Wesel Ungewöhnlich: 40 Neuntklässler als Lehrer

Wesel · 450 Viertklässler aus Wesel sind in dieser Woche zu Gast im Konrad-Duden-Gymnasium (KDG). Dort schlüpfen 40 Neuntklässler in die Lehrerrolle, um mit den Grundschülern spannende Experimente in Biologie, Physik, Chemie und Informatik durchzuführen.

 "Das hier ist das Ellenbogengelenk": Mit Hilfe des Übungsskeletts "Konni" zeigt Mathis Kock (15) den Viertklässlern Annika und Niklas (beide 9), wie das Grundgerüst des Menschen aufgebaut ist.

"Das hier ist das Ellenbogengelenk": Mit Hilfe des Übungsskeletts "Konni" zeigt Mathis Kock (15) den Viertklässlern Annika und Niklas (beide 9), wie das Grundgerüst des Menschen aufgebaut ist.

Foto: Klaus Nikolei

Die Industrie sucht händeringend Nachwuchs. Vor allem Ingenieure und Facharbeiter sind Mangelware. Voraussetzung für viele anspruchsvolle Berufe sind in erster Linie gute Noten in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Es gilt also, bei Kindern das Interesse für die Naturwissenschaften so früh wie möglich zu wecken.

Seit nunmehr sechs Jahren gibt es am Weseler Konrad-Duden-Gymnasium eine ungewöhnliche Kooperationsveranstaltung, die genau dieses Ziel verfolgt. Ungewöhnlich ist, dass Schüler der naturwissenschaftlichen 9. Klasse für einige Tage in die Lehrerrolle schlüpfen und mit Viertklässlern in den Fächern Biologie, Chemie, Physik und Informatik jede Menge interessante Experimente durchführen.

Was passiert, wenn man Brausepulver und Wasser in eine selbstgebaute Minirakete gibt und luftdicht verschließt? Was geschieht, wenn man Wasser und Salz in einen Glasbecher gibt und auf einem Stövchen erhitzt? Antworten auf diese und viele andere Fragen bekamen gestern unter anderem die Viertklässler der Fusternberger Grundschule im KDG-Chemie-Saal.

Jan-Niklas (9) schaut genau hin, wie Johanna Buchhorst (14) das Teelicht anzündet und kurze Zeit später der Becher beschlägt. "Wir haben eine Vermutung aufgeschrieben, dass das verdampft." Tatsächlich. Womit der Junge aber nicht gerechnet hat: Auf dem Boden des Glases haben sich Salzkristalle gebildet. "So was Cooles haben wir noch nicht gemacht", sagt der Neunjährige. Wirklich nicht? Schnell korrigiert er sich. "Doch. In unserer Grundschule steht ein Experiment mit Strom bevor."

Sabrina Figge ist Jan-Niklas' Klassenlehrerin und ist von den Experimenten ebenfalls angetan. "Ein dickes Kompliment an die Kollegen des KDG. Das ist alles super organisiert", sagt sie. "Die Neuntklässler sind total nett zu unseren Kindern, die sehr aufgeregt waren und alles hier ganz spannend finden." Ein Lob, dass Organisatorin Stephanie Grewer nur zu gerne hört. "Uns und vor allem auch unseren Schülern macht diese Veranstaltung viel Freude. Denn sie vollziehen den Perspektivwechsel und erweitern vor allem ihre Sozialkompetenzen und erhalten Einblicke in das Berufsfeld des Lehrers", sagt sie.

Während beispielsweise Johanna Buchhorst merkt, wie viel Freude ihr das Lehren macht, könnte sich Victoria Terstegen nicht vorstellen, einmal als Lehrerin tätig zu sein. "Auch wenn die Arbeit mit den Kindern Spaß macht, ist das eine sehr anstrengende Tätigkeit", sagt die 14-Jährige. Im Bio-Raum bittet sie Lena (10) und Lara (9), fotokopierte Skelettteile auszuschneiden, zusammenzukleben und zu benennen. "So etwas hätte ich mir als Grundschülerin auch gewünscht."

Übrigens: Die mit Brausewasser betankte Rakete schießt - plopp - innerhalb von Sekunden in die Höhe und knallt gegen die Decke. "Cool" finden das die Kinder.

(RP)
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