Hamminkeln Teddybären helfen unermüdlich

Hamminkeln · Jürgen Kuran, Vater der Teddybären, und seine Helfer sind von der 52. Hilfstour zurück. Sie haben erschütternde Eindrücke mitgebracht. Bosnien stehe vor einem Hungerwinter. Das Engagement der Teddybären ist enorm

Als Berufssoldat in der Schill-Kaserne gehörte der stattliche Mann mit dem markanten Schnauzbart – einst als Sohn eines Schmiedes und Bergmanns in Duisburg aufgewachsen – Anfang 1996 der Internationalen Hilfstruppe in Bosnien und Kroatien an. Hier lernte er hautnah die Not der Bevölkerung kennen und sah, dass vor allem die Kinder vom Krieg schwer traumatisiert waren. Die tiefe Überzeugung, dass hier Not am Mann war, ließ den Ringenberger fortan nicht mehr los. Nach der Rückkehr in die Heimat gründete der Vater von zwei erwachsenen Kindern und inzwischen zweifache Opa den Verein "Teddybären für die Kraina".

Mit Verwandten, Freunden, Bekannten und einer stattlichen Zahl von Sponsoren, die Kuran aufgetan und begeistert hat, organisierte er über 50 Hilfstransporte in die notleidende Region (RP berichtete regelmäßig). Dafür ist er im Vorjahr mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik und 2005 mit dem Europäischen Sozialpreis ausgezeichnet worden.

"Wir hätten Lastzüge benötigt"

Gerade ist Jürgen Kuran (58) mit Manfred Böing vom 52. Hilfstransport des Vereins Teddybären für die Kinder 1996 (Bosnienhilfe Niederrhein) an den Niederrhein zurück – mit erschütternden Eindrücken von der Lage vor Ort. "Um alle Bedürfnisse der notleidenden Bevölkerung zu erfüllen, hätten wir mehrere Lastzüge benötigt", berichtet Kuran. Es wurde eine große Ladung mit Kleidung, behindertengerechten Hilfsmitteln, Hygieneartikeln und auch wieder Spielzeug für die Kleinen verteilt.

Das Flüchtlingslager in Rahic sei zurzeit mit Obdachlosen überfüllt. "Die Menschen, die keine Familien mehr haben, waren sehr dankbar für die Kleidung aus Deutschland", so der kräftige Mann mit dem großen Herzen. Besonders hart getroffen habe es behinderte Menschen, für die es in Bosnien keine Hilfsmittel gibt. Hier konnten die Teddybären mit Rollstühlen und Rollatoren viel Gutes bewirken.

Nach Aussage des Präsidenten der Organisation, Merhammet, sei die Hilfe der Teddybären die einzige Unterstützung für behinderte Menschen. Bosnien leidet nicht nur unter den Folgen des grausamen Bürgerkrieges, sondern aktuell unter einer Missernte, ausgelöst durch monatelange Dürre. Für den Winter konnten nur sehr knappe Lebensmittelvorräte angelegt werden. "Es droht ein Hungerwinter", so Kuran.

Nach wie vor hätten über 60 Prozent der Bevölkerung kein sauberes Trinkwasser. Die Armut hat weite Teile der Bevölkerung erfasst. Monatliche Renten in Höhe von 70 Euro und die fehlende Unterstützung der Familie, die im Krieg getötet wurde, hätten Rentnern die Lebensgrundlage entzogen. Staatliche Fürsorge gibt es nicht. "Es muss dringend und schnell gehandelt werden, um die alten Menschen vor dem Hungertod zu bewahren", fleht Kuran. Der Vorsitzende der Teddybären will mit der Caritas und dem Roten Kreuz in Bosnien eine Armenküche einrichten. Die Stadt Brcko habe ein leerstehendes Gebäude bereitgestellt, allerdings müsse es noch saniert, Einrichtungsgegenstände noch organisiert werden – erneut eine große Herausforderung für die Teddybären, bei der die Zeit davonläuft.

Die Teddybären brauchen Spenden, um noch vor Weihnachten einen weiteren Hilfstransport nach Bosnien auszurüsten. Geldspenden für die notleidende Bevölkerung werden erbeten auf das Konto der Teddybären bei der Volksbank Rhein-Lippe (BLZ 356 60 599) aufs Konto 1 500 843 019. Der Initiator dankt besonders seinen Helfern Helmut Epskamp, Gerd Lücke, Detlev Böing, Michael Kuran, Sara Derksen, Rolf Wiemers, Irmgard van der Sande und Uwe Kuran, die echte "Packspezialisten" seien.

(RP)
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