Stadt gibt 21.000 Euro für Fitkids-Gruppenstunden-Projekt Drogenberatung: Älteste Suchtkranke ist 80 Jahre alt

Wesel · Damit die Gruppenarbeit des überregional anerkannten Projektes Fitkids fortgeführt werden kann, will die Stadt Wesel der Drogenberatungsstelle einen jährlichen Zuschuss in Höhe von 21.000 Euro (für Personalkosten) gewähren.

 In Wesel werden 133 Personen mit der Ersatzdroge Methadon behandelt – darunter auch eine 80-jährige Frau.

In Wesel werden 133 Personen mit der Ersatzdroge Methadon behandelt – darunter auch eine 80-jährige Frau.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Darauf haben sich die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses am Mittwoch geeinigt. Die restlichen 5000 Euro sollen durch Spenden finanziert werden.

Während der Sitzung im Ratssaal machte Sandra Groß von der Drogenberatungsstelle an der Fluthgrafstraße deutlich, wie wichtig die Gruppenstunden für die acht bis zehn Kinder aus suchtbelasteten Familien seien. Mit den Acht bis 13-Jährigen werden Ausflüge unternommen, es wird gespielt und geredet. In Wesel leben 152 Kinder in Familien, in denen Drogenmissbrauch ein Rolle spielt, 16 davon sind jünger als drei Jahre.

Interessante Daten und Fakten verriet im Ausschuss auch Ernst Heyermann, der seit mehr als 30 Jahren zum Team der Drogenberatungsstelle gehört und einst als Streetworker angefangen hat. Er sprach davon, dass in Wesel mehr als 400 drogenabhängige Menschen beraten werden. 69 davon sind unter 20. Die älteste Frau, die Methadon als Ersatzdroge konsumiere, sei 80.

„Eine 80-Jährige, die substituiert, das hätte es früher nicht gegeben. Noch vor 20 Jahren sind viele Heroinabhängige mit 30 gestorben“, sagte Drogenberatungs-Chef Jörg Kons. Insgesamt befinden sich 133 Abhängige in der Substitution. Das Methadon werde durch einen Hünxer Arzt verteilt. Kons beklagt, dass die Ausgabe nur zwischen 11.45 und 12.45 Uhr möglich sei. „Das Problem ist, dass die Vergabezeiten mit normalen Arbeitszeiten nicht zu vereinbaren sind“, so Kons.

Ernst Heyermann machte auf einen besorgniserregenden Trend aufmerksam. Die Zahl der Cannabis-Abhängigen – derzeit 91 – steige an. Zu tun habe das damit, dass Marihuana, das unter idealen Bedingungen in Scheunen angebaut wird, nicht zwei bis drei Prozent des Wirkstoffs THC, wie im Freilandanbau, enthalte, sondern 20 Prozent. „Dadurch“, sagt Heyermann, „werden die Konsumenten schneller süchtig.“ Sorgen bereitet der Beratungsstelle auch, dass die Zahl derer, die als „Beikonsum“ Alkohol trinken, steigt. „Da gibt es Leute, die brauchen nebenbei drei bis vier Flaschen Schnaps täglich“, so Heyermann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort