Für rund eine halbe Million Euro Die neue Brücke in Wesel über die Issel ist freigegeben

Wesel · Im Grenzgebiet zu Hamminkeln ist am Bruchweg eine wichtige Verbindung wiederhergestellt. Das freut Landwirte, auch radelnde Ausflügler kommen auf ihre Kosten.

 Kleiner Festakt mit einem rotem Band: Michael Blaess, Ulrike Westkamp und Margarete Strempel (von links) bei der Freigabe der neuen Isselbrücke

Kleiner Festakt mit einem rotem Band: Michael Blaess, Ulrike Westkamp und Margarete Strempel (von links) bei der Freigabe der neuen Isselbrücke

Foto: Fritz Schubert

Wenn schon Brückeneinweihung, dann richtig: Nicht staatstragend feierlich vor großem Publikum, aber voller Freude über das Geschaffte und mit dem traditionellen Durchschneiden eines Bandes ist am Dienstagmittag die neue Brücke des Bruchwegs über die Issel für den Verkehr freigegeben worden. Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp war sichtlich zufrieden mit dem Ergebnis der Bauarbeiten, die im Januar mit dem Abriss der alten Brücke gestartet waren. Das galt auch für Michael Blaess als Leiter des Teams Verkehrsplanung und Straßenbau und seine Mitarbeiterin Margarete Strempel, die ein rotes Band für den Festakt besorgt hatte.

Der Ort des Geschehens im Grenzgebiet zwischen Wesel und Hamminkeln ist zwar kein übermäßig stark frequentierter Brückenschlag. Dennoch darf man seine Bedeutung nicht unterschätzen. Die Landwirtschaft ist auf die Verbindung angewiesen. Auch wissen radlende Ausflügler die Möglichkeit zu schätzen, hier das Flüsschen überqueren zu können oder gar zu verweilen. Denn die Brücke liegt in einer typisch niederrheinischen Postkarten-Idylle. Ein Halt an der Brücke, von der man in weiter Ferne auch den Willibrordi-Dom und die Niederrheinbrücke sieht, entschleunigt auf Anhieb.

Ungeachtet solcher Betrachtungen war Ersatz für die Vorgängerbrücke schlicht zwingend nötig. Sie stammte von 1950, hat somit gut sieben Jahrzehnte ihren Dienst getan. Das Alter konnte man ihr ansehen. Bewuchs hatte große Teile der alten Brücke erobert, es gab Abplatzungen am Beton, freiliegend dahinrostende Bewehrung und ein Geländer, das nicht mehr sicher war. Mithin ergab die Brückenhauptprüfung 2019 die Note 3,0, die einen „kritischen Bauwerkszustand“ attestierte. Wegen der Schäden wurden Warnhinweise aufgestellt und die Nutzung eingeschränkt. Zuletzt durften nur noch Fahrzeuge mit bis zu 3,5 Tonnen Gesamtgewicht über die Brücke rollen. Bauern mussten deshalb mit ihren Schleppern Umwege in Kauf nehmen.

Den Beschluss zum Neubau fasste der Stadtentwicklungsausschuss im April 2021. Nach Ausschreibung des Projektes ging der Auftrag an die STH Hüttental aus Netphen, deren planerische Vorbereitung im Dezember abgeschlossen war. Dem Abriss im Januar folgten im Februar Spundwandgründungen und die Herstellung der sogenannten Widerlagerholme. Spannend wurde es im April, als der Überbau aus Betonfertigteilen an seinen Platz gehievt wurde. Denn die Brücke liegt im Bereich einer Stromterrasse mit unmittelbar benachbarten Masten und Leitungen. Wie Blaess und Strempel schilderten, war mit dem Kran Millimeterarbeit zu leisten. Außerdem war darauf zu achten, dass die Drähte für die Dauer dieser Arbeiten auch abgeschaltet waren und keine zeitlichen Verzögerungen auftraten. Denn die hätten enorme Zusatzkosten verursachen können. Blaess bemühte das Wort „beten“ und berichtete von vorher schlaflosen Nächten.

Am Ende hat alles geklappt, worüber auch Bürgermeisterin Westkamp froh ist. Aktuell liegen die Kosten bei 420.000 Euro, doch wird sich die Endabrechnung wohl in Höhe einer halben Million bewegen. „Gut, dass wir das jetzt gemacht haben, sonst würde es noch teurer.“, sagte Westkamp zur Preisentwicklung. Fördermittel gibt es keine, die Stadt muss das Vorhaben allein stemmen.

Die neue Brücke ist für die Zukunft gerüstet. Sie hat einen größeren Durchflussquerschnitt und ist einen halben Meter höher als die alte, was zur Verbesserung des Hochwasserschutzes beiträgt. Auch die Dimensionen tragen den veränderten Anforderungen Rechnung. Die Brücke ist deutlich länger und breiter als ihre Vorgängerin. An den Zufahrten werden noch rot-weiße Leitbaken und an den Uferseiten Holmgeländer montiert. Die unter der Brücke eingebauten Nisthilfen sind übrigens schon bezogen.

(fws)
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