Wesel Viele Wege führen zur 1,0

Wesel · Sie haben es geschafft. Das Abitur ist bestanden – und zwar mit der Bestnote. Im Interview mit der RP verrieten vier Weseler Schüler ihr Erfolgsrezept. Zeit zum Ausruhen bleibt ihnen keine, es warten Bewerbungen, Aufnahmeprüfungen und Auslandsaufenthalte.

 Die vier Abiturienten (v.l.) Karolin Heesen, Fiona Merkl, Sebastian Brinks und Manuel Grunden sind sehr bescheiden, freuen sich aber trotzdem über die tolle Note auf ihrem Abiturzeugnis.

Die vier Abiturienten (v.l.) Karolin Heesen, Fiona Merkl, Sebastian Brinks und Manuel Grunden sind sehr bescheiden, freuen sich aber trotzdem über die tolle Note auf ihrem Abiturzeugnis.

Foto: Bosmann

Sie haben es geschafft. Das Abitur ist bestanden — und zwar mit der Bestnote. Im Interview mit der RP verrieten vier Weseler Schüler ihr Erfolgsrezept. Zeit zum Ausruhen bleibt ihnen keine, es warten Bewerbungen, Aufnahmeprüfungen und Auslandsaufenthalte.

Karolin Heesen und Fiona Merkl vom Andreas-Vesalius-Gymnasium sowie Sebastian Brinks und Manuel Grunden vom Konrad-Duden-Gymnasium sind vier Namen aus einer langen Liste von 401 Schülern, die in diesem Jahr in Wesel ihr Abitur gemacht haben. Mit einer Punktzahl zwischen 768 und den maximal erreichbaren 840 Punkten ziert ihr Abiturzeugnis jedoch die fabelhafte Durchschnittsnote 1,0. Besser geht es nicht! Die RP wollte das Geheimnis ihres Erfolgs erfahren und lud die vier Überflieger zum Gespräch in die Redaktion ein. Dabei zeigte sich, was für unterschiedliche Typen hinter den Top-Leistungen stecken.

Was muss man tun, damit eine 1,0 auf dem Abiturzeugnis steht?

Manuel Grunden Das Wichtigste ist, und das unterschätzen viele, dass man in der gesamten Oberstufe am Ball bleibt. Fast zwei Drittel der Note stehen ja vor dem Abitur schon fest.

Karolin Heesen Genau. Rausholen kann man am Ende sonst nicht mehr so viel. Man kann ja nicht kurz vor den Abi-Prüfungen alles aufholen.

Sebastian Brinks Wenn man kontinuierlich was tut, hat man es vor den Prüfungen gar nicht so schwer.

Fiona Merkl Ich finde es am wichtigsten, dass man Fächer wählt, an denen man Spaß hat. Dann ist auch die ganze Lernerei halb so wild.

Wie habt Ihr Euch auf die Prüfungen vorbereitet?

Sebastian Brinks Ich habe in den Osterferien richtig angefangen. Ich fasse mir den Stoff immer selbst zusammen und lerne ihn erst dann.

Fiona Merkl So mache ich es auch. Denn Vieles bleibt schon beim Zusammenfassen hängen. Meistens mehr als man denkt.

Karolin Heesen Ich habe mir für die Lernphase einen Zeitplan erstellt. Dadurch verliert man nicht den Überblick und sieht immer, wie man in der Zeit liegt.

Was macht Ihr, um zwischendurch den Kopf frei zu bekommen?

Sebastian Brinks Ich gehe schwimmen. Da ist man so richtig für sich und keiner quatscht einen an.

Karolin Heesen Ich wohne ziemlich ländlich. Für eine Auszeit schnappe ich mir einfach eine Freundin und den Hund und gehe ein bisschen spazieren. Dann spricht man mal über andere Dinge als über die Schule. Das lenkt ab.

Fiona Merkl Einfach mal ausschlafen oder einen ganzen Tag gar nichts machen, das hilft. Dann denkt man mal nicht an die Prüfungen. Oder ich spiele Geige. Wenn ich Musik mache, bin ich so konzentriert darauf, dass alles andere in den Hintergrund tritt.

Manuel Grunden Musik und Joggen wirken Wunder. Den Druck vor den Prüfungen brauche ich aber. Zwei bis drei Tage vor einer Klausur bin ich total fokussiert. Dann mache ich nichts außer Lernen.

Was sind Eure Lieblingsorte zum Lernen?

Karolin Heesen Ich brauche einen Schreibtisch, um meine Zusammenfassungen zu schreiben. Zum auswendig lernen mache ich es mir auch mal richtig gemütlich. Dann nehme ich ein dickes Kissen und belagere die Couch oder das Bett. Bei schönem Wetter kommt die Liege im Garten zum Einsatz.

Fiona Merkl Viel Platz ist das Wichtigste. Ich schlage meine Bücher auf und verteile meine Zettel über den ganzen Schreibtisch. Das Ganze sieht chaotisch aus, für mich hat es aber System.

Sebastian Brinks Bei mir ist es ähnlich. Ich setze mich meistens bei uns an den Küchentisch und breite mich aus. Die Hauptsache ist, dass es ausreichend Kaffee gibt.

Manuel Grunden Der Ort ist für mich nebensächlich. Letztens sind wir fünf Stunden mit dem Auto zu meinen Großeltern gefahren. Die Zeit habe ich einfach zum Lernen genutzt. Meistens brauche ich aber ein bisschen Platz. Meine Stichpunkte lernen kann ich nämlich nur im Laufen.

Frühaufsteher oder Nachtschwärmer? Zu welcher Tageszeit lernt Ihr am liebsten?

Sebastian Brinks Ich habe morgens immer erst etwas anderes gemacht, damit ich nicht das Gefühl bekomme, den ganzen Tag nur zu lernen. Am liebsten lerne ich sowieso abends. Es kann auch schon mal 22 Uhr werden, bis ich anfange.

Karolin Heesen Ich stehe schon früh auf. Dann lerne ich bis mittags, mache eine Pause, und dann geht es weiter. Abends mache ich dann andere Dinge. Irgendwann geht es einfach nicht mehr.

Fiona Merkl Nachmittags ist meine Zeit. Ich fand es in der Vorbereitungszeit schön, ausschlafen zu können. Bevor ich mich hinter die Bücher setze, muss ich den Tag erst einmal in Ruhe beginnen.

Manuel Grunden Ich fange auch gerne morgens schon an. Da ist man einfach am frischsten. Am Nachmittag habe ich immer ein Tief.

Die Schule ist geschafft. Was kommt?

Karolin Heesen Für mich ist schon lange klar, dass ich Medizin studieren will. Ab Montag mache ich ein Praktikum im St.-Vinzenz-Hospital in Dinslaken. Die Bewerbung fürs Studium ist auch schon fertig und wird bald abgeschickt. Ich möchte aber in NRW bleiben. Die Unis in Essen und Düsseldorf gefallen mir.

Fiona Merkl Ich habe schon eine Zusage aus Maastricht für den Studiengang europäische Studien bekommen. Vielleicht gehe ich aber auch nach Dresden und studiere internationale Beziehungen. Die nehmen aber nur 36 von rund 750 Bewerbern. Da gibt es extra Auswahlgespräche. Das wäre schon ein wahnsinniges Glück, wenn die mich nehmen würden.

Sebastian Brinks Ich will erst mal für ein halbes Jahr ins Ausland. Entweder nach Peru, um ein Bildungsprogramm zu betreuen, oder nach Afrika, um in einem SOS-Kinderdorf zu arbeiten. Das läuft beides über die Deutsche Post. Ich möchte mir darüber klar werden, wie gut es uns hier in Deutschland geht. Anschließend werde ich wohl Jura mit Schwerpunkt Wirtschaft studieren. Münster würde mir gefallen.

Manuel Grunden Ich möchte Tonmeister werden. Das ist im Prinzip, wie ein vollwertiges Musikstudium in dem man zusätzlich die Dinge lernt, die Tontechniker wissen müssen. Das kann man in Detmold und Berlin studieren. Die Aufnahmeprüfungen sind aber sehr hart. Ich muss meine beiden Instrumente, Klavier und Schlagzeug, vorspielen und Prüfungen in Gehörbildung, Musikgeschichte und -theorie ablegen. Wir werden zwischen 25 und 30 Bewerbern sein, drei bis vier bekommen einen Platz. Es ist nicht der einfachste Weg, aber das, was ich unbedingt machen möchte.

Niels Ebling führte das Gespräch.

(niel)
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