Wesel Wenn die Bürgermeisterin ausfällt

Wesel · Seit ihrem Sturz beim Nikolausmarkt ist Ulrike Westkamp krankgeschrieben. Das hat zur Folge, dass Beigeordneter Daniel Kunstleben die Amtsgeschäfte führen und Birgit Nuyken (CDU) die beiden wichtigsten Gremien leiten muss.

Wesel: Wenn die Bürgermeisterin ausfällt
Foto: Bosmann, Jürgen (bosm)

Bürgermeisterin Ulrike Westkamp ist weiterhin krankgeschrieben. Die Folgen ihres Sturzes beim Nikolausmarkt am Berliner Tor sind noch nicht auskuriert. Wie berichtet, hatte Westkamp sich bei dem Unfall schwere Verletzungen mit Knochenbrüchen im Schulterbereich zugezogen. Der Ausfall der Chefin legt zwar nicht gleich die Stadtverwaltung lahm, aber er hat dennoch erhebliche Auswirkungen für eine ganze Reihe von Mitarbeitern und auch für einige Politiker.

Ganz klar geregelt ist natürlich die ordnungsmäßige Führung der Amtsgeschäfte. Es greift das, was auch in Urlaubsfällen gilt. Als Erster Beigeordneter hat Daniel Kunstleben das Heft in der Hand. Sollte auch er verhindert sein, übernehmen die weiteren Dezernenten das Ruder. Und zwar nach Dienstalter: zunächst Klaus Schütz, dann Paul-Georg Fritz. Keine Frage, dass die vertretungsweise Ausübung des Bürgermeisteramtes neben den ureigenen persönlichen Aufgaben zusätzliche Arbeit bedeutet.

Mehrarbeit gilt auch für die drei stellvertretenden Bürgermeister aus dem politischen Raum. Auch ihre Reihenfolge ist geregelt: Birgit Nuyken (CDU) ist Erste Stellvertretende Bürgermeisterin. Ihr folgen Dr. Peter Heß (SPD) und Marlies Hillefeld (Grüne). Sie sind im wesentlichen mit repräsentativen Aufgaben versehen. Da Ulrike Westkamp auch aus diesem Spektrum viele Termine selbst gemacht hat, nimmt die Belastung des politischen Trios jetzt zu. Außerdem gibt es ausgesprochen wichtige Aufgaben in der Sitzungsarbeit, da die Bürgermeisterin Vorsitzende des Haupt- und Finanzausschusses ist und natürlich auch dem Stadtrat vorsitzt. Die Gemeindeordnung NRW regelt, dass Nuyken als Erste Stellvertretende Bürgermeisterin in beiden Fällen einspringen muss. Im Fall auch ihres Ausfalls folgen im Rat Dr. Heß und Hillefeld. Im Haupt- und Finanzausschuss wäre allerdings nur Dr. Heß als Nächster an der Reihe: Weil die vorsitzenden Personen dieses Ausschusses aus dessen Mitte heraus gewählt werden, kommt Hillefeld nicht in Frage, da sie dem Gremium nicht angehört.

Nach dem unglücklichen Sturz der Bürgermeisterin musste Birgit Nuyken gleich beide Sitzungen - Aussschuss und Rat - leiten. In beiden ging es zudem um die wichtigsten Entscheidungen des Jahres: die haushaltsrelevanten Entscheidungen. "Sie hat sich richtig reinknien müssen", beschreibt Daniel Kunstleben mit Respekt vor Nuykens Leistung deren Situation in der Vorbereitungsphase und in der Sitzungsleitung. Nicht nur Nuyken betrat damit Neuland. Auch für Kunstleben waren es die ersten Haushalts-Sitzungen in der besonderen Position.

Wie sich die Genesung Ulrike Westkamps weiterentwickelt oder wie lange sie noch ausfällt, kann derzeit niemand sagen. Laut Daniel Kunstleben ist ihr Unglück der Berufsgenossenschaft ordnungsgemäß als "Wegeunfall in Ausübung ihrer bürgermeisterlichen Tätigkeit" gemeldet worden.

Wie Kunstleben im Gespräch mit der RP weiter erläuterte, gibt es die Städte, die über Monate den Ausfall ihrer Spitze verkraften müssen. Dafür könne es vielfältige Gründe geben. Von schweren Krankheiten samt langwierigen Therapien bis hin zur Neuwahl nach Abberufung zum Landrat oder Minister. Davon mag in Wesel, ausgerechnet im Jahr des Stadtjubiläums, natürlich niemand ausgehen.

(RP)
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