Kreis Wesel Strom und Fernwärme aus Holz

Kreis Wesel · Die Enni kann's: Strom und Heizwärme aus Holz. Der Moerser Energieversorger nimmt heute sein Biomasse-Heizwerk offiziell in Betrieb. "Das größte interkommunale Projekt in der Region", sagt Enni-Sprecher Herbert Hornung.

Kein Zipp, kein Zapp, sondern "konventionelle Technik, die sich hundertfach bewährt hat". Kraftwerksleiter Wolfgang Blaj führt uns durch die Anlage an der Franz-Haniel-Straße im Moerser Industriepark Eurotec. Bereits früh im Jahr hat Blaj sein Planziel erreicht, denn nachdem im Dezember 2008 im Probebetrieb "nur" Heizwärme erzeugt wurde, produziert das Kraftwerk seit dem 8. Januar dieses Jahres schon Strom – vollautomatisch. Auf unserem Rundgang während der Testphase begegnet uns lediglich Kontrollpersonal, welches die Schnittstellen vom Holzbunker bis zu den Turbinen überwacht.

Was wird verfeuert ?

Eingesetzt werden Holzschnitzel aus frischem Holz mit mindestens 40 Prozent Feuchte. Diese so genannte Biomasse besteht aus Autobahnstrauchschnitt, Wald- und Parkpflegeholz. Eine eigene Holzhandelsgesellschaft – gemeinsam betrieben mit den Stadtwerken Dinslaken – beschafft das Holz in der Region im Umkreis von 30 bis 50 Kilometern und versorgt neben Moers das Biomasse-Heizwerk in Dinslaken und eines in Hückelhoven. Rund 40 000 Tonnen Frischholz in Form von Hackschnitzel werden jährlich in Moers benötigt. Diese Menge wird werktäglich von sieben bis acht 20-t-Lkw geliefert.

Wie entsteht die Energie ?

Das Frischholz-Heizkraftwerk arbeitet konventionell: In einem Biomassekessel wird Wasser zu überhitztem Dampf aufbereitet, der über Turbinen zur Stromerzeugung geleitet (entspannt) wird. Der Dampf enthält hinter den Turbinen noch genug Wärme für die (Heiz-)Wärmeauskoppelung. Das dabei anfallende Kondensat wird zurück zum Biomassekessel geführt. Die beim Verbrennungsprozess entstehenden Rauchgase werden in zwei Stufen ausgefiltert: Der so genannte Zyklonabscheider entzieht dem Rauchgas die größeren Staubpartikel. Der nachgeschaltete Elektrofilter sondert den Feinstaub aus. Durch den Schornstein entweichen Wasserdampf und Kohlendioxid.

Was kann das Moerser Heizwerk leisten ?

In Moers werden jährlich 18 750 Megawattstunden Strom und 63 750 Megawattstunden Wärme produziert. Die erzeugte Strommenge kann 5300 Haushalte versorgen, die Wärmeversorgung reicht für 3200 Häuser. Der in Moers erzeugte Strom fließt in das Netz der Enni, die Wärme wird in den Fernwärmeverbund Niederrhein (mit Duisburg und Dinslaken) eingespeist.

Wie hoch ist die Investition und warum in ein Biomasse-Heizwerk ?

Zwölf Millionen Euro wurden am Standort Moers investiert. Die Entscheidung für das Frischholz-Heizkraftwerk gehört zum Strategiewechsel, den die Enni vor vier Jahren einleitete. Das Biomasse-Heizwerk wird nach dem Energieeinspeisungsgesetz (EEG) 20 Jahre lang gefördert. Ohne eigene Energieerzeugung wäre der Versorger von den Marktpreisen abhängig. Das Enni-Ziel: Nur noch 50 Prozent des Bedarfs sollen am Energiemarkt gedeckt werden. Von der selber erzeugten Energie sollten zehn Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen gedeckt werden. Das 50-Prozent-Ziel wird 2012 erreicht. Die Enni hat sich der inzwischen grenzübergreifenden Stadtwerkekooperation Trianel angeschlossen. Ohne diese Kooperation mit Trianel – so Herbert Hornung – wäre das Projekt in Moers "nicht zu stemmen gewesen".

Was ist daran interkommunal ?

Neben der Kooperation mit Trianel sind die Moerser Enni (Energie Wasser Niederrhein) und die Stadtwerke Dinslaken als Kraftwerksbetreiber Partner; die Enni übernimmt dabei mit Manuela Kemper-Wibelitz die kaufmännische Geschäftsführung.

(RP)
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