Wesel Stimmen zum Rewe-Umzug

Wesel · RP-Umfrage: Beim Wechsel des Lebensmittelmarkts zur Viktoriastraße fürchten Kunden längere Wege, den Verlust eines Treffpunkts und eine Verödung der Apollopassage. Es gibt aber auch positive Reaktionen.

Kunden sehen den für Anfang April angekündigten Umzug des Rewe-Markts Blankenagel aus der Apollopassage zur Viktoriastraße kritisch. Sie rechnen mit einem Qualitätsverlust für die Innenstadt, fürchten eine Verödung der Passage und sehen Nachteile für jene älteren Menschen, die längere Wege zum Einkaufen gehen müssen. Dieses Meinungsbild ergab gestern Morgen eine Umfrage der RP.

"Der Rewe-Markt in der Passage ist der einzige im Zentrum, und er ist gut zu Fuß erreichbar. Deshalb halten wir die Schließung für schlecht", sagten Anneliese und Horst Greim aus der Feldmark. Das Geschäft sei für viele Kunden "ein Bezugspunkt", der auch zum Verweilen und zum Plaudern einlade, weiß das Ehepaar. Diese Annehmlichkeit sei durch einen Bringservice, wie SPD-Fraktionschef Ludger Hovest ihn fordere, nicht zu ersetzen. Deshalb hofft Horst Greim, dass sich für Rewe in der Apollopassage ein Nachfolger finden wird.

Wilhelm Terlinden kann sich vorstellen, dass Lidl an dem Standort Interesse haben könnte, "denn die Lage ist günstig". Der Rentner kommt mit Ehefrau Erika regelmäßig vom Kornmarkt zu Fuß in die Passage zum Einkaufen. "Hier kann man auch mal einen Augenblick stehen und sich unterhalten", sagte er. Für den weiteren Weg zu Rewe an der Viktoriastraße, den er "notgedrungen" auf sich nehmen wird, wolle er einen Dienstwagen beantragen, scherzte Terlinden.

Horst Cremer geht mit seiner Frau zweimal die Woche von der Esplanade zum Einkaufen in die Apollopassage und glaubt nicht, dass es einen Ersatz für das Lebensmittelgeschäft geben wird. Das sieht Anna Mensch ebenso. "Die Passage wird leiden", ist die fünffache Mutter überzeugt. Dass es zwischen Kornmarkt und Kaiserring künftig keinen Lebensmittelmarkt mehr geben wird, sei vor allem für ältere Menschen ein Nachteil. Anna Mensch hingegen begrüßt den neuen Rewe-Standort Viktoriastraße: "Von da habe ich es nicht weit zum Kinderarzt."

Heidrun Raadts, Mit-Inhaberin von "die galerie" in der Apollopassage, sagte: "Wir werden bestimmt fünf Mal am Tag nach einem Lebensmittelgeschäft gefragt." Viele suchten eine Möglichkeit, "im Vorbeigehen" eine Kleinigkeit zu besorgen. "So etwas macht doch die Qualität einer Stadt aus", betonte Raadts. Deshalb sei der künftige Rewe-Standort mit dem aktuellen "nicht vergleichbar". Ein Bringservice sei "ein Witz" und könne diesen Nachteil nicht wettmachen. Heidrun Raadts' große Sorge ist, dass die Apollopassage so trostlos enden könnte wie der Dudel.

Willi Meesters nahm Maß

Auch den Ur-Weselaner Willi Meesters beschäftigt das heiß diskutierte Thema. Er berichtete, neun von zwölf Bekannten, die er gestern dazu befragt habe, fänden den Rewe-Umzug von der Passage zur Viktoriastraße "nicht so schlimm". Er hat die Entfernung zwischen beiden Orten eigens ausgemessen: 370 Schritte. Aus dem alten RWE-Gebäude sei "etwas Vernünftiges" geschaffen worden, so Meesters. Dafür sollte man dankbar sein, denn sonst hätte das Haus zu einer Ruine verfallen können.

(RP)
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