Hamminkeln Unternehmer gibt Flüchtlingen Arbeit

Hamminkeln · Sie wohnen seit Jahren im Flüchtlingsheim Ringenberg. Das Zeittotschlagen ist nun vorbei. Unternehmer Masood Dakik gibt Asylbewerbern Arbeit und hofft auf Nachahmer. Denn es gelte, Qualifizierten ein neues Leben zu ermöglichen.

Seit fast drei Jahren lebt Rafi Khanzada in der Ringenberger Flüchtlingsunterkunft. Mit zwei anderen Flüchtlingen lebt der 37-Jährige in einem Raum, er möchte lesen und lernen, doch daran ist angesichts der Umstände kaum zu denken. Der Afghane aus gebildetem Elternhaus hat einen Traum. Er möchte eine Arbeit, dann raus aus dem Heim, seine Frau und Tochter nachholen und ihnen ein Zuhause mit ein bisschen Wohlstand bieten. Jetzt ist die Chance groß geworden mit einer gesetzlichen Änderung, Neuankömmlinge dürfen nach einer Frist und nach erfolgreichem Bürokratiegang tätig werden. Das gilt auch für den 48-jährigen Achmed Zelerezev aus dem Kaukasus, der neben der erzwungenen Untätigkeit psychische Last nach Foltererfahrungen schultern muss. Beide Bewohner des Ringenberger Heims wollen etwas schaffen und nicht dem Sozialstaat auf der Tasche liegen, doch aus eigener Kraft ist der Weg ein schwerer. Beide beklagen, dass es keine konkrete Hilfe gibt, "nur verbale Ankündigungen". Und beide empfinden es als Erlösung, dass sie den Weseler Unternehmer Masood Dakik getroffen haben.

Ihn loben sie in höchsten Tönen. Taten statt Worte: Er begleitet die beiden Flüchtlinge durch die bürokratischen Instutionen und gibt ihnen Arbeit im Verpackungsbereich seiner Firma German High Tech Products GmbH. Die Arbeitsgenehmigungen seien schon angekündigt, sagt Masood Dakik. Er findet nicht nur, dass es schwierig ist für Flüchtlinge, den Formularberg in Eigenregie abzuarbeiten und Unterstützung nötig sei. Arbeitsamt, Sozialamt, Ausländerzollamt und mehr sind beteiligt. "Ich meine auch, dass es unter den Flüchtlingen gute, leistungsbereite Arbeitnehmer gibt. Ich möchte andere Unternehmer animieren, sich für Flüchtlinge und Asylbewerber am Arbeitsmarkt zu öffnen und ihre Qualifikationen zu nutzen. Hier könnte viel mehr passieren, das ist meine Botschaft", sagt er, der auch von guten Mitarbeitern profitiert.

Masood Dakik war in Ringenberg schon mehrfach aktiv, erhielt kürzlich das Bundesverdienstkreuz für seine sozialen Aktivitäten. Der Hamminkelner Flüchtlingshilfe ist der mitunter eigenwillige Unterstützer nicht geheuer, sie hält Distanz. Doch die beiden Männer, denen nun geholfen wird, fühlen sich von der in Hamminkeln hochgelobten Organisation allein gelassen. "Nein, die tun nichts für uns, die kündigen nur an", sagen sie. Auch deshalb sind sie so froh, dass Masood Dakik ihnen konkrete neue Hoffnung gibt.

"Er hilft uns einfach so. Ein Vorbild, das möchte ich später auch weitergeben", sagt Rafi Khanzada. Die Zeit des Zeittotschlagens im Heim soll vorbei sein. Der neue Job in der Verpackungsfirma ist eine Umstellung, wie sie größer kaum vorstellbar ist. Teilzeit oder Vollzeit ist je nach Einarbeitungserfolg denkbar. "Hauptsache arbeiten und anfangen. Ich will ganz normal in Deutschland leben und Geld verdienen", sagt Zelerezev.

Die Chance, die sich ihm nach Jahren eröffnet, ist für ihn das Größte - und etwas, mit dem er nach seiner Leidensgeschichte nicht gerechnet hat.

(RP)
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