Ausstellung in der Galerie im Centrum Wesel Museum feiert Wesels Wiederaufbau

Wesel · Sonntag wird die Ausstellung „Wunder aus Trümmern“, die derzeit aufgebaut wird, eröffnet. Im Centrum werden Fotos, Dokumente und Weseler Produkte aus der Wirtschaftswunderzeit gezeigt. Wir haben uns schon mal umgeschaut.

 Motorräder waren in den 50er Jahren ein beliebtes Fortbewegungsmittel, weil Autos damals für viele noch unerschwinglich waren. In der Ausstellung ist diese Express zu bewundern.

Motorräder waren in den 50er Jahren ein beliebtes Fortbewegungsmittel, weil Autos damals für viele noch unerschwinglich waren. In der Ausstellung ist diese Express zu bewundern.

Foto: Klaus Nikolei

Jeder Weseler, ob in der Stadt vor vielen Jahren aufgewachsen oder zugezogen, sollte sich in den nächsten drei Monaten fest vornehmen, das Städtische Museum an der Ritterstraße zu besuchen. Jedenfalls, wenn er sich ein wenig für die Stadtgeschichte interessiert. Denn in der Galerie im Centrum wird ab Sonntag, 8. September, die Ausstellung „Wunder aus Trümmern – Die wirtschaftliche Entwicklung einer störten Stadt“ zu sehen sein. Und zwar bis zum 15. Dezember. Zur offiziellen Eröffnung im Bühnenhaus ist am Sonntag jeder willkommen (siehe Infobox).

 Das Spiel „Schwarz gegen Weiß“ lockte 1953 viele Zuschauer.

Das Spiel „Schwarz gegen Weiß“ lockte 1953 viele Zuschauer.

Foto: Klaus Nikolei

Unsere Redaktion hat sich am Donnerstag die stadtgeschichtliche Ausstellung, die sich aktuell noch im Aufbau befindet, vorab einmal angesehen.

 Wenn im Wesel der Nachkriegszeit Schützenfest gefeiert wurde, hatten die Geschäfte geschlossen, die Kinder schulfrei.

Wenn im Wesel der Nachkriegszeit Schützenfest gefeiert wurde, hatten die Geschäfte geschlossen, die Kinder schulfrei.

Foto: Klaus Nikolei

Auch wenn noch längst nicht alle der vielen Schwarz-Weiß-Bilder aus der sogenannten Wirtschaftswunderzeit mit Erklärungstexten versehen sind und auch so manches Ausstellungsstück in den Glasvitrinen noch nicht benannt ist, wird beim Rundgang durch die Galerie klar, dass jedem Nostalgiker hier warm ums Herz wird.

 Raritäten: Schilder der Fahrschule Niehues, die es noch heute gibt.

Raritäten: Schilder der Fahrschule Niehues, die es noch heute gibt.

Foto: Klaus Nikolei

Auf einem dicken roten Band, das sich durch die gesamte Ausstellung zieht, sind zu Beginn Fotos der Geschäfte an der Hohen Straße zu sehen, auf der damals noch die Straßenbahn gefahren ist. Wo sich heute beispielsweise der Telekom-Shop befindet, gab es in den 50er Jahren Lebensmittel bei Otto Mess. Und gegenüber, wo heute Galeria steht, war in den 50er Jahren das neue Rathaus errichtet worden. Bilder aus dem Verwaltungsbau, ein altes Telefon, Stempel und ein liebevoll gearbeitetes Modell des Rathauses sind weitere Hingucker. Ebenso Bilder und Zeitungsartikel über den Einsturz des Hansa-Kaufhauses gegenüber der Hauptpost, bei dem im Februar 1954 vier Menschen ihr Leben verloren.

 Ein Hingucker aus den 60er Jahren ist dieses Freizeitkleid.

Ein Hingucker aus den 60er Jahren ist dieses Freizeitkleid.

Foto: Klaus Nikolei

Die Ausstellungsmacher haben mehr als ein Dutzend Zeitzeugen zu ihren Erinnerungen an die 50er und 60er Jahre befragt. Die Interviews sind an mehreren Stellen zu sehen. Die bewegten Bilder werden mit Hilfe eines Beamers auf Leinwände im Hochformat projiziert. Es lohnt sich, den Senioren zuzuhören, die Wesel zum Teil mit aufgebaut haben.

