Hamminkeln Teure Turbulenz um den Keller

Hamminkeln · Wie's zum Keller unterm Feuerwehrhaus in Mehrhoog kam: Am Anfang war ein absehbares Loch. Das wurde mit der alten Idee gefüllt, was Gutes fürs Dorf zu tun. Die Rechnung ließ den Glauben an die Gunst der Stunde platzen.

Als Freitagabend der Richtkranz über dem stattlichen Rohbau des Clubheims im Sportzentrum Mühlenrott einschwebte, drückte der Keller unterm neuen Feuerwehrgerätehaus in Mehrhoog spürbar auf die Stimmung. Zwar ließen sich Sportler und Schützen ihre Vorfreude auf ihr Haus nicht nehmen. Doch Vertreter von Politik und Verwaltung standen sichtlich unter dem Eindruck der teuren Überraschung, die tags zuvor dem Rat auf den Tisch geflattert war und im Mehrhooger Erdreich einbetoniert ist (RP berichtete). Der Bauunternehmer hatte die Rechnung präsentiert für den Feuerwehrkeller. 95 000 Euro steht da unterm Strich. Eine Summe, die den Glauben an eine gute Gelegenheit wie eine Seifenblase zerplatzen ließ.

Wie konnte es dazu kommen? Die Idee zum Bau des längst totgesagten Unterbaus war Ende März am Tag des symbolischen ersten Spatenstichs wieder aus der Versenkung geholt worden, weil sich ein Loch auftat. Das Attribut "überraschend" trifft nicht. Denn es war, wie sich zeigen sollte, absehbar. Doch als es so da lag, drängte der Wunsch hinein, dem Ort, der sich im Konzert der sieben Dörfer oft im Hintertreffen wähnt, was Gutes zu tun. Als Schmiermittel diente ein lanciertes Sümmchen fürs Tiefgeschoss, bei dem niemand Nein sagen konnte.

Es hat Warnungen gegeben, die aber an dem turbulenten Donnerstag nicht durchgedrungen sind. Das Rad angeworfen hatte morgens der mit Gerätehaus beauftragten Architekt Ulrich Kortmann. Er hatte, als der nicht tragfähige Boden ausgehoben war, zum Telefon gegriffen, um die Fraktionsspitzen für den Keller neu zu begeistern. Der böte für Schützen und Jugend verheißungsvolle Möglichkeiten, die in wenigen Stunden in den Sand gesetzt sein würden. Im Nachhinein ist Anneliese Große-Holtforth (CDU) froh, dass sie zu der Zeit "bei Aldi einkaufen" und ihr Handy nicht auf Empfang geschaltet war. Aber Manfred Winter (SPD) und Johannes Flaswinkel (Grüne) – beide aus Mehrhoog – gingen ran. Und waren zumindest nicht abgeneigt.

Einfach fiel ihnen die Entscheidung nicht. Die Bauverwaltung hat erst kräftig abgewunken. Es war schließlich kein Strich auf der Bauzeichnung – von der Statik mal ganz abgesehen. Das rot-grüne Duo fuhr ins Rathaus, um mit Cheftechniker Hans-Georg Haupt die Lage zu erörtern. Der hatte Bedenken, ließ sich aber auf den Freibrief ein, sich "über Kosten keine Gedanken" machen zu müssen, wie er sagt. "Uns interessierte da nur noch die technische Seite." Das Büro Kortmann versprach, die Nachplanung in den Griff zu kriegen – wenn auch durch Sonderschichten unter Schmerzen.

Verfüllung wurde gestoppt

Die Bauverwaltung wollte nicht als Bremser dastehen, willigte in den Deal ein und stoppte die Verfüllung der Baugrube, in die bereits zwei Sattelschlepperladungen reingekarrt worden waren.

Manfred Winter, langjähriges Mitglied im Aufsichtsrat, bemühte seinen kurzen Draht zur Verbands-Sparkasse, um "Sponsoring" auszuloten und die 30 000 Euro, von denen die Rede war, für die Stadt zu halbieren. Bürgermeister Holger Schlierf, der morgens noch von unüberwindlichen Schwierigkeiten im Erdreich ausgegangen war, hatte erst unmittelbar vorm Spatenstich von der Kehrtwende beim Kellerbau erfahren. Er nickte humorvoll ab, "weil ich wie immer als Letzter erfahre, was passiert". Er habe das Chaos durch neuerliche Wende nicht auf die Spitze treiben wollen, sagt er heute.

Wie es zur Fehleinschätzung gekommen ist, bleibt unklar. Haupt deutet auf den Architekten: "Er musste die Bodenverhältnisse kennen. Bei den Kosten waren wir raus." Kortmann sieht das Bauamt in der Verantwortung: "Die haben die Planung gemacht, wir hatten den Auftrag auszuschreiben, was im Rathaus geplant war."

Einig war man sich, dass Eile geboten war: Jeder Tag Stillstand auf der Baustelle hätte bis zu 1500 Euro verschlungen. Deshalb hätten sich die Ereignisse überschlagen.

Unterdessen wird der politische Schaden runtergerechnet: In den 95 000 Euro seien "Ohnehinkosten" " enthalten – die Nettosumme für den Keller deutlich niedriger. Die Sparkassen-Stiftunfg soll den Anteil aus dem Stadtsäckel vertretbar machen. Doch wenn am Tag des ersten Spatenstichs eine fast sechstellige Summe im Raum gestanden hätte, wäre niemand auf die Idee gekommen, die Sattelschlepper anzuhalten. Hat es aber nicht.

(RP)
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