Wesel Von Blomberg erklärt die Festungsgeschichte

Wesel · Wesel-Marketing hat eine neue Stadtführung im Programm. Das Besondere: Sie findet an nur einem Ort statt. Das Haupttorgebäude der Zitadelle dient Bernd von Blomberg als Rahmen fürs Thema Festung.

 Alles Gelbe ist Festung gewesen. Mit einem eigens kolorierten Plan erläutert Bernd von Blomberg Wesels Militärgeschichte.

Alles Gelbe ist Festung gewesen. Mit einem eigens kolorierten Plan erläutert Bernd von Blomberg Wesels Militärgeschichte.

Foto: ekkehart malz

Von der Festung Wesel ist nicht viel übriggeblieben. Die Zitadelle versinnbildlicht am ehesten, wie ungeheuer groß die Anlage einmal war. Bernd von Blomberg (79) bezeichnet es als Wunder, dass das Haupttorgebäude den Zweiten Weltkrieg überstanden hat. Es dient ihm künftig als Rahmen für eine Stadtführung der besonderen Art. "Festung Wesel" lautet das Thema, das keinen Fußmarsch verlangt, allein an der Zitadelle plastisch wird und nun das Programm von Wesel-Marketing bereichert. Citymanager Thomas Brocker und Mitarbeiterin Cornelia Verheul-Schmitz stellten die Neuerung gestern mit Bernd von Blomberg in der Stadtinformation vor und waren unmittelbar von dessen Kurzfassung gefangen.

Denn mit der Festung kennt sich das engagierte Mitglied des Heimatvereins Diersfordt aus. Im Eiskeller am Schloss ist seit 2008 eine Ausstellung zu sehen, die von Blomberg damals mit dem städtischen Festungsexperten Josef Vogt konzipiert hat. Sein kürzlicher Umzug von Bislich in die Innenstadt brachte ihn auf die Idee, das Festungsthema anzubieten. Nachfrage sei ohnehin da gewesen, und da haben man gern zugegriffen, sagte Verheul-Schmitz. Brocker strich heraus, dass von Blombergs lebendiger Ritt durch die Historie Dinge nahe bringt, die man nicht unmittelbar an jeder Straßenecke erkennt, aber da sind.

Das können Merkwürdigkeiten wie extrem tief liegende Gärten am Halben Mond sein. Beim Schleifen der Festung Ende des 19. Jahrhunderts wurden die 30 bis 50 Meter breiten Gräben verfüllt und zu den heutigen Ringstraßen. Gleich daneben gab es tiefe Löcher. Von denen sind einige immer noch da.

Aber da sind wir fast schon am Ende der Geschichte, die im 17. Jahrhundert ihren Anfang nahm, als der Kurfürst von Brandenburg Wesel in Besitz nahm und den Ausbau zur Festung beschloss. Spanier, Niederländer, Franzosen und natürlich Preußen gaben sich hier die Klinke in die Hand. Ein großer Herrscher hatte ganz eigene Pläne. Napoleon wollte linksrheinisch eine Zitadelle anlegen, die fast so groß wie die ganze Festung Wesel werden sollte.

Wesels Lage war nicht nur strategisch wichtig, sondern auch geografisch gefährlich. Denn in der engen Außenkurve neigt der Rhein dazu, sich neue Wege zu suchen und von Menschenhand Geschaffenes zu zerstören. So spielten auch die Flüsse eine Rolle in Festungsbau und Landschaftsgestaltung. Später kamen Erfordernisse an die Sicherheit der Eisenbahn hinzu. Wer Bernd von Blomberg zuhört, der erfährt auch, welche Menschenmassen durch Wesel geschleust wurden. Zum Beispiel im Ersten Weltkrieg, als Wesel neben Köln der Versorgungsplatz für die Westheere war. Da lagen 28 Gleise im Bahnhof.

Kurz: Wesels Festungsgeschichte ist sehr spannende Stadtgeschichte.

(RP)
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