Hamminkeln Wasser soll wieder teurer werden

Hamminkeln · Nachdem die Politik eine Konzessionsabgabe an die Kommunen eingeführt und dazu die Preise erhöht hat, drehen viele Kunden den Wasserhahn zu.

 Verbandsvorsteher ist der Reeser Bürgermeister Christoph Gerwers .

Verbandsvorsteher ist der Reeser Bürgermeister Christoph Gerwers .

Foto: Büttner, Martin (m-b)

Vor zwei Jahren hat der Wasserversorgungsverband Wittenhorst mit einem Tabu gebrochen und eine Konzessionsabgabe eingeführt. Um die zahlen zu können, muss der interkommunale Verband Gewinn machen. Davon profitieren die klammen Kämmerer der sechs angeschlossenen Städte und Gemeinden. Kehrseite der Medaille: Der jahrelang stabile Wasserpreis kletterte spürbar: um 16 Cent je Kubikmeter. Die Grundgebühr stieg um 63 Prozent. Prompt schlägt der Kunde zurück. Der dreht fortan den Hahn zu. Auffallend: Seit der Preis gestiegen ist, fällt die Abgabemenge pro Jahr um 160 000 m3. Der Jahreserlös sinkt um mehr als 200 000 Euro. Damit ist der durch den Dreh an der Gebührenschraube erzielte Gewinn nahezu verpufft. Folge: Die Preise sollen erneut steigen.

Die Gremien — der Betriebsausschuss berät um 16.30 Uhr, die Verbandsversammlung eine Stunde später — stehen heute im Saal Hoffmann in Dingden vor einer unliebsamen Entscheidung — und das ein halbes Jahr vor der Kommunalwahl.

Somit sind die Erklärungsversuche für den sparsamen Umgang mit Wasser in der Mehrhooger Zentrale auch dezent: Die Witterung habe vermutlich ihren Teil dazu beigetragen, aber vor allem das Nutzerverhalten der Verbraucher, so Geschäftsführer Günter Elting: "Es kann gut sein, dass immer mehr Haushalte auf wassersparende Technik setzten." Oder auf "Grauwasser" — Wasser aus dem Brunnen im eigenen Garten. Sofern das nicht in Küche und Bad fließt, ist das aus hygienischer Sicht "kein Problem", betriebswirtschaftlich aber schon. In den Rathäusern dürften die Abwasserkalkulatoren die Grauzone höchst kritisch beäugen.

Der Verband aber muss sich zunächst an die Fakten halten. Elting, der das Sparpotenzial für ausgeschöpft hält, sieht eine neuerliche Preiserhöhung für unausweichlich, um Wasserqualität und Dienstleistung auf Dauer zu gewährleisten. Er schlägt vor, den Wasserpreis nicht anzutasten, sondern die Grundgebühr für die 15 000 Haushalte um knapp 25 Prozent zu erhöhen. So will man dem Teufelskreis entrinnen und nicht neue Anreize schaffen, noch weniger Wasser abzunehmen. Unterm Strich muss ein durchschnittlicher Haushalt pro Jahr gut zwölf Euro mehr zahlen, damit der Verband nächstes Jahr 217 000 Euro Gewinn machen kann, um die Kämmerer zu bedienen.

(RP)
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