Kreissynode in Wesel Kirche zeigt klare Kante gegen Rechtsextremismus

Wesel · Die Kreissynode wendet sich bei ihrer Herbsttagung gegen Nationalegoismus und plädiert für mehr Respekt und Toleranz. Getagt hat sie an zwei Tagen im Weseler Lutherhaus.

 Superintendent Thomas Brödenfeld (r.) kritisierte die AfD.

Superintendent Thomas Brödenfeld (r.) kritisierte die AfD.

Foto: Klaus Nikolei

Die Synode des Kirchenkreises Wesel hat sich auf ihrer Herbsttagung am vergangenen Wochenende im Weseler Lutherhaus entschieden gegen jede Form von Rechtsextremismus positioniert.

In der fast einstimmig verabschiedeten Erklärung wird „jede Form von Nationalegoismus und Eurozentrismus“ abgelehnt und ein respektvoller Umgang mit „Unterschieden in Kultur, Überzeugung und Frömmigkeit“ angemahnt. Das „Sterben von Tausenden Menschen im Mittelmeer“ dürfe nicht „bagatellisiert“ werden. „Christliche Werte und Traditionen“ sollten nicht „dazu benutzt werden, Menschen mit anderen religiösen Überzeugungen zu diffamieren oder auszuschließen.“

Die Kreissynode schloss sich dabei im Wesentlichen einer Resolution der „Herrnhuter Brüdergemeine“ an, die darin gipfelt, dass „Gewalt und Rassismus ... keinen Ort im demokratischen Wettstreit haben“ dürften.

Zuvor hatte bereits Superintendent Thomas Brödenfeld in seinem Bericht scharfe Worte zur Politik der AfD gefunden. Er bezeichnete die AfD als mitverantwortlich für die „kalkulierte Hetze“, die den Boden bereitet habe für die Mordanschläge in Kassel an Walter Lübcke und das Attentat in Halle mit zwei Todesopfern, das der Synagoge in Halle gegolten habe. Das Staatsbild der AFD sei „autoritär und nationalistisch, antisemitisch und rassistisch“. Der Superintendent führte weiter zum Staatsbild der AfD wörtlich aus: Es „setzt auf Abgrenzung und Egoismus, verachtet Minderheiten und Bedrängte, huldigt einem neuheidnischen germanischen Gottesbild und will nichts mehr als die Abschaffung aller demokratischen Errungenschaften.“ Man könne zu diesem Thema nicht schweigen, „weil es ans Eingemachte demokratischer Errungenschaften“ gehe, meinte der Superintendent.

Ein weiteres Thema war der vorläufige Abschluss der Plastikkampagne („Plastik.Teuflisch.Gut“) des Kirchenkreises. Hierzu zog Pfarrer Dieter Hofmann, Vorsitzender des Ausschusses für Kirchlichen Entwicklungsdienst, Mission und Ökumene, eine positive Bilanz und verwies auf die zahlreichen Veranstaltungen und Initiativen innerhalb des Kirchenkreises. Es sei gelungen, hierbei viele Menschen in den Gemeinden davon zu überzeugen, dass die Vermeidung von Plastikmüll eine zentrale Aufgabe im Rahmen der Bewahrung der Schöpfung sei. In einer Erklärung würdigte die Synode die Kampagne und forderte verantwortliche politische Organe und Bürger dazu auf, die Bemühungen weiter zu intensivieren.

Zweiter Schwerpunkt der Synode war das Thema „Kirche im Umbruch – Die Evangelische Kirche im Rheinland zwischen demographischem Wandel und nachlassender Kirchenverbundenheit“. Hierzu gab es einen Dialog in verschiedenen Gruppen, die jeweils an Visionen und Konzepten für die Perspektive bis 2030 arbeiteten. Die auf der Synode geäußerten Meinungen hierzu sollen gesammelt werden und als weitere Diskussionsgrundlage für künftige Beratungen genutzt werden.

Wie üblich wurde auf der Synode auch der Haushaltsplan für das Jahr 2020 aufgestellt. Der Gesamtbetrag der Aufwendungen liegt bei knapp 8,5 Millionen Euro. Zur Finanzierung ist eine Rücklagenentnahme von 150.000 Euro nötig geworden. In der Arbeit des Kirchenkreises gibt es derzeit insgesamt etwas mehr als 80 Vollzeitstellen in der Diakonie, Verwaltung, Familienbildung, Telefonseelsorge und anderen Bereichen.

(RP)
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