Fünf-Zentner-Bombe in Wesel entschärft Bahnhof wegen Bombenfund evakuiert

Wesel · Gerade mal 25 Minuten benötigte der Kampfmittelräumdienst, um den Zünder einer amerikanischen Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg zu entschärfen, die auf dem Fusternberg gefunden worden war.

 Wegen der Entschärfung war unter anderem die Wilhelmstraße zwischen Bahnhof und Berliner Tor von 15.30 bis 17 Uhr komplett gesperrt.

Wegen der Entschärfung war unter anderem die Wilhelmstraße zwischen Bahnhof und Berliner Tor von 15.30 bis 17 Uhr komplett gesperrt.

Foto: Klaus Nikolei

Um Punkt 17 Uhr war auf dem Fusternberg und in der Innenstadt ein lauter Knall zu hören. Wenige Minuten später gab es einen Heulton der Sirenen. Das Zeichen dafür, dass bei der Entschärfung einer Fünf-Zentner-Bombe auf einem Baugrundstück an der Fusternberger Straße alles gut gegangen ist.

Gerade mal 25 Minuten hatte Feuerwerker Uwe Palmroth vom Kampfmittelräumdienst aus Düsseldorf benötigt, um den Zünder der rostigen Bombe mit Spezialwerkzeug auszubauen und aus sicherer Entfernung automatisch zu sprengen.

Eigentlich hätten der stets gut gelaunte 52-Jährige und sein dreiköpfiges Team um 16 Uhr mit ihrer Arbeit anfangen sollen. Doch aus unerfindlichen Gründen liefen oder radelten immer noch Personen an der Fusternberger Straße vorbei. Offenbar hatten sie nichts von der nötigen Evakuierung des Bereichs rund um die Fundstelle mitbekommen.

 Familie Nohl vom Fusternberg: „McDonald’s statt Mittagessen zu Hause.“

Familie Nohl vom Fusternberg: „McDonald’s statt Mittagessen zu Hause.“

Foto: Klaus Nikolei

Rund 1300 Fusternberger mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Außerdem musste noch eine bettlägerige Frau aus ihrer Wohnung gebracht werden, was den Start der Arbeiten weiter verzögert hat. Und so kam es, dass Palmroth und seine Kollegen erst gegen 16.30 Uhr so richtig loslegen konnten.

Die Bombe war bei Sondierungsarbeiten in einer Tiefe von 2,50 Meter entdeckt und am Dienstagmorgen von einem Bagger freigelegt worden. Luftbilder aus dem Zweiten Weltkrieg dienten als Anhaltspunkt, dass auf dem Baugrundstück womöglich noch eine Bombe sein könnte. Bis die Stadtverwaltung unter anderem Kindergärten, die Fusternberger Grundschule und die Medien per E-Mail über die Evakuierung von Teilen des Fusternbergs und des Bahnhofs informierten konnte, war es bereits 13 Uhr und später. „Denn vorher mussten wir ja noch alles mit der Bahn und der Polizei absprechen“, erklärte Ordnungsdezernent Klaus Schütz im Gespräch mit unserer Redaktion.

Schütz und mehrere Mitarbeiter aus dem Rathaus sowie die Feuerwehr hatten sich um kurz nach 15 Uhr am Berliner Tor zur Lagebesprechung getroffen. Polizeibeamte von Land und Bund sperrten die Straßen rund um den Bahnhof und auf dem Fusternberg ab. Es kam zu Staus. Anwohner zwischen Bahnhof und Berliner Tor mussten in ihren Häusern und Büros bleiben.

 Roland Pulm, Martin Bartels, Uwe Palmroth und Maikel Plum (v.l.) sind froh, dass alles geklappt hat. Die entschärfte US-Bombe landet im Zerlegebetrieb des Kampfmittelräumdienstes.

Roland Pulm, Martin Bartels, Uwe Palmroth und Maikel Plum (v.l.) sind froh, dass alles geklappt hat. Die entschärfte US-Bombe landet im Zerlegebetrieb des Kampfmittelräumdienstes.

Foto: Klaus Nikolei

Der Bahnhof selbst wurde um 15.30 Uhr geräumt. Züge fuhren dann natürlich nicht mehr. Auch die Gäste der McDonald’s-Außengastronomie wurden von Beamten der Bundespolizei freundlich aufgefordert, den Bereich in Richtung Berliner Tor zu verlassen. Dazu gehörte auch Familie Nohl, die nur wenige Meter von der Bomben-Fundstelle entfernt wohnt.

„Die Mittagsbetreuung unserer Grundschule hat angerufen und uns gebeten, unseren Sohn abzuholen“, erzählt Sabrina Nohl. Zeit, noch mit der ganzen Familie zu Essen, hatte sie nicht mehr. „Also sind wir spontan zum Bahnhof, um dort etwas zu essen“, sagt Christian Nohl, ihr Mann. Der wundert sich darüber, dass die Stadt nicht früher über die Evakuierung informiert hat. „Das hätte man doch gewiss am Tag vorher schon machen können. Die Fahrzeuge des Kampfmittelräumdienstes stehen schon seit Tagen an der Fusternberger Straße.“ Auch die Info über die Warn-App Nina sei spät gekommen, erzählt er.

Auf Anfrage erklärte Klaus Schütz, dass man am Dienstagvormittag noch davon ausgegangen sei, dass es womöglich noch einen Bombenfund an der Dinslakener Landstraße geben könnte. „Dann hätte der Evakuierungsradius ganz anders auffallen müssen. Als sich dann herausgestellt hat, dass nur an der Fusternberger Straße ein Bombe im Boden liegt, haben wir aber sofort reagiert.“ Unter anderem mit Lautsprecherdurchsagen wurde die Bevölkerung am Nachmittag über die Entschärfung und die Evakuierungsmaßnahmen informiert. Mitbekommen hat das allerdings nicht jeder. 

(kwn)
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