Initiative beieinander Besuchsdienst für Senioren stark gefragt

Wesel · Der vom Rotary Club Wesel-Dinslaken 2012 ins Leben gerufene Senioren-Besuchsdienst beieinander ist auf der Suche nach ehrenamtlichen Begleitern. Aktuell gibt es mehr ältere Menschen, die sich über Besuch freuen, als Freiwillige.

 Christel Dorando gehört zu den aktuell 27 ehrenamtlich Aktiven des Besuchsdienses beieinander, die in aller Regel einmal in der Woche einem alleinstehenden alten Menschen Gesellschaft leisten.   

Christel Dorando gehört zu den aktuell 27 ehrenamtlich Aktiven des Besuchsdienses beieinander, die in aller Regel einmal in der Woche einem alleinstehenden alten Menschen Gesellschaft leisten.  

Foto: Klaus Nikolei

Als der Rotary Club Wesel-Dinslaken vor mittlerweile fast sieben Jahren die Initiative beieinander aus der Taufe hob, lautete das Ziel, alleinstehenden Menschen einmal pro Woche ein wenig Zeit und damit ein Stück Lebensfreude zu schenken. Mehr als 30 Senioren in Wesel und Umgebung haben das Glück, von einem der aktuell 27 ehrenamtlichen Begleiter besucht zu werden. Sieben ältere Frauen und Männer allerdings müssen derzeit von Projektkoordinatorin Cornelia Haß vertröstet werden. Denn es fehlen die dafür nötigen Ehrenamtler. Es gab auch schon Zeiten, da war es genau umgekehrt.

Dass der Kontakt für beide Seiten durchaus ein Gewinn sein kann, das hat jetzt Gabriela Becker beim allmonatlichen Gruppentreffen im Evangelischen Krankenhaus Wesel berichtet. Gabriela Becker ist zwar mit 87 Jahren das älteste Besuchsdienst-Mitglied, doch erst seit Herbst vergangenen Jahres mit von der Partie. Ungewöhnlich ist, dass sie einen Herren besucht. Denn in fast allen Fällen werden Damen von Damen besucht und Herren von Herren. Und dann ist Gabriela Beckers „Senior“ auch noch zwölf Jahre jünger.

„Nach zwei Treffen in einem Café haben wir festgestellt, dass das nichts für mich ist. Stattdessen habe ich vorgeschlagen, dass wir dorthin fahren sollten, wo er sich auskennt“, erzählt Gabriela Becker. Und so haben die beiden beispielsweise kürzlich den Xantener Dom angesteuert, wo der 75-Jährige der 87-Jährigen alles Mögliche über die Geschichte des prächtigen Gotteshauses und seiner Altäre erzählt hat. „Er konnte wirklich alles erklären. Das war auch für mich sehr schön. Also werden wir bald wieder dorthin fahren“, sagt Becker.

Von ähnlich positiven Erlebnissen weiß auch Jutta Kehl, die Frau des ehemaligen Chefarztes des Evangelischen Krankenhauses, Alfred Kehl, der 2012 als damals amtierender Rotary-Club-Präsident die Idee zur Gründung der Initiative hatte. Von Anfang an dabei, besucht Jutta Kehl gleich zwei Seniorinnen. Eine davon, eine mittlerweile 82-Jährige, befand sich zu Beginn der Treffen in einer äußerst schwierigen Situation. Nach dem Tod ihres Mannes hatte sie Angst, auf die Straße zu gehen. „Im Laufe der Zeit hat sie gespürt, dass ich nur Gutes will, und Vertrauen zu mir gefasst“, berichtet Jutta Kehl.

Es folgten gemeinsame Gänge zum Friedhof an der Caspar-Baur-Straße, bei der die 82-Jährige andere Witwen kennengelernt hat und diesen wiederum bei der Bewältigung der Trauer behilflich war und ist. „Es ist für mich sehr schön, zu sehen, wie positiv sie sich entwickelt hat“, sagt Jutta Kehl. Die beiden Frauen treffen sich übrigens noch immer einmal pro Woche auf dem Friedhof, zwischendurch telefonieren sie. „Man kann mit ihr wunderbar scherzen und lachen.“

Dass zwischen dem ehrenamtlichen Besucher und dem allein lebenden Senior die sprichwörtliche Chemie stimmt, dafür sorgt Cornelia Haß, Presbyterin an der Weseler Gnadenkirche. „Sie ist für uns ein Glücksfall“, lobt Alfred Kehl. Denn sie hat ein Gespür dafür, wer zusammen harmoniert – oder auch nicht. „Das ist eine hohe Kunst, die sie beherrscht.“ Damit keine Missverständnisse aufkommen, betonen Cornelia Haß und Alfred Kehl, dass die Besuchspartner nicht als Dienstleister bereit stünden. Die Begleiter seien nicht dazu da, die Senioren bei Einkäufen oder Behördengängen zu begleiten. Dafür gebe es eine Reihe von professionellen Anbietern.

Neben den monatlichen Treffen in Räumen des Evangelischen Krankenhauses, bei denen sich die Ehrenamtler in so genannten Feedbackrunden über ihre Erfahrungen austauschen, gibt es Weiterbildungsvorträge und -diskussionen, damit die Seniorenbegleiter ihre Aufgaben besser bewältigen können.

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