Wesel Was für mich zu Weihnachten gehört

Wesel · Welches Lied, welcher Film, welches Essen ist untrennbar mit Weihnachten verbunden? RP-Redakteur Henning Rasche erzählt es.

Hören

Zu vielen Dingen kommt der Mensch ja unter der Woche nicht. Deswegen: unbedingt Opern, viele Opern. Und dann "Die Zauberflöte". Es gibt auf diesem Erdball keine wundervolleren Melodien, keine samtigeren Stücke. Früher sind wir am zweiten Weihnachtstag mit der Familie ins Aalto nach Essen gefahren, dort spielten sie die Zauberflöte für mich zum ersten Mal. Auch von der CD sind Papagenos Singsang und die Arie der Königin der Nacht dazu geeignet, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren oder alternativ das Dunkel der Welt auszublenden. Wer es ohne Gesang möchte, dem sei wärmstens das Klarinettenkonzert (auch von Mozart, KV 622) empfohlen. Bei meinen eigenen Versuchen an der Klarinette bin ich an diesem Stück grandios gescheitert. Deswegen höre ich mir lieber Sabine Meyer an. Die kann das. Und wenn alle Stricke reißen: John Lennon, "Happy Xmas".

Gucken

Als Kind war Weihnachten ja schon deswegen gut, weil man bereits morgens mal den Fernseher anmachen durfte. Da lief dann "Winnetou", alle Filme hintereinander. Mit meinem Bruder habe ich sie gesehen, Heiligmorgens. Aber zwingender Bestandteil der weihnachtlichen Gesamtprozedur ist neben dem Weihnachts-"Tatort" (meistens nicht so gut wie erhofft) auch und gerade "Weihnachten bei Hoppenstedts" vom guten alten Loriot. Natürlich kann ich jeden der Dialoge nachsprechen und weiß jede Pointe bestens vorherzusagen. Meine familiären Mitmenschen fragen auch, ob es denn sein müsse, das jedes Jahr aufs Neue zu sehen. Dabei ist das doch ganz einfach: Ja, es muss sein. Denn so ein unverkrampfter Humor, an dem niemand einen Schaden nimmt, den gibt es ja kaum noch. Und: Gemütlich machen wir es uns danach.

Schmecken

Gegessen wird ja an Weihnachten den ganzen Tag — und das ist auch gut so. Durch den Geburtstag meines Vaters am Heiligen Abend, erübrigt sich so manches. Er wünscht sich Grünkohl und Linsensuppe zu Mittag, abends gibt es, wenig originell, aber traditionell, Raclette mit Gürkchen, Frikadellen, deftigem Magenschließerkäse und Mais. Das essen wir nur einmal im Jahr, immer am 24. Dezember, kurz vor der Bescherung. Irgendwann wird es Zeit, diese Tradition zu brechen, weil so richtig lecker findet das bei uns eigentlich niemand. Am ersten Weihnachtstag macht das Geburtstagskind vom Vortage dann eine ganze Gans, die mir aber ziemlich egal ist. Denn die Beilage Nummer eins ist das beste Gericht der Welt. Semmelknödel nach dem Rezept meines Opas Otto. Wahnsinn, das ist ein Aufwand. Kiloweise alte Brötchen muss ich dafür schneiden, aber das ist es wert. Schön mit Apfelrotkohl und der besten Soße der Welt: Nein, besser geht es nicht. Wirklich.

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