Kolumne Schiff der Hoffnung

Auf dem Evangelischen Kirchentag im Juni 2019 in Dortmund war die Seenotrettung geflüchteter Menschen im Mittelmeer ein zentrales Thema. Noch während des Kirchentages verabschiedeten die Teilnehmenden damals eine Petition, in der die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) aufgefordert wurde, den Kauf eines Seenotrettungsschiffes in die Tat umzusetzen.

 Der Weseler Superintendent Thomas Brödenfeld

Der Weseler Superintendent Thomas Brödenfeld

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Ein breites gesellschaftliches Bündnis hat seitdem die EKD bei der Anschaffung eines Seenotrettungsschiffes mit Spenden unterstützt. Im Januar 2020, kurz vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie, konnte mit dem ehemaligen Forschungsschiff „Poseidon“ ein hochseetaugliches Schiff erworben werden, das in den vergangenen Monaten für seine neue Mission umgebaut wurde: Menschen retten, Menschlichkeit verteidigen. Nachdem sich die EKD entschieden hat, mit der Seenotrettungsorganisation Sea-Watch zusammenzuarbeiten, wurde das Schiff auf den Namen „Sea-Watch 4“ getauft. Bis Mitte August soll das überwiegend aus kirchlichen Spenden finanzierte Seenotrettungsschiff vom spanischen Burriana aus in See stechen – gut ein Jahr, nachdem der Kirchentag 2019 in Dortmund die Petition „Wir schicken ein Schiff“ beschlossen hat.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, sagte damals: „Europa verliert seine Seele, wenn wir so weitermachen.“ Und die Pastorin Sandra Bils brachte alles in ihrer Predigt beim Abschlussgottesdienst des Kirchentages auf die Formel: „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“ In einer Zeit, in der die Corona-Pandemie zwangsläufig zu einer verstärkten Abgrenzung untereinander, von Menschen und Ländern führt, ist die Mission der neuen „Sea Watch 4“ ein Zeichen der Hoffnung. Wir vergessen auch in der momentan weltweit schwierigen Lage die nicht, die nach wie vor von Flucht und Vertreibung betroffen sind. Der „Sea Watch 4“ ist zu wünschen, dass sie möglichst viele Menschen aus dem Mittelmeer rettet, die danach in Europa und auch bei uns in Deutschland eine neue Heimat finden können.

Thomas Brödenfeld

Unser Kolumnist ist Superintendent des Kirchenkreises Wesel.

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