Unsere Woche Unsicherheit und Unverstand

Wesel · Warum man mit einer Bombendrohung keine Späße macht. Was man von der Schulpolitik und ihren Verursachern halten soll.

Unsere Woche: Unsicherheit und Unverstand
Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Paris ist überall. Die ganze Welt steht in dieser Woche unter den Eindrücken der Anschläge. Da sind nicht nur die Bestürzung über die Opfer und das Mitgefühl mit den Angehörigen, da sind vor allem die Fragen, wie es um die Sicherheit im eigenen Umfeld bestellt ist. In solchen Zeiten kommen Scherze überhaupt nicht gut an. Die Bombendrohung, die am Donnerstag das Berufskolleg in der Feldmark aus dem Tritt brachte, war offenbar die Tat eines gedankenlosen Trittbrettfahrers. Die Schulleitung und die Polizei haben mit der Evakuierung natürlich vollkommen richtig gehandelt. Dass die so flott und reibungslos gelang, beweist die Wichtigkeit von Übungen für den Ernstfall.

Dennoch hat der Vorfall Spuren hinterlassen. Denn emotional haben einige junge Leute eben doch daran zu knacken gehabt. Im schlimmsten Fall bleibt so ein Angstgefühl länger. Deshalb ist es auch gut, dass den Betroffenen schnell Betreuung angeboten werden konnte.

Ob es nun ein Schüler war, der mit dem Anruf im Kielwasser der Terrorismus-Diskussion schlicht Chaos auslösen wollte, um unangenehmen schulischen Dingen aus dem Weg gehen zu können, oder jemand, der nur mal sehen wollte, was für eine Maschinerie sich mit einem simplen Satz per Telefon in Gang setzen lässt: Er ist ein Straftäter. Daran hat die Polizei ebenso keinen Zweifel gelassen wie an ihrem festen Willen, ihn zu ermitteln. Wenn dies gelingt, sollte es auch bekanntwerden, um etwaigen Nachahmern Konsequenzen aufzeigen zu können.

Für Verunsicherung ganz anderer Art sorgte in dieser Woche einmal mehr die Politik. Deutlich harmloser, aber ebenfalls beim Thema Schule. Was ist davon zu halten, wenn erst der berühmte Elternwille bei der Entscheidung über das Aus für Haupt- und Realschule zugunsten einer monströsen Gesamtschule über alles gesetzt wird, und dieser anschließend bei der Grundschulanmeldung überhaupt keine Rolle mehr spielt? Hier wird Bildungspolitik so lange zurechtgebastelt, bis sie ins ideologische Bild passt. Geradezu rührend an der Realität vorbei geht der Ansatz "Kurze Beine, kurze Wege", der für wohnortnahe Erstbeschulung sprechen soll. Besagte Beine laufen nicht, sie werden gefahren. Eltern, die ihre Kinder wegen des Straßenverkehrs nicht allein zur Schule gehen lassen wollen, bringen sie am liebsten mit dem Auto in die Klasse und tragen so selbst zu besagten Gefahren bei. Der größte Unverstand zeigt sich im permanenten Herumdoktern am System Schule. Das schadet den Verursachern nie, sondern nur den Kindern.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: fritz.schubert@rheinische-post.de.

(RP)
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