz wunderte sich über einen Stopp der Arbeiten. Mit seiner Vermutung, dass man beim Ausschachten auf Bestandteile der Festung gestoßen waren, lag er richtig.

Architekt Armin Stockhausen war im Vorfeld schon klar, dass mit Funden gerechnet werden muss. Als ab 1890 die Befestigung geschleift werden und Wesel sich nach Jahrhunderten der Einschnürung ausdehnen konnte, ist vieles im Boden geblieben, erläutert Stadtarchivar Martin Roelen. Die Mauerwerke waren viel zu kompakt, als dass man sie einfach so hätte ausgraben können. Wenn sie jetzt ans Licht kommen, treten zunächst Denkmalschützer auf den Plan, um die Hinterlassenschaften zu dokumentieren. Die Messdaten dienen unter anderem dazu, Karten zu verbessern. Beauftragt wurde im Fall Lipperheystraße die Firma Archaeologie.de.aus Moers, die ihre ersten Arbeiten abgeschlossen hat. Wenn die Ausschachtung fertig ist, so Ute Becker von Archaelogie.de, werde sie noch einmal hinzugerufen. Dann wird weiter gebaut. Nach bisherigen Erkentnissen handelt es sich um wenig spektakuläre Funde. „Kein Troja“, sagte Becker lachend. Dennoch bleibt die ständige Verfeinerung der Karten wichtig.

Deshalb ist Roelen interessiert, alsbald den Bericht zur Aktion zu bekommen. Für Wesel sind zwei Kartensätze wesentlich. Im einen wird dokumentiert, wie die Stadt bis 1614 aussah. Bis dahin war sie selbst für ihre Befestigungen zuständig. Danach waren es bis ins 20. Jahrhundert fremdbestimmte militärische Anlagen. Errichtet, verändert oder ausgebaut von Spaniern, Niederländern, Franzosen und Preußen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort