Wesel Stehender Beifall für herausragende Sänger

Wesel · In der nahezu voll besetzten St. Johannes Kirche erlebte das Publikum am Sonntag ein großes Konzert zum 25-jährigen Bestehen der Konzertreihe Pro Musica Bislich. Das Ensemble Vox Werdensis war die richtige Wahl für diese Feier.

 Die sechs Sänger, ihr unaufdringlich dirigierender Leiter Stefan Klöckner (2.v.l.) und der Instrumentalist Dominik Schneider (r.) wussten das Publikum in Bislich zu begeistern.

Die sechs Sänger, ihr unaufdringlich dirigierender Leiter Stefan Klöckner (2.v.l.) und der Instrumentalist Dominik Schneider (r.) wussten das Publikum in Bislich zu begeistern.

Foto: Joosten

Es war ein großes Konzert. Nur so direkt kann die musikalische Feier des Glaubens an die stetige Erneuerung der Welt mitgeteilt werden. Denn zu diesem kollektiven Erlebnis wandelte sich das Festkonzert zum 25-jährigen Bestehen der Konzertreihe der dörflichen Initiative Pro Musica Bislich am Sonntag in der Bislicher St. Johannes-Kirche. "Noch nie habe ich erlebt, dass zum Schluss nach dem nötigen Atemholen alle Hörer sofort aufspringen zum stehenden Applaus", so die spontanen Äußerungen nach dem schließlich abebbenden Klatschen in der nahezu voll besetzten Kirche.

Das Ensemble Vox Werdensis - es ist die Stimme der Abtei Werden - wurde 2009 von Professor Dr. Stefan Klöckner an der Folkwang Universität der Künste neu ins Leben gerufen und dank der Entdecker- und Leistungsfreude von Lehrenden und Studierenden mit gegenwärtiger kreativer Kraft erfüllt. Eine bessere Wahl für die Feier konnte Pro Musica nicht treffen. Alles stimmte. Fast. Der junge glockenreine Altus setzte einmal einen Wimpernschlag zu früh ein. Das Ensemble überbrückte elegant, die Hörerschaft ignorierte das sowieso, denn auf Erden gibt es nichts Vollkommenes. Immer ist es nur eine Anmutung, und die klang wohllautend und rasch in die über eine Stunde pausenlos still lauschende Menge hinein. Menschliches Tun wurde Kunst. Das war auch eine Botschaft.

Hier erfahrbar in Gregorianischen Gesängen nach der Reform im 11./12. Jahrhundert. Vornehmlich die schlichte eindrückliche Einstimmigkeit im hohen Ton der unbedingten Hinwendung zur ewigen Erneuerung bestimmte den Klang, wurde deutlich in Versen von Philippus Cancelarius, in Ausschnitten aus der Jacobus-Liturgie des Codex Calixitinus und mit dem abschließenden Prozessionshymnus "Dum pater familias", als ein Glockenspiel den zügigen Wanderrhythmus akzentuierte. Sechs junge Sänger mit hervorragend ausgebildeten Stimmen (Stefan Kaminski, Patrick Kampf, Nicos Konstantelias, Robin Liebwerth, Stefan Oberle, Lukas Piel), neben ihnen bei einem Glockenspiel ihr unaufdringlich dirigierender Leiter Stefan Klöckner, ihm gegenüber der Instrumentalist Dominik Schneider, agierten mit Hingabe. Besonderheiten: der warme Ton der schlichten hölzernen Querflöte, die Keckheit der kleinen Flöte, die mitreißende Quirligkeit der Quinterne, einer Vorläuferin der Mandoline. Natürlich, weil der Spieler weitgehend improvisierte, denn als Neumen, die nur die Tonhöhe bezeichnen, sind die Melodien überliefert. Entrückend das Kyrie. Das Ensemble dankte den Hörern mit einem Lied zu Ehren des heiligen Liudger, des ersten Bischofs von Münster. Mögen wir alle weiter dem guten Stern folgen.

(hb-)
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