Bruder Gereon Henkhues Ein Canisianer im Unruhestand

Wesel/Kevelaer · Viele Jahre wirkte er als Pfarrer in Wesel: Bruder Gereon Henkhues hat sich lange als Sozialarbeiter und Seelsorger um Obdachlose gekümmert. Mit dem Umzug nach Kevelaer beginnt sein Leben als Pensionär — aber wohl nur auf dem Papier.

 Der Canisianer Gereon Henkhues freut sich auf seine Zeit bei der Brüdergemeinschaft in Keve­laer.

Der Canisianer Gereon Henkhues freut sich auf seine Zeit bei der Brüdergemeinschaft in Keve­laer.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Das Wort „Ruhestand“ existiert im Sprachgebrauch von Diakon Gereon Henkhues nicht. 1963 trat der heute 77-Jährige in die Brüdergemeinschaft der Canisianer ein und war seitdem als Sozialarbeiter, Gemeindereferent und Seelsorger im Einsatz. Zwei Jahre später als geplant, soll er nun seinen wohlverdienten Ruhestand antreten.

„Ich habe das wohlverdient gestrichen und nenne es eher Unruhestand“, sagt Bruder Gereon, der viele Jahre in Wesel wirkte, in der Kirchengemeinde Zu den Heiligen Engeln auf dem Fusternberg. „Ich möchte trotz meiner Pensionierung weiter für die Menschen da sein. Dafür bin ich ja auch noch fit genug.“

Als er von der Leitung der Brüdergemeinschaft gefragt wurde, wo er seinen – nach eigenen Worten – Unruhestand denn verbringen möchte, war die Antwort eindeutig: Kevelaer. Zum einen spielt Kevelaer als Gründungsort der Brüdergemeinschaft natürlich eine wichtige Rolle, zum anderen passe das Wallfahrtsbild der Trösterin der Betrübten, das auf dem Kapellenplatz zu sehen ist, sehr gut zu seinem bisherigen Leben.

„Ich durfte in meinem Leben schon für ganz viele Menschen da sein, die Trost benötigten“, erzählt Bruder Gereon. Dabei ging es oft um obdachlose Menschen – „Freunde von der Straße“, wie er sie nennt. „Viele davon hatten eine schreckliche Biografie hinter sich, litten unter Ausgrenzungen und wurden von breiten Teilen der Gesellschaft gemieden. Dass es weiterhin so viele obdachlose Menschen in Deutschland gibt, ist für so eine reiche Gesellschaft ein Skandal.“

Bereits in den 70er und 80er Jahren hatte er als Sozialarbeiter in Recklinghausen oft mit wohnungslosen Menschen zu tun. So auch später während seiner Zeit in Wesel oder zuletzt im Haus Maria Veen in Reken und im St. Antoniusheim in Vreden. „Der Mensch besteht nicht nur aus Leib, sondern auch aus Seele. Als Seelsorger war es meine Aufgabe, die Obdachlosen mit ihren Sorgen und Nöten zu begleiten und ihnen zu helfen“, erzählt Bruder Gereon.

Es sei für ihn immer eine erfüllende, aber vor allem auch bewegende und emotionale Aufgabe gewesen. „Ich habe mit so vielen Menschen gesprochen, die durch das soziale Netz gefallen sind. Da muss man oft den Schutt an schlimmen Erfahrungen mit Vorsicht und Vertrauen beiseiteräumen. Wenn das geschafft ist und die Bereitschaft, über persönliche Schicksale zu sprechen, erreicht wird, dann kann man von einer kleinen Auferstehung sprechen.“

Nun, da der Diakon in das Priesterhaus in Kevelaer gezogen ist, möchte er sich mit seiner Erfahrung zwar weiter in der Armen- und Bedürftigen-Sorge der Gemeinde engagieren, sieht sein Wirken aber vor allem in anderen Bereichen. „Ich sehe meine Aufgabe mit den Freunden von der Straße ein Stück weit als abgeschlossen und widme mich ganz meinen neuen Diensten und Tätigkeiten in der Gemeinde“, erklärt der Geistliche.

Wie sein neuer Alltag – vor allem auch mit dem Aufgabenbereich im Wallfahrtsbetrieb – genau aussehen wird, das wird sich wohl in den kommenden Tagen und Wochen erst einpendeln. Durch die corona-bedingten Ausfälle und Einschränkungen sei sein Start in Kevelaer langsam verlaufen, erzählt Bruder Gereon. „Ich bin beim Pfingstfest eingeführt worden und beginne jetzt Stück für Stück mit dem liturgischen Dienst. Durch die Begrenzungen lief das alles ein wenig verlangsamt ab.“

Predigtdienst, Begrüßung der Pilger, Tagesgebete, Marienlob: Das alles kommt nun auf Bruder Gereon in seiner neuen Lebensphase zu. Und genau darauf freue er sich, sagt er. So habe er sich seinen Unruhestand vorgestellt.

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