Wesel Test-Tour: Note eins bis zwei für Bislich

Wesel · "Niederrhein pur - von Äpfeln, Störchen und dem Vater Rhein" soll Touristen den Niederrhein schmackhaft machen.

 Blumen und Kräuter in bunter Mischung sorgen für die Vielfalt der Natur, die rund um Bislich touristisch besonders vermarktet werden soll.

Blumen und Kräuter in bunter Mischung sorgen für die Vielfalt der Natur, die rund um Bislich touristisch besonders vermarktet werden soll.

Foto: Malz

Dass der Niederrhein einiges zu bieten hat, soll jeder wissen und erleben können. Ein Team um Thomas Brocker und Kathrin Zwanzig von Wesel-Marketing hat verschiedene touristische Touren geplant, die Besuchern die Kultur und die vielfältige Landschaft näherbringen sollen. "Es gibt viele schöne kleinere Angebote, die im Moment noch recht unbekannt sind. Diese Juwelen wollen wir auf dem Markt platzieren", sagt Brocker. Am Sonntag startete das Team mit rund 15 Fachleuten zur Testtour unter dem Motto "Niederrhein pur - von Äpfeln, Störchen und dem Vater Rhein". Zwischen den Stationen wurde die Landschaft durch kurze Fußmärsche hautnah erlebt.

Wesel: Test-Tour: Note eins bis zwei für Bislich
Foto: NN

Bevor Touristen dies nachempfinden dürfen, sollten die einzelnen Angebote auf der Testtour noch mal genau unter die Lupe genommen werden. Ist die Zusammenstellung gelungen? Wie interessant sind die Inhalte? Auch die Art der Vorträge und die Dauer der Tour standen unter Begutachtung.

Wie der Titel schon andeutete, machte das Thema "Apfel" den Anfang. Wo könnte man den Apfelanbau anschaulicher erleben als auf dem Neuhollandshof der Familie Clostermann in Bislich? Auf ihrem idyllischen Anwesen empfing das Ehepaar Thea und Rolf Clostermann die Wanderer. Sie sind die ersten "Leistungsanbieter" der Tour. Dieser durch das touristische Marketing geprägte Ausdruck ist den beiden dann aber doch etwas suspekt. In den anderthalb Stunden auf ihrem Hof konnten sie nicht alles zeigen, was sie zu bieten haben.

Doch die Führung fand großen Anklang bei den Testern. Zur Begrüßung gab es einen erfrischenden "Appleritif". Der alkoholfreie Apfelsekt ist eine Spezialität aus dem Hause Clostermann. Der Neuhollandshof ist seit Generationen für den Obstanbau bekannt. Heute werden rund 20 Hektar bewirtschaftet, an 30 000 Bäumen wachsen 40 verschiedene Apfelsorten.

Als Rolf Clostermann, der jüngste von drei Söhnen, gefragt wurde, ob er den Hof übernehmen würde, war seine Bedingung, dass nur noch biologisch-dynamisch angebaut wird. Entgegen aller Skepsis verwirklichte er seinen Plan. Auf angelegten Wegen führte er durch die Obstplantage. Das Ehepaar berichtete von seinen Neuzüchtungen, den großen Blütenwiesen, die für viel Abwechselung für die Bienen sorgen, davon, wenn der Apfel gerade nicht blüht, und vom Anbau mit Kieselerde. "Alles, was man aus Äpfeln herstellen kann, produzieren wir selbst", sagt Thea Clostermann.

Danach übernahm Werner Reichardt vom Heimatverein Bislich die Führung. Vorbei am Ellerdonksee ging es zur St.-Johannes-Kirche. Das Gewässer ist 23 Meter tief und umfasst eine Fläche von rund 75 Hektar. Der Badestrand wird bald eingeweiht. Die Test-Teilnehmer erfuhren etwas über die Kiesvorkommen des Niederrheins und über die Nutzung der durch Abgrabung entstandenen Gewässer. "Der See bietet Lebensraum für viele Vogelarten", erzählt Werner Reichardt.

Ganz besondere Vögel konnte man vom Garten der katholischen St.-Johannes-Kirche aus bewundern. Viele Störche haben in Bislich am Rhein ihre Brut-Heimat gefunden. Sowohl der gepflegte Kirchgarten als auch die prachtvollen Räume der Kirche können bei der Wanderung bestaunt werden.

Weiter ging's auf dem Deich, von wo aus man einen tollen Blick in die Natur hat. Leider hielt das niederrheinische Wetter das, wofür es bekannt ist. Bei ständigen Regenschauern war die Wanderung am See und über den Deich nicht immer ein Genuss.

Zuletzt hielt Reichardt an der im 19. Jahrhundert entstandenen Pietà. Die Statue soll an die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges erinnern.

Nach dem Fußmarsch kehrten die Wanderer zur Stärkung ins "Fährhaus" ein. Mit "Himmel und Ähd" und Matjes mit Schmörkes gab es echte niederrheinische Spezialitäten. Hier wurde in Ruhe Bilanz gezogen. Künftig sollen Routen flexibel buchbar sein. Aus einer Reihe von Attraktionen kann sich jeder seine Tour selbst zusammenstellen. So wäre beispielsweise auch ein Besuch des Bislicher Heimatmuseums denkbar. Thomas Brocker ist mit dem Gesamtpaket schon sehr zufrieden. Auch Kathrin Zwanzig sagt: "Ein, zwei Kleinigkeiten könnten noch verbessert werden, aber im Großen und Ganzen ist ein roter Faden vorhanden."

Grundsätzlich ist es angenehm, dass der informative Teil durch Spaziergänge unterbrochen wird. Dennoch stellt sich Brocker die Frage, ob auch ältere Teilnehmer die Strecken absolvieren können. Hier wäre auch die Alternative Fahrrad oder Bus möglich. Der Preis steht noch nicht fest für "Niederrhein pur". Auch qualitativ hochwertige Angebote müssen für Touristen bezahlbar sein.

Das Testpublikum war in jedem Fall positiv gestimmt. Die Teilnehmer gaben der Tour die Note eins bis zwei. Sie wünschten sich mehr Gelegenheiten, eine Toilette aufzusuchen, und regten an, dass nach dem Hofbesuch auf der Wanderung noch einmal Getränke angeboten werden sollten. Außerdem fehle an einigen Stationen anschauliches Bildmaterial, hieß es.

(stol)
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