Veranstaltung in der Akademie Klausenhof Eine Wahldebatte ohne Kandidaten

Analyse | Dingden · In Dingden stand am Freitag die kommende Bundestagswahl im Mittelpunkt. Politik und Jugend näher zu bringen, war der Ansatz. Das erwies sich als schwierig, denn nicht alle Politiker folgten der Einladung. Es fehlte der Schlagabtausch.

 Die Schülerinnen und Schüler lauschen den Kandidaten und dem Moderator auf der Bühne. Links steht Hamminkelns Bürgermeister Bernd Romanski.

Die Schülerinnen und Schüler lauschen den Kandidaten und dem Moderator auf der Bühne. Links steht Hamminkelns Bürgermeister Bernd Romanski.

Foto: Thomas Hesse

Zeltveranstaltungen haben in Wahlkämpfen eine lange Geschichte. Die in Dingden am Freitag war vor allem eine, die die hiesigen Bundestagskandidaten zusammen auf die Bühne bringen sollte. In der Akademie Klausenhof stand die Bundestagswahl im Mittelpunkt. Rund 160 Schüler der Gesamtschule Hamminkeln gaben bei der U-18-Wahl im Zelt nicht nur ihre Stimme ab. Sie hörten sich auch Rainer Keller (SPD) und Bernd Reuther (FDP) an, die sich den Fragen von Moderator Daniel Riedl stellten.

Da war die ursprüngliche vorgesehene Viererrunde längst halbiert. Bundestagsabgeordnete Sabine Weiss (CDU), Gewinnerin der Wahl 2017, hatte zeitig abgesagt. Sie wurde in einer Sitzung zur Geldvergabe an Flutopfer in Berlin benötigt. Hans-Peter Weiß (Grüne) sagte freundlich Tschüss, da war das Podium noch nicht eröffnet. Er musste zu einem anderen Termin. Keller und Reuther blieben zum gepflegten Duell. Der Erkenntniswert hielt sich so in Grenzen.

Ausgewählt worden waren Kandidaten aus den im Rat befindlichen Parteien. Darüber hinaus stand Bürgermeister Bernd Romanski den Jugendlichen zur Verfügung. Aus dem Stegreif antwortete er bei Riedls Befragung und erwies sich einmal mehr als sattelfest bei verschiedensten kommunalpolitischen Fragen. Schade nur, dass manches angesichts eines dauernden Geräuschpegels im Zelt akustisch schwierig herüberkam. Wahl-O-Mat und Kanzlerkegeln, bei dem die Kandidaten reihenweise umfielen, und anderes rundeten das umfangreiche Programm ab. Würstchen und Getränke machten es zwischenzeitlich gemütlich.

Bernd Reuther aus Wesel, der für die Liberalen seit vier Jahren im Bundestag sitzt, und Rainer Keller, ebenfalls aus Wesel, Notfallsanitäter und einer, der nicht die übliche Politikerkarriere und parteiinterne Ochsentour gegangen ist, stellten sich sympathisch und offen vor. Keller äußerte sich zur Jugendpolitik und brachte einige Ideen ein. Er und Reuther sprachen sich dafür aus, Cannabis bei kontrollierter Abgabe zu legalisieren.

Auf die Publikumsfrage, wie sie zur AfD stehen, sagte Keller, er wollen nichts mit „Faschisten und Antidemokraten“ zu tun haben. Die, die AfD wählten, würden gegen ihre eigenen Interessen stimmen. Reuther sitzt im Bundestag in der FDP-Fraktion direkt neben den AfD-Politikern: „Was ich da an rassistischen und antidemokratischen Kommentaren höre, ist schockierend.“

Im Zelt ging es längst nicht mehr um den großen Schlagabtausch von vier kämpfenden Kandidaten, der interessant hätte werden können. Sondern mehr oder weniger um ein gelassenes Zwiegespräch, bei dem gegenseitiger Respekt an erster Stelle stand. So fehlte die Zuspitzung, an der man sich hätte reiben können.

Der Kandidatenschwund dieser Wahldebatte war insofern schade, als es das einzige komplette Aufeinandertreffen im Wahlkreis hätte werden sollen. In den verbleibenden zwei Wochen bis zur Wahl wird es die große Debatte nicht mehr geben. Gut, dass es immerhin den Versuch gab, Jugend und Politik einander nahezubringen.

„Ich finde es total super, dass sich die beiden Kandidaten trotz Zeitstress gestellt haben“, sagte Bernd Romanski. Dies Engagement gab ihm die Gelegenheit zur Botschaft: „Es ist richtig, sich persönlich einzubringen und einzusetzen. Politik bestimmt unser Leben, das muss man deutlich machen.“ Dann wurden die Wahlkabinen für die verbliebenen jungen Teilnehmer geöffnet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort