Schermbeck Umbau der Kläranlage geht voran

Schermbeck · 2016 wurde mit dem Großbau für Schermbeck begonnen. Der fünfstufige Ausbau geht planmäßig vonstatten, Fertigstellung soll im Jahr 2020 sein. Ein Besuch auf der Baustelle in Bricht.

 Ulrich Mahlfeld überwacht die Arbeiten am dritten der insgesamt fünf Bauabschnitte. Hier entsteht derzeit ein modernes Belebungsbecken als Kernstück der biologischen Abwasserreinigung.

Ulrich Mahlfeld überwacht die Arbeiten am dritten der insgesamt fünf Bauabschnitte. Hier entsteht derzeit ein modernes Belebungsbecken als Kernstück der biologischen Abwasserreinigung.

Foto: Scheffler

Der Zahn der Zeit hatte an der 1971 eröffneten Kläranlage mächtig genagt. Und da seit 2012 auch die Anschlussgröße immer wieder hinterfragt worden war, hatte sich der Lippeverband zur Modernisierung und Erweiterung entschlossen. Anfang 2016 wurde mit dem Ausbau begonnen. "Es soll eine rundum erneuerte Anlage geschaffen werden, deren Kapazität 18.000 Einwohnerwerte beträgt", berichtet Ulrich Mahlfeld, der die Bauleitung für das zwölf Millionen Euro teure Projekt übernommen hat.

In einem ersten Bauabschnitt entstanden auf einer benachbarten Weide bis zum Sommer 2017 zwei neue Nachklärbecken mit einem Durchmesser von 20 Metern und einer Tiefe von 10,60 Meter an der Trichterspitze. Die Becken haben die Funktion, den Bio-Schlamm, Millionen von Bakterien, die sich von Schmutzstoffen im Abwasser ernähren, am Ende des Reinigungsprozesses wieder vom Wasser zu trennen. Übrig bleibt so genannter Belebtschlamm, der wieder in den Kreislauf zurückgeführt wird, und klares Wasser, das in den Mühlenbach und von dort in die Lippe fließt. Die baugleichen Becken mit einem Volumen von jeweils 1266 Kubikmetern wurden 2017 in Betrieb genommen. Das ehemalige Nachklärbecken umfasste nur etwa 1850 Kubikmeter. "Wenn ein Becken ausfällt, kann die Anlage dennoch weiterbetrieben werden", begründete Mahlfeld die Entscheidung für zwei statt bislang ein Becken.

Um die jetzigen Nachklärbecken betreiben zu können, musste das alte Becken über eine Leitung mit einem Durchmesser von 80 Zentimetern mit den beiden neuen Becken verbunden werden. "Es ist nur ein einziger Schaden aufgetreten", freut sich Mahlfeld über den glimpflichen Ausgang der vorgenommenen Grundwasserabsenkung. Im Vorfeld hatten die Anlieger im weiten Umfeld Schäden an ihren Häusern befürchtet, weil das Grundwasser während der Bauphase um acht Meter abgesenkt werden musste. Vorsichtshalber war vor Baubeginn der Arbeiten von Fachleuten eine gutachterliche Beweissicherung vorgenommen worden.

Im parallel verlaufenden zweiten Bauabschnitt wurde das Rechengebäude saniert. Dort kommt das Abwasser aus der Schermbecker Kanalisation an. Dieser Teil der Anlage trennt das Abwasser zunächst vom Müll aller Art, vor allem Feuchttücher, Wattestäbchen und Hygieneartikel. Bereits 2016 wurde das Abwasser auf eine mobile Rechenanlage umgeleitet. Das alte Rechengebäude war so marode, dass es saniert werden musste. Es wurde weitgehend entkernt und mit neuer Elektrotechnik versehen.

Mit dem dritten Bauabschnitt, dem Umbau der alten und nicht mehr benötigten Nachklärung zu einem modernen Belebungsbecken, wurde Anfang 2018 begonnen. Das neue Becken, welches die beiden bisherigen Belebungsbecken ergänzt, weist ein Volumen von 1800 Kubikmetern auf. "Dieses Becken wird zum Kernstück der biologischen Abwasserreinigung", berichtet Mahlfeld. Ende 2018 soll das Becken fertig sein. Durch die Vergrößerung der Beckenkapazität steige auch die Reinigungskapazität der Anlage. Nach der Fertigstellung dieses Beckens soll das alte Belebungsbecken baulich saniert werden.

Derzeit ist der vierte Bauabschnitt in der Planung. Im Bereich des nicht mehr benötigten so genannten "Essener Beckens" soll ein Gebäude zur Überschussschlamm-Eindickung errichtet werden. Der Schlamm, der dort künftig eingedickt wird, wird in die bereits bestehenden beiden Faulbehälter gepumpt, wo auch alle anderen Schlämme gesammelt werden, die in der Kläranlage anfallen. Bei der Umsetzung des gemischten Schlamms entsteht Gas, das als Brennmaterial in einem Blockheizkraftwerk genutzt wird. Die entstehende Wärme wird unter anderem fürs Heizen der Faulbehälter verwendet.

Mit dem fünften und letzten Bauabschnitt soll in der ersten Jahreshälfte 2019 begonnen werden. Die Faulbehälter, an denen Betonschäden entstanden sind, sollen ebenso saniert werden wie der Sandfang und die Vorklärung.

Nach der Fertigstellung der Arbeiten 2020 reicht die Kläranlage problemlos aus für die Aufnahme der Schmutzwässer aller derzeit im Ausbau befindlichen Schermbecker Wohngebiete und die regelmäßig in den Außenbereichen stattfindenden Ausbauten von Bauernhöfen zu Wohnzwecken.

(RP)
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