Wesel Stiftung: Zufall führte Regie

Wesel · Von Görlitz über Remscheid nach Wesel: Zwei Darstellungen zur Geschichte der Schillschen Offiziere sind im Preußen-Museum angekommen. Die Spender Thea und Jochen Jüttner fanden sie hinterm Brotschrank.

Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht: Eindeutig der Zufall führte Regie, als Thea und Jochen Jüttner aus Remscheid vor drei Jahren in Görlitz ein kleines Häuschen ausräumten. Hinterm Brotschrank von Jochen Jüttners verstorbener Mutter Gertrud fanden sie zwei gerahmte alte Drucke. Sie begannen zu forschen, wollten schon einen Experten in Bilbao befragen, doch dann kam der nächste Zufall: Thea Jüttner, die für die CDU in der Landschaftsversammlung sitzt, zeigte vor einer Sitzung Fotos der Bilder dem Viersener Kulturfachmann Prof. Dr. Leo Peters. Das wiederum bekam Michael Nabbefeld aus Wesel mit, der nach einem Blick sofort das Schill-Gedicht aufsagte und den CDU-Kollegen Heinrich Henrichs hinzuholte. Gestern trafen sich die Eheleute Jüttner, Nabbefeld und Henrichs bei Dr. Veit Veltzke im Preußen-Museum wieder. Der konnte die filmreife Vorgeschichte mit Historie würzen.

Nation vom Mythos bewegt

Veltzke nahm mit großer Freude die beiden Bilder von „Urteilsverkündung“ und „Erschießung“ der Schillschen Offiziere in Wesel als Schenkung in Empfang. Die etwa 100 Jahre alten Drucke sind zwar dereinst in großer Stückzahl aufgelegt worden. Aber fürs Preußen-Museum sind sie dennoch sehr wertvoll. Erstens hatte das Haus sie noch nicht, zweitens erzählt schon der Fundort Görlitz, am östlichsten Ende der Republik, ein Stück deutsche Geschichte.

Veltzke erklärte, dass der Mythos Schill eben damals die gesamte Nation bewegt hat. Flugs ging es im Museum um eine Deutung vieler Details. So machte Veltzke auf die vielen grünen Jacken der Offiziere aufmerksam, die eigentlich in Blau hätten dargestellt werden müssen. Das Grün jedoch symbolisierte die Einheiten der Jäger, die in den Befreiungskriegen gegen Napoleon von bürgerlichen Freiwilligen gebildet worden waren. Damit war der Boden bereitet für einen fundierten Exkurs über den Aufstand des Freikorps unter Ferdinand von Schill. Der war zwar ohne königlichen Auftrag gegen die Franzosen unterwegs, fand aber viele Sympathisanten in hohen Kreisen Preußens. Kurz: Dr. Veit Veltzke steckt gedanklich schon mitten drin in der Vorbereitung des Schill-Jahres 2009 (siehe Info).

Thea und Jochen Jüttner fanden das sehr spannend und freuten sich, dass ihre Bilder nun da angekommen sind, wo man sie zu würdigen weiß. Eventuell wird schon vor 2009 ein Stück in der Schill-Sequenz des Hauses gezeigt. Die Stifter sind schon jetzt eingeladen. Sie wollen gern wiederkommen.

(RP)
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