 In Wesel, das zeigt die Ausstellung, gab es einst eine Brillenproduzenten,

In Wesel, das zeigt die Ausstellung, gab es einst eine Brillenproduzenten,

Foto: Klaus Nikolei

Ein altes Motorrad der Firma Express gibt es zu bestaunen in dem Ausstellungsbereich, in dem es ums Thema Mobilität geht. Weil Autos nach dem Krieg unerschwinglich waren, erlebten Motorräder einen wahren Boom.

 Zeitzeugen wie Willi Meesters wurden von den Ausstellungsmachern interviewt und gefilmt. Die Beiträge werden auf Leinwand gezeigt.

Zeitzeugen wie Willi Meesters wurden von den Ausstellungsmachern interviewt und gefilmt. Die Beiträge werden auf Leinwand gezeigt.

Foto: Klaus Nikolei

Vor allem, wer sich für Sport interessiert ist, gerät bei der Ausstellung ins Schwärmen. Da gibt es Bilder und das Plakat eines „Fußball-Großkampfes“ „Schwarz gegen Weiß“, bei dem sich Bäcker und Schornsteinfeger auf dem damaligen Heuberger Sportplatz gegenübergestanden haben. Auf dem gleichen Spielfeld fanden seinerzeit auch Handballspiele der Frauen statt. Zwei historische Aufnahmen zeigen außerdem die aus Wesel stammende Eva Falk, die in den 50er Jahre eine bekannte Autorennfahrerin war und internationale Erfolge feierte.

 In einer Glasvitrine ist das Modell des Rathauses zu sehen, das nach dem Krieg am Matenakreuz errichtet wurde und später dem Kaufhof weichen musste. Auch ein Telefon und eine Schreibmaschine aus dem Verwaltungsbau werden ausgestellt.

In einer Glasvitrine ist das Modell des Rathauses zu sehen, das nach dem Krieg am Matenakreuz errichtet wurde und später dem Kaufhof weichen musste. Auch ein Telefon und eine Schreibmaschine aus dem Verwaltungsbau werden ausgestellt.

Foto: Klaus Nikolei
 Fotos, Zeitungsartikel und ein Backstein erinnern an das schwere Unglück beim Bau des Hansa-Kaufhauses 1954. Damals starben vier Menschen.

Fotos, Zeitungsartikel und ein Backstein erinnern an das schwere Unglück beim Bau des Hansa-Kaufhauses 1954. Damals starben vier Menschen.

Foto: Klaus Nikolei

Natürlich widmet sich die Ausstellung, in der Zeitgeist der Wirtschaftswunderjahre spürbar wird, auch den Weseler Firmen. Wer weiß schon, dass es in Wesel einmal eine Brillenfabrik gegeben hat? Oder auch eine Metzgerei in der Innenstadt, in der man Frikadellen & Co. aus einem Schlaraffenland-Automaten ziehen konnte?

 Viele Kinder, die in der Zeit des Wirtschaftswunders in Wesel geboren wurden, erinnern sich sicher gerne an den Eiswagen von Martinelli in Form einer Gondel.

Viele Kinder, die in der Zeit des Wirtschaftswunders in Wesel geboren wurden, erinnern sich sicher gerne an den Eiswagen von Martinelli in Form einer Gondel.

Foto: Klaus Nikolei

Fazit: Es ist eine Ausstellung, die wirklich Spaß macht. Die erste offene Führung findet übrigens am Donnerstag, 12. September, um 19 Uhr für Interessierte statt. Heiko Suhr, der kommissarische Leiter des Stadtarchivs, wird unter anderem über seine Lieblingsobjekte der Ausstellung sprechen. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

Es gibt ein umfangreiches Rahmenprogramm zur Ausstellung, die bis Mitte Dezember zu sehen ist. Die Themen und genauen Daten enthält ein Flyer, der unter anderem im Centrum ausliegt. Weitere Infos unter www.wesel.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort