Schermbeck/Hünxe Verwarnung für Drogenanbauer

Wesel · Vier junge Schermbecker haben im Hünxer Wald eine Hanfplantage angelegt. Im September 2011 flog alles auf, gestern standen sie vor Gericht. Weil alle geständig waren, fiel das Urteil milde aus: Verwarnung und Bußgeld.

Julian, Felix, Dominik und Jona Lukas sehen ganz harmlos aus. Modische Frisuren, normale Kleidung, gepflegtes Erscheinungsbild, alle zwischen 19 und 21 Jahre, wohnhaft bei Mutter und/oder Vater in Schermbeck. Gestern sitzen sie jedoch auf der Anklagebank des Amtsgerichts in Wesel. Den vier jungen Männern wird der Erwerb, Schmuggel, Konsum und Handel von Betäubungsmitteln vorgeworfen. Und damit nicht genug: Auch die Herstellung steht auf der Anklageschrift. Denn Julian, Felix, Dominik und Jona Lukas haben im Hünxer Wald eine kleine Hanfplantage angelegt. "Für den Eigenbedarf", wie sie sagten. Und weil sie alle geständig waren und versicherten, seit einem Jahr drogenfrei zu sein, ließ der Vorsitzende Richter gestern Morgen Milde walten. Die Vier bekamen eine Verwarnung und müssen jeweils 500 Euro Bußgeld an die Drogenberatungsstelle in Wesel zahlen.

Was war geschehen? Die vier Freunde begannen vor viereinhalb Jahren mit dem Cannabis-Konsum. Zuerst in kleinen Mengen. "Später haben wir täglich ein Gramm geraucht", berichtet Julian. Das ging aufs Geld. Um Kosten zu sparen, informierten sich die jungen Männer im Internet über den Bau einer Hanfplantage. Beim gemeinsamen Abhängen — natürlich bekifft — beschlossen sie, selbst tätig zu werden. Also reisten sie an einem Samstag nach Amsterdam und besorgten sich die notwendigen Utensilien — Samen, Wärmelampen, etc.

Zwei der Angeklagten zogen die Sämlinge bis zu einer Größe von 15 Zentimetern auf. Anschließend wurden die Pflanzen in den Hünxer Wald gebracht. "Wir wohnen alle Jahre lang in dem Dorf, wir wussten, wo es abgelegene Stellen gibt", sagt Julian. Ausgesucht wurde ein umzäumtes Gelände am ehemaligen Munitionsdepot im Hünxer Wald. Zudem wurde ein rund dreimal 1,30 Meter großer Wasserteich für die Bewässerung gegraben.

Im September 2011 flog dann alles auf. Der Revierförster wollte den Zaun erneuern und stieß dabei auf die Plantage mit 30 fast erntereifen Marihuana-Pflanzen. Das hätte einen Ertrag von 2,7 Kilogramm ergeben. Er informierte die Polizei, die sich auf die Lauer legte. Danach ging es für Julian, Felix, Dominik und Jona Lukas ab, wie im Fernsehen — Festnahme, Hausdurchsuchung, Vernehmung. "Das hat Wirkung gezeigt" — da waren sich Staatsanwaltschaft und Gericht einig. Seitdem haben die Vier ihr Leben geändert. Julian, der eine Ausbildung beginnen möchte, treibt mit Felix Sport. Zudem unterzieht er sich regelmäßigen Drogenscreenings, um den Führerschein zu erhalten. Auch Jona Lukas, der eine Tischlerausbildung absolviert, lässt sich freiwillig überprüfen. Dominik ist im zweiten Lehrjahr zum Garten- und Landschaftsbauer und Felix hat bereits eine feste Anstellung.

(jul)
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