In Wesel waren Discounter zwischenzeitlich ausverkauft Ansturm der Niederländer auf Böller

Wesel · Viele Supermärkte in Wesel erlebten am gestrigen Freitag einen Run auf Feuerwerkskörper. Vor allem Kunden aus dem Nachbarland deckten sich mit Raketen, Knallern & Co. ein, die am Niederrhein vergleichsweise günstig sind.

 Timo Koppel ist mit Freunden von Utrecht 130 Kilometer nach Wesel gefahren, um sich hier mit Feuerwerkskörpern einzudecken. Fast 500 Euro haben die jungen Niederländer allein bei Aldi bezahlt.

Timo Koppel ist mit Freunden von Utrecht 130 Kilometer nach Wesel gefahren, um sich hier mit Feuerwerkskörpern einzudecken. Fast 500 Euro haben die jungen Niederländer allein bei Aldi bezahlt.

Foto: Klaus Nikolei

So viele Autos mit niederländischen Kennzeichen wie am gestrigen Freitag findet man sonst eigentlich nie auf den Parkplätzen der Weseler Supermärkte. Was alle lockt, sind vergleichsweise günstige Feuerwerkskörper. Schon am frühen Morgen standen zahlreiche Niederländer, meist Väter mit Kindern oder auch ganze Cliquen, mit ihren gut gefüllten Einkaufswagen unter anderem an den Kassen der Lebensmitteldiscounter.

Jorch Lenders beispielsweise hat sich am Morgen mit Sohn Stijn (13) von Rheden bei Arnheim auf den Weg gemacht, um den Aldi-Markt an der Schermbecker Landstraße anzusteuern. Eineinhalb Stunden waren sie unterwegs. Doch aus Sicht von Jorch Lenders rechnet sich die ganze Sache. „Wir kommen schon seit fünf oder sechs Jahren nach Wesel, weil die Knaller hier einfach viel billiger sind. Ich denke mal, man spart hier 30 Prozent.“

 Bei Lidl an der Rudolf-Diesel-Straße waren Raketen, Böller & Co. zeitweise ausverkauft. Rosanne Pluimers aus Utrecht musste ohne Ware weiterfahren.

Bei Lidl an der Rudolf-Diesel-Straße waren Raketen, Böller & Co. zeitweise ausverkauft. Rosanne Pluimers aus Utrecht musste ohne Ware weiterfahren.

Foto: Klaus Nikolei

Nebenan packen Timo Koppel (20) und seine vier Freunde den Kofferraum voll mit einer bunten Mischung Feuerwerkskörper. 130 Kilometer sind sie von Utrecht nach Wesel gefahren. „Kleve wäre zwar viel näher, doch da ist alles voll“, sagt der 20-Jährige und zeigt dann auf ein Paket mit Knallern, für die er vier Euro bezahlt hat. „Bei uns in den Niederlanden hätten die 20 Euro gekostet.“ Und dann kramt er zwei Quittungen aus seiner Hosentasche. Eine beläuft sich auf 264,70 Euro, die andere auf 219 Euro. Bei Lidl, sagt sein Kumpel, habe man zuvor schon 100 Euro ausgegeben.

Apropos Lidl: Die Filiale an der Rudolf-Diesel-Straße haben Kunden aus den Niederlanden zeitweise mit leeren Einkaufswagen wieder verlassen. „Wir waren nach gut eineinhalb Stunden ausverkauft. Nachschub habe ich in unserer Zentrale in Kamp-Lintfort bereits bestellt“, sagt Filialleiter Ugur Dincer. Dass er sich nicht mit mehr Ware eingedeckt hat, liegt daran, dass nur eine bestimmte Anzahl von Feuerwerkskörpern in dem Markt lagern dürfen. Auf die Frage, wie viele Kunden, die sich mit Raketen und Co. eingedeckt haben, denn aus den Niederlanden kommen, sagt er: „98 Prozent.“

Doch nicht nur die Niederländer lassen es in der Silvesternacht ordentlich krachen. Auch für viele Deutsche gehören Raketen, Böller und Knaller zum Jahreswechsel einfach dazu. Gleichwohl gibt es auch Millionen Bürger, die, nicht nur wegen der Feinstaubbelastung, die Knallerei kritisch sehen. Zu ihnen gehört der Gindericher Löschzugführer Frank Evers. „Als die Kinder klein waren, habe ich auch mal ein paar Raketen gekauft. Doch mittlerweile gebe ich dafür keinen Cent mehr aus“, sagt er. Als Feuerwehrmann hat er im Rettungsdienst schon schlimme Verletzungen in Gesichtern und an Händen gesehen, ausgelöst durch unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerk. „Es gibt Leute, die sich im Keller Kracher bauen – Wahnsinn.“ Wenn schon, dann sollte man nur Feuerwerkskörper verwenden, die eine deutsche Zulassung haben.

Evers Wunsch fürs neue Jahr lautet: „Dass die Leute beim Abbrennen der Raketen vorsichtig sind.“ Schließlich hat er an Neujahr Dienst und sehnt sich nach einem möglichst stressfreien Arbeitstag.

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