Wesel Tolle und gescheite Unterhaltung mit Okko Herlyn

Wesel · "Swingin' Niederrhein" hieß das Programm, das viele Zuhörer am Freitag in die Friedenskirche lockte.

Wie zu erwarten war, drängte am Freitagabend eine Menge Menschen in die Feldmarker Friedenskirche. Okko Herlyn, ein Sohn des früheren Pfarrers dieses evangelischen Gemeindebezirks, Edzard Herlyn, war mit seinem kulturkritischen Kabarettprogramm zu Gast. Mit ihm kam Joachim von Massow, ebenfalls hier aufgewachsen, seit Jahren als Lead-Sänger und Bauchredner der dreiköpfigen Jazz-Gruppe "Jagobar" unterwegs. Eine muntere Truppe also, die mit "Swingin´ Niederrhein" so toll wie gescheit unterhielt. Wobei klar wurde, dass der Niederrhein gar nicht genau verortet werden kann. Der Fluss selbst ist ja auf der "Durchreise". Seiner schweizerischen Quelle enteilt er nach Norden, streift französische Gefilde, dann schlängelt er sich durch deutsche Wein- und Burgenberge, gleitet durch die Tiefebene und mündet in Holland. Die Menschen prägen das Land und werden umgekehrt auch von diesem geprägt. "Lass man" ist ihr Motto, von Okko im Lied über den gelassenen Umgang der Niederrheiner mit allem so aufgeputzten Gedöns wie Maledivenurlaub, L. A. und Abenteuerverschnitt. Auch am Gartentor, zwischen Bude und Verein schlägt der Puls der Welt.

Grünes Land im Nebel: Deiche, Krähen, abendliche Kneipen, Höfe, Familiengeschichten, Dichter und Narren. "Deshalb und trotzdem liebe ich dich" bekennt der Sänger. Die Puppe "Jaco", die Joachim von Massow aus Amerika mitgebracht hat, singt "Hallo Dolly", und das Publikum summt leise mit. "Jagobar" - das sind Wolf-Dieter Bollig (Kontratenor, Posaune, Trompete), Hans-Dieter Ostermann (Bass), der Lead-Sänger, Bauchredner und Mini-Mundharmonikaspieler von Massow - stimmt "Let my people go" an. Am Niederrhein gilt das menschliche Maß: "Et muss."

Die besondere Sprache hier: "Dann tuuße noch en Löffelken Honig innen Hustentee" oder "Hattesse Späßken?". Symmetrischer Satzbau: "Glaubse, ich war sowas von fertig, glaubse" und niederrheinischer Dreisatz: "faa - bell - hafft". So ganz ohne Flitter und Glitter kamen Okko und Co. aus, gerade darum saß alles und allen so sicher in Kopf und Gemüt. "O happy day", sang es gemeinschaftlich in der Zeltkirche. "Sa - ge - haft", dankte Pastorin Susanne Kock.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort