Kreis Wesel Stein für Stein zu Wesels Kleinod

Kreis Wesel · Endspurt bei der Errichtung der historischen Rathausfassade am Großen Markt in Wesel: Ende Mai soll zum Richtfest der Dachstuhl des Türmchens aufgesetzt werden. Vier Wochen später könnte sich die Kunst der Steinmetze endlich einmal ohne Gerüst präsentieren.

Das mit bürgerschaftlichem Engagement vorangetriebene Projekt zur Errichtung der historischen Rathausfassade in Wesel setzt Maßstäbe. Längst strahlt die Rekonstruktion des kriegszerstörten gotischen Prunkbaus von 1455 über den Niederrhein hinaus und zieht Besucher an. Die erleben am Großen Markt derzeit den Endspurt der Bauphase, können aber durch das Gerüst schon eine ganze Menge Steinmetzkunst bewundern. Zurzeit wird bereits an der Dach-Galerie gearbeitet. Der Dachstuhl für ein kleines Türmchen, das beim Original 1698 in der Barockzeit angebaut worden war, ist bei der Firma Bennert (Weimar) in Arbeit. Das Aufsetzen markiert in Kürze einen weiteren Meilenstein. Damit soll am 26. Mai Richtfest gefeiert werden.

Am liebsten ein Bettuch davor

Vier Wochen später könnte dann das Gerüst abgebaut werden. Ein sehnlich erwarteter Moment. "Aber am liebsten würde ich dann bis zur Einweihung ein großes Betttuch vor die Fassade hängen", sagt Architekt und Dombaumeister Prof. Dr. Wolfgang Deurer. Nicht ganz ernst gemeint ist das, denn er weiß genau, dass er das kaum durchhalten kann. Zu neugierig ist alle Welt auf das Gesamtbild. Vor Deurers geistigem Auge steht das längst. Und es wird immer besser. Auch oder vielleicht gerade wegen der modernen Nachbargebäude. "Ich bin froh, dass die Trapp-Zeile so ist, wie sie ist. So tritt das Rathaus noch großartiger hervor", sagt Deurer. "Außerdem ist die Zeile gar nicht so schlecht, wie sie immer gemacht wird. So werden auch die Schächte zwischen den Bauten die Rathausfassade unterstreichen."

Wenn das Gerüst mit Bauglück Ende Juni verschwunden ist, wird noch allerlei zu tun bleiben. Denn erst dann kann am Boden die vorgesetzte Treppenanlage gebaut werden. Hier lässt sich aber an Wochenenden jetzt schon die Fensteranlage im Erdgeschoss bewundern. Denn wenn die staubigen und kleckernden Arbeiten ruhen, werden die Schutzvorhänge gelüftet. Bei Kritik an den unregelmäßigen Eisenstäben vor den Fenstern sagt Deurer: "Genau das ist Mittelalter."

Spendensammlung geht weiter

2007 war im Rahmen der Feiern zu Wesels 600-jähriger Hanse-Zugehörigkeit der Grundstein gelegt worden. Seit 2002 werden von der Bürgerinitiative Historisches Rathaus und der Stiftung Spenden gesammelt. Mehr als 1,3 Millionen Euro kamen bislang so zusammen. Doch es fehlt noch was beim privaten Anteil. Die Gesamtkosten werden mittlerweile auf gut drei Millionen geschätzt. Vom ursprünglich mit 2,7 Millionen kalkulierten Projekt tragen das Land NRW 35 und die Stadt Wesel 15 Prozent. Auf weitere Zuschüsse hoffen die Verantwortlichen um Stiftungsvorsitzende Dagmar Ewert-Kruse.

(RP)
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