Wesel Welche Zukunft hat das Mehrgenerationenhaus?

Wesel · Ehrenamtliche Ideen beleben Stadtteil Schepersfeld. Diözesancaritasdirektor: Erhalt in kommunaler Verantwortung

 Über die Zukunft des Mehrgenerationenhauses diskutierten (v.l.) Anne Muskatewiz, Geschäftsführerin Anne Oberdorfer und Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann.

Über die Zukunft des Mehrgenerationenhauses diskutierten (v.l.) Anne Muskatewiz, Geschäftsführerin Anne Oberdorfer und Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann.

Foto: cpm

Mit 82 Jahren hat er angefangen, an einem Tag in der Woche Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen. Jetzt ist er 88 Jahre und kommt an zwei Tagen, weil die Nachfrage so groß ist. Für Anne Oberdorfer nur eins von vielen Beispielen neuer Ideen, die Bürger in das vor acht Jahren gegründete Mehrgenerationenhaus (MGH) Wesel eingebracht haben. Für die SkF (Sozialdienst katholischer Frauen)-Geschäftsführerin haben sie — unterstützt mit geringem hauptamtlichen Aufwand — eine neue soziale Infrastruktur im Quartier Schepersfeld geschaffen. Ob es am Jahresende weitergehen kann, ist fraglich, äußerte sie ihre Sorgen vor den Vertretern des Diözesancaritasverbandes Münster, die auf ihrer einwöchigen Tour durch den Kreis jetzt in Wesel das MGH als auch das Haus Honnerbach der Caritas Dinslaken-Wesel besuchten.

Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann sieht in der Idee der Mehrgenerationenhäuser ein Stück Zukunft der Sozialarbeit. Es liege in kommunaler Verantwortung, dieses Konzept, das seinen Erfolg als Bundesprojekt nicht zuletzt in Wesel bewiesen habe, zu erhalten. Das Mehrgenerationenhaus sei im großen SkF-Gebäude integriert und habe nicht nur Außenwirkung gezeigt, sondern auch den Sozialdienst katholischer Frauen verändert, so Oberdorfer. Mit Sorge habe man anfänglich auf die Öffnung der Eltern-Kind-Einrichtung für Kinder mit Behinderung geschaut. Aber, wie die Leiterin berichtete, überwögen die positiven Entwicklungen eindeutig den Verlust an Privatsphäre. Die Bewohner machen in den Gruppen mit und "überwinden Hemmschwellen".

Eine besondere Herausforderung sei das MGH für die Hauswirtschaft gewesen. Weil die Azubis keine Stellen fanden, habe man sie selbst eingestellt, sei dadurch aber auch gezwungen gewesen, seine Dienste auf dem freien Markt anzubieten. Die "schwarze Null" zu schaffen sei jedes Jahr aufs neue eine Zitterpartie, bekannte Oberdorfer, bislang sei dies aber immer gelungen. Ende 2014 läuft die Bundesförderung nach einer Verlängerung von fünf auf acht Jahre aus. Das Land lehnt eine Übernahme ab, sieht die Kommunen in der Pflicht. Bislang gebe es keine positiven Signale aus dem Rathaus, erklärte Oberdorfer.

Die Vernetzung, die Markenzeichen und Erfolg des Mehrgenerationenhauses ist, ist ebenso das Erfolgsrezept der Jugendhilfe. Im Haus Honnerbach, das die Caritas Dinslaken-Wesel vor einigen Jahren übernommen und inzwischen gründlich renoviert hat, stellten die Mitarbeiter aus den einzelnen Diensten ihre Arbeit vor. Deutlich wurde, wie die verschiedenen Maßnahmen individuell ineinandergreifen, um Familien zu stützen und Jugendlichen einen Weg in ein selbstständiges Leben zu bahnen. Das erkannte auch Bürgermeisterin Ulrike Westkamp an: "Diese Vielfalt ist sehr wesentlich und trägt zur gesellschaftlichen Entwicklung bei."

(RP)
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