In der Apollo-Passage Friseursalon von verwirrtem Weseler verwüstet

Wesel · Die Polizei hat einen Weseler (26) festgenommen, der am Samstag in der Apollo-Passage gewütet hat. Er zerschlug mit einem Hammer die Scheibe eines Autos und danach die Fenster eines Friseursalons. Der Mann wurde in die Psychatrie einer Klinik in Dinslaken eingewiesen.

 Tarkan Dasdan, sein Bruder Bora und Vater Yahya (v.l.) haben den „verwirrten Täter“ am Samstag festgehalten, der die Scheiben ihres Friseursalons in der Apollo-Passage mit einem Hammer eingeschlagen hatte.

Tarkan Dasdan, sein Bruder Bora und Vater Yahya (v.l.) haben den „verwirrten Täter“ am Samstag festgehalten, der die Scheiben ihres Friseursalons in der Apollo-Passage mit einem Hammer eingeschlagen hatte.

Foto: Klaus Nikolei

Bora Dasdan steckt noch immer der Schreck in den Gliedern. Was er am Samstag in seinem Friseursalon Bora in der Weseler Apollo-Passage erlebt hat, wird er wohl sein Lebtag nicht mehr vergessen.

In dem Salon herrscht Hochbetrieb. Gegen 12 Uhr betritt ein junger Mann den Salon. Er redet wirres Zeug und filmt sich dabei auch noch. „Mir kam das alles sehr seltsam vor“, sagt Bora Dasdan. Er bittet den Unbekannten zu gehen. Wenige Augenblicke später hört der 26-Jährige hinter sich Schläge, Glas splittert. „Ich dachte, da schießt jemand.“ Tatsächlich schlägt der Unbekannte mit einem Hammer gegen die Glastür und drei Frontscheiben. Fünf Kunden, darunter ein Kind, schreien und flüchten in dem dreigeschossigen Ladenlokal über eine Wendeltreppe in den Keller beziehungsweise ins Obergeschoss. Kurze Zeit später ruft jemand: „Er ist weg.“ Bora Dasdan und sein jüngerer Bruder Tarkan sind zwar „geschockt“, wie sie sagen, nehmen aber die Verfolgung des Täters auf. Auf der Straße Heuberg erwischen sie ihn, werfen ihn zu Boden. „Er blutete aus mehreren Wunden. Offensichtlich hatte er sich an den Glassplittern geschnitten“, berichtet Bora Dasdan im Gespräch mit unserer Redaktion. Die inzwischen alarmierte Polizei bringt den Mann in ein Weseler Krankenhaus, wo er ärztlich versorgt wird.

 Der 26-jährige Täter hat mit einem Hammer schweren Schaden angerichtet.

Der 26-jährige Täter hat mit einem Hammer schweren Schaden angerichtet.

Foto: Bora Dasdan

Die Brüder Dasdan kehren in ihren Salon zurück, beginnen mit den Aufräumarbeiten, telefonieren mit der Versicherung. Keine 40 Minuten später steht der Täter wieder im Laden. Diesmal allerdings ohne Hammer. „Ich dachte, das kann doch nicht sein, der ist doch im Krankenhaus.“ Der Mann schreit wieder herum, lauter wirres Zeug, „Ich weiß nur noch, dass er gerufen hat: ,Ihr habt ein dickes Auto, einen Laden – und ich hab’ nichts’“, sagt Bora Dasdan.

Vater Yahya Dasdan ist ebenfalls in den Salon geeilt. Der bekannte Weseler Boxtrainer ballte seine Faust und schlägt den Mann nieder. Dabei bricht er sich den Mittelfinger. Der 26-Jährige flieht. Doch Yahya Dasdan kann ihn auf der Hohen Straße einholen. Bis zum Eintreffen der Polizei hält er ihn fest. Die beiden Brüder und der Vater wollen am Wochenende in Gesprächen mit Bekannten erfahren haben, dass der Täter offenbar wenige Tagen zuvor aus der Psychiatrie entlassen worden sein soll. Außerdem soll die Polizei den Mann nach wenigen Stunden wieder auf freien Fuß gesetzt haben.

Auf Anfrage unserer Redaktion erklärte ein Sprecher der Polizei am Montag, das man davon nichts wisse. Fakt sei, dass der mutmaßliche Täter, dem unter anderem Sachbeschädigung vorgeworfen werde, bereits am Samstag in eine „entsprechende Einrichtung nach Dinslaken eingewiesen“ wurde.

Der 26-Jährige hatte nicht nur die Scheiben des Friseursalons eingeschlagen, sondern nach Angaben der Polizei zuvor auch die Frontscheibe und die Kühlerhaube eines Pkw mit einem Hammer schwer beschädigt. Bei dem Wagen, so erzählt es Bora Dasdan, soll es sich um einen neuwertigen BMW handeln. „Unser Wagen war es aber nicht.“

Dass der Tatverdächtige im Krankenhaus nicht von Beamten bewacht wurde, erklärt die Polizei mit dem „ruhigen Gemütszustand“ des 26-Jährigen. Das sei so mit dem Krankenhauspersonal abgesprochen gewesen, heißt es in einer Pressemitteilung der Kreispolizeibehörde. Die Ermittlungen dauern an.

Die Familie Dasdan beziffert den Schaden auf mehrere Tausend Euro. Noch ist unklar, ob und welche Versicherung die Reparaturkosten übernimmt.

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