Sebastian Hense "Werden Michelbrink weiterhin einladen"

Wesel · Der Chef der Weseler CDU über die aktuelle Austrittswelle, das Ende persönlicher Anfeindungen und die Lust, etwas in der Stadt zu bewegen.

 Sebastian Hense ist seit März Chef des Weseler CDU-Stadtverbandes.

Sebastian Hense ist seit März Chef des Weseler CDU-Stadtverbandes.

Foto: Malz

Der Austritt gleich mehrerer (Rats-)Mitglieder aus der CDU hat in den letzten Tagen für Schlagzeilen und kontroverse Diskussionen in der Stadt geführt. Seitdem sind die Augen der Öffentlichkeit nicht nur auf CDU-Fraktionschef Jürgen Linz, sondern auch auf Sebastian Hense gerichtet. Denn der 37-jährige Pädagoge ist nicht nur Vize-Fraktionschef, sondern seit März auch Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes.

Die CDU kommt nicht zur Ruhe. Vor einer Woche waren es die unzufriedenen Franz Bothen, Thomas Moll, Jürgen Lantermann und Patrick Tenhaeff, die der Partei den Rücken gekehrt und die Fraktion "Wir für Wesel" gegründet haben. Und dann verkündete plötzlich auch Stadtwerke-Chef Franz Michelbrink seinen Austritt.

Hense Diese Nachricht, über die ich mich natürlich nicht freuen kann, kam für mich nicht ganz überraschend. Aber ich bin froh, dass er weiterhin - bis zu seinem Ruhestand - bei den Stadtwerken arbeitet.

Was glauben Sie, warum er seiner Partei, für die er kurzfristig 2004 als Bürgermeisterkandidat gegen Ulrike Westkamp in den Wahlkampf gezogen ist, verlassen hat? Es heißt, die Fraktion habe auf seine Ratschläge verzichtet.

Hense Wir haben ihn stets zu den Fraktionssitzungen eingeladen, wenn es um Stadtwerke-Themen ging. Und das werden wir auch weiterhin tun.

Michelbrink ist bekanntlich mit Bothen & Co. eng verbunden. Haben Sie nie versucht, die Probleme, die es mit den unzufriedenen Ratsleuten gab, in Gesprächen zu lösen?

Hense Den Streit, der am Abend der Kommunalwahl 2014 ausbrach, wollte schon mein Vorgänger Dr. Schott als Stadtverbands-Chef schlichten. Er musste allerdings erkennen, dass dieser Streit nicht zu schlichten war. Auch ich habe es seit März versucht. Jetzt aber müssen die Streitereien zu Ende sein.

Was sagen Sie dazu, dass mittlerweile auch der stellvertretende Sachkundige Bürger Harald Lickes aus der CDU ausgetreten ist.

Hense Dazu sage ich nichts.

Es soll einen Nachrücker geben.

Hense Ja, wir werden der Fraktion Sebastian Nuyken, 18, von der Jungen Union vorschlagen.

Es gibt Kritiker, die beklagen, dass Sie Parteichef und Fraktions-Vize sind. Kontrollieren Sie sich also selbst?

Hense Das hat nichts mit Kontrolle zu tun. Partei und Fraktion kann man nicht vollständig trennen. Da gibt es wichtige Synergieeffekte. Ich sehe kein Problem darin.

Ein Problem hatten Sie zuletzt mit SPD-Fraktionschef Ludger Hovest. Den haben Sie sich verbal zur Brust genommen, als dieser mal wieder Jürgen Linz harsch kritisiert hat.

Hense Richtig. Mittlerweile haben wir uns unterhalten und abgemacht, dass wir künftig ohne persönliche Angriffe auskommen wollen.

Womit will die dezimierte CDU-Fraktion punkten, wenn über die Austritts-Story Gras gewachsen ist.

Hense Weil Jürgen Linz und ich die volle Unterstützung der Fraktion spüren, werden wir sofort damit beginnen, die CDU klar zu positionieren. Wir sind dafür, dass geprüft wird, ob das Rheinbad als Standort eines Kombibades in Frage kommt. Wir wollen uns als familienfreundliche Partei weiterhin einen Namen machen, kümmern uns intensiv um Schulthemen, sind natürlich auch weiterhin eine Wirtschaftspartei und wollen helfen, dass ein Träger für das Bislichbad gefunden wird. Es gibt viel zu tun.

KLAUS NIKOLEI FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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