Archäologen begleiten Großbaustelle in Wesel Festungsfunde  werden dokumentiert

Wesel · Der Bauverein ist froh, dass es mit dem Projekt an der Esplanade und der Kreuzstraße weitergeht. Der Bau der Tiefgarage ist nicht gefährdet.

 Um diese Festungsmauern nahe der Kreuzstraße geht es. Bevor sie abgetragen werden können, müssen die Anlagen dokumentiert werden.

Um diese Festungsmauern nahe der Kreuzstraße geht es. Bevor sie abgetragen werden können, müssen die Anlagen dokumentiert werden.

Foto: Fritz Schubert

Nach vier Wochen Stillstand auf der Großbaustelle Esplanade/Kreuzstraße kann jetzt die Arbeit weitergehen. Die Bauverein Wesel AG hat eine archäologische Fachfirma gefunden, die nun die weiteren Ausschachtungen auf dem Gelände des ehemaligen Kreiswehrersatzamtes begleiten wird. Hintergrund sind die überraschenden Funde von bis dato unbekannten Mauerwerken der Weseler Festungsanlagen (wir berichteten). Diese werden nun von der Firma LQ Archäologie (Linnemann, Quenders und Partner) aus Waltrop gesichert und dokumentiert. Die gute Nachricht für Norbert Häeser, Vorstand des Bauvereins: Die ursprüngliche Planung ist durch die Funde nicht gefährdet.

„Wir sind froh, dass wir die Tiefgarage wie vorgesehen bauen können“, sagte Haeser am Dienstag auf Anfrage unserer Redaktion. Nicht betroffen vom Baustopp waren bekanntlich die beiden benachbarten Abschnitte des Gemeinschaftsprojektes, die von der Wohnungsbaugenossenschaft Wesel (WBW) und der Radiologie des Marien-Hospitals errichtet werden und schon weit fortgeschritten sind.

Dass es ein wenig gedauert hat, die nötigen Experten für die archäologische Dokumentation zu finden, ist auch der guten Wirtschaftslage geschuldet. Die aktuelle Hochkonjunktur im Bauhandwerk führt auch dazu, dass mehr Historisches freigelegt wird, was wiederum die Dienste der Fachleute erfordert. Zudem ist in solchen Fällen amtlichen Vorgaben zu folgen. Die Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) ist ebenso eingebunden wie der Kreis Wesel, dessen Grabungsgenehmigung einzuholen ist. Laut Haeser stehen 30 bis 40 Firmen auf einer Empfehlungsliste des LVR. Es habe eine Ausschreibung gegeben, an deren Ende die LQ Archäologie den Zuschlag bekommen habe. Kriterien waren es, jetzt Zeit für die Arbeiten zu haben und ein wirtschaftlich passendes Angebot vorgelegt zu haben.

„Das Zeitfenster für die ersten Schritte ist klein“, sagte Thorsten Quenter von LQ Archäologie am Dienstag auf Anfrage. Im Grunde kann nur in dieser Woche noch gearbeitet werden, dann ist Weihnachtspause. Erst am 2. Januar soll es weitergehen. Dennoch versprechen sich der Bauverein und die Archäologen von den ersten Tagen jetzt wichtige Erkenntnisse für die weitere Vorgehensweise, sagte Norbert Haeser. Ein Bagger wird am Mittwoch auf der Baustelle zurückerwartet.

Thorsten Quenders sagte, dass in diesem Jahr auf jeden Fall das gesichtet werden soll, was „Stand in diesen Minuten“ ist. Soll heißen: was derzeit schon freigelegt ist. Mit großem Gerät, aber auch händisch  solle die Grabungsarbeit dann weitergehen. Fotografisch, beschreibend und vermessungstechnisch sollen die Gemäuer dokumentiert werden. Dabei interessieren die Fachleute auch die Konstruktionsweise und technischen Details der Mauern sowie die umgebenden Schichten des Bodens samt der Erdverfärbungen. Dass die Festungsanlagen insgesamt prägend für die Stadtgeschichte Wesels sind, steht für Thorsten Quenders außer Frage. Mit der Arbeit der Archäologen werden weiße Flecken auf den Weseler Festungskarten nun getilgt.

Wie berichtet, waren die Bagger vor einigen Wochen auf Mauern gestoßen, mit denen hier niemand gerechnet hatte. Denn sämtliche (historischen) Karten und Pläne, die im Vorfeld zu Rate gezogen worden waren, gaben keine Hinweise. Dass es in dem Areal zwischen der Zitadelle und der Esplanade etwas hätte geben können, war zwar wahrscheinlich, nur konkret bekannt war nichts.

Während die Radiologie- und WBW-Neubauten unbehelligt blieben, hatte der Bauverein das Pech, zunächst auf eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg zu stoßen. Deren Entschärfung mit Evakuierung eines Teils der Innenstadt sorgte für die erste Unterbrechung. Es folgte der Fund der Mauern, bei dem aber gleichfalls schnell und korrekt gehandelt wurde. Martin Prior, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, bescheinigt den Verantwortlichen, „sich vorbildlich verhalten“ und sofort die richtigen Schritte eingeleitet zu haben.

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