Wesel Starke Energiewende vor Ort

Wesel · RWE Regionalzentrum Niederrhein mit Sitz in Wesel will sich an die Spitze der Energiewende setzen. Fast 8000 Anlagen für erneuerbare Energien sind ans Netz angeschlossen – eine technische Herausforderung.

 Hochtechnik im RWE-Haus in Wesel: In der Netzleitstelle überwacht Rainer Hochstrat die verschiedenen Netze für den Niederrhein und das Ruhrgebiet.

Hochtechnik im RWE-Haus in Wesel: In der Netzleitstelle überwacht Rainer Hochstrat die verschiedenen Netze für den Niederrhein und das Ruhrgebiet.

Foto: rwe

RWE Regionalzentrum Niederrhein mit Sitz in Wesel will sich an die Spitze der Energiewende setzen. Fast 8000 Anlagen für erneuerbare Energien sind ans Netz angeschlossen — eine technische Herausforderung.

Am Niederrhein macht RWE Deutschland das Stromnetz fit für die Energiewende. Der Konzern, der einst für Großkraftwerke und Atomkraft stand, nimmt die Kurve hin zu regenerativen Energien. "Die Energiewende ist vor allem auch ein regionales Thema, nicht nur eins der großen Politik in Berlin", sagte gestern der Vorstandsvorsitzende der RWE Deutschland AG, Dr. Arndt Neuhaus, in Wesel.

Allein im Jahr 2011 schloss RWE am Niederrhein in ihrem Gebiet — das sind große Teile der Kreise Wesel und Kleve — 1225 neue Anlagen, die Strom aus erneuerbaren Energien (Photovoltaik, Windräder, Biogas) erzeugen, an das Stromnetz an. Knapp 8000 sind es nun insgesamt. Dazu baut RWE die Stromverteilnetze von der einstigen Strom-Einbahnstraße in Stromschnellstraßen aus. Und: Die Umspannanlage in Obrighoven wird zum Knotenpunkt für Höchstspannungsleitungen ausgebaut, um Windkraft von Nord nach Süd durchzuleiten. Eine Operation am offenen Herzen übrigens, denn die 380-Kilovolt-Leitungen werden bei laufendem Betrieb umgerüstet.

Bei seiner Charme-Offensive, die auch das Bild des atomlastigen Konzerns regional korrigieren soll, sagte Dr. Neuhaus: "Wir bauen unsere Netze aus und forschen gezielt, um die Energiewende möglich zu machen. Mit noch intelligenteren Stromnetzen wollen wir den Stromfluss zukünftig noch gezielter steuern." In den vergangenen beiden Jahren 2010 und 2011 hat RWE rund 65 Millionen Euro in den Ausbau und Betrieb der Netze im Regionalzentrum Niederrhein investiert.

Für den stabilen Netzbetrieb ist es notwendig, ein Gleichgewicht von Stromerzeugung und -verbrauch herzustellen. Die regenerativen Energiequellen sind jedoch vom Wetter abhängig. Andreas Lantwin, Leiter des Regionalzentrums Niederrhein, sagte: "Wir schließen alle Einspeiseanlagen an das Netz an. Gerade in den letzten Jahren hatten wir dabei einen enormen Zuwachs. Ich gehe davon aus, dass der Trend anhält." Derzeit sorgt RWE dafür, dass fast 8000 sogenannte Erneuerbare-Energie-Anlagen am Niederrhein Strom in das Netz einspeisen können. Lantwin sagte: "Trotz des hierzu notwendigen Aus- und Umbaus bleibt die hohe Versorgungssicherheit."

Dr. Neuhaus betonte, dass die Stromautobahnen in aller Munde und teils heftig umstritten seien, aber der Ausbaubedarf vor Ort unterschätzt werde. Thema sei daher das "intelligente Netz" bis hin ins Wohnhaus. Hier hat RWE technisch fein ausgesteuerte Innovationen in der Eifel getestet, die auch an den Niederrhein exportiert werden sollen.

Es geht auch um Speicherung von Strom, wenn der bei viel Sonne ode Wind anfällt, aber nicht verbraucht wird. Der "Saft" kann etwa in die Produktion von Biogas gesteckt werden. Das wiederum erzeugt dann Energie, wenn Flaute herrscht oder keine Sonne scheint. RWE will die Wende zügig — nicht aus Gutmenschentum, sondern "weil wir hier ein interessantes wirtschaftliches Feld sehen".

(RP/rl)
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