Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg Bombe in Wesel erfolgreich entschärft

Update | Wesel · Der Kampfmittelräumdienst hat Donnerstagnachmittag an der Kettlerstraße einen Blindgänger unschädlich gemacht. Tausende hatten für die Aktion die City verlassen müssen. Auch Bewohner zweier Altenheime waren betroffen.

 Das weiße Zelt in der Baugrube an der Kettlerstraße – keinen Steinwurf entfernt vom Leyensplatz – markiert die Stelle, an der die US-amerikanische Zehn-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden war.

Das weiße Zelt in der Baugrube an der Kettlerstraße – keinen Steinwurf entfernt vom Leyensplatz – markiert die Stelle, an der die US-amerikanische Zehn-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden war.

Foto: Fritz Schubert

Ausnahmezustand in Wesel: Hatte fast den ganzen Vormittag der Klang der Martinshörner die Luft in der Innenstadt gefüllt, so herrschten am Donnerstagnachmittag ab etwa 16 Uhr Totenstille und gespannte Erwartung. Um 17.29 kam der erlösende Dauerton der Sirene: Entwarnung. Der Kampfmittelräumdienst, der erst um 16.46 Uhr mit seiner Arbeit beginnen konnte, hatte wieder einmal erfolgreich eine Weltkriegsbombe in Wesel entschärft. Hintergrund der Verzögerung waren uneinsichtige Personen im Evakuierungsgebiet, die mit Polizei-Hilfe hatten entfernt werden müssen. Ordnungsdezernent Klaus Schütz war am Ende froh und zufrieden, dass die Entschärfung geklappt hat.

Wieder einmal war die City über Stunden lahmgelegt. Wieder einmal hatten Tausende Menschen ihre Wohnungen und Arbeitsstätten verlassen müssen. Blindgänger wie der jetzige, der bei Bauarbeiten an der Kettlerstraße gefunden worden war, erinnern noch immer an jene drei Tage im Februar 1945, als das alte Wesel im Bombenhagel unterging.

Wann immer in Wesel gebaut wird, ist im Untergrund mit Sprengkörpern von damals zu rechnen. Tückisch sind solche aus britischer Produktion, weil sie unberechenbare Säurezünder enthalten. Da ist den Experten vom Räumdienst schon ein US-amerikanische Zehn-Zentner-Bombe mit Aufschlagzünder lieber. Was nach Routine klingt, bleibt immer wieder neu gefährlich.

Routine. Dieses Wort liegt auch beim Gedanken an die nötigen Evakuierungen regelmäßig auf der Zunge. Aber es ist ein Kraftakt für die Ordnungsbehörde der Stadt, die Feuerwehr, die Polizei und nicht zuletzt die zum Gros mit ehrenamtlichen Kräften wirkenden Hilfsorganisationen wie DRK, Malteser und Johanniter. Diese waren am Donnerstag in besonders großer Zahl gefordert. Denn es galt nicht nur bettlägerige oder eingeschränkte Menschen aus ihren Wohnungen im nächsten Umkreis in Sicherheit zu bringen. Betroffen waren auch zwei Altenheime: das Martinistift und das Seniorenheim am Willibrordi-Dom. Das Marien-Hospital, das ebenfalls in der unmittelbaren Nachbarschaft zum Fundort der Bombe liegt, kam diesmal vergleichsweise glimpflich davon. Per sogenannter In-house-Evakuierung konnten Patienten in der Bombe abgewandte Abteilungen verlegt werden. Zum Glück. Denn sonst wäre der Evakuierungsaufwand noch viel höher gewesen.

Hoch war er dennoch, was sich allein an der Zahl der zusammengezogenen Krankentransportwagen ablesen lässt. Zehn Patiententransportzüge (PTZ), wie es im Fachjargon heißt, sorgten am Morgen am Schulzentrum Nord (zugleich Sammelstelle für Evakuierte) für ein imposantes Bild. Bei zehn Wagen je Zug macht das 100 Fahrzeuge. Sie waren es, die tagsüber die eingangs erwähnte Begleitmusik lieferten.

Immer wieder rollten Krankentransportwagen in Kolonnen durch die Stadt, um die zwei mitbetroffenen Altenheime zu evakuieren.

Immer wieder rollten Krankentransportwagen in Kolonnen durch die Stadt, um die zwei mitbetroffenen Altenheime zu evakuieren.

Foto: Fritz Schubert

Als Christoph Hegering, stellvertretender Leiter der Weseler Feuerwehr am Nachmittag am Schulzentrum mal durchzählte, kam er auf 305 Einsatzkräfte. Mit einem standardisierten Verfahren, dass bereits in der Nacht zum Donnerstag angestoßen worden war, war das Helfer-Heer zusammengestellt worden. Die PTZ kamen aus Oberhausen, Duisburg, Krefeld, Mönchengladbach, Kleve, Remscheid, Essen, Mülheim, Düsseldorf und Wuppertal. Hegering lobt in diesem Zusammenhang ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen. Bereits um 14.30 Uhr bekam er die Meldung, dass das Martinstift komplett evakuiert war. Wenig später galt das auch fürs Heim am Dom. Untergebracht wurden die Heimbewohner im Haus Kiek in den Busch und im Nikolausstift.

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