Wesel Wesel muss Skulptur abbauen

Wesel · „Vesalia hospitalis“ steht für Gastfreundschaft. Das Kunstwerk ist nicht verkehrssicher.

 Das Kunstwerk „Vesalia hospitalis“ wurde von Victoria Bell gestaltet. Es steht auf dem Leyens-Platz. Morgen muss es abgebaut werden.

Das Kunstwerk „Vesalia hospitalis“ wurde von Victoria Bell gestaltet. Es steht auf dem Leyens-Platz. Morgen muss es abgebaut werden.

Foto: Klaus Nikolei

Die markante Skulptur „Vesalia hospitalis“ mitten auf dem Leyens-Platz in der Weseler Fußgängerzone muss am heutigen Mittwoch abgebaut werden. Das hat die Verwaltung am Dienstag erklärt. „Im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Kontrollen durch die Stadt waren zuletzt Zweifel an der Verkehrssicherheit des Kunstobjekts aufgekommen“, heißt es in einer Mitteilung der Verwaltung. Die Überprüfung der Holzskulptur durch einen externen Gutachter habe Mitte August diese Annahme bestätigt. Aus Sicherheitsgründen wurde der Bereich rund um das Kunstobjekt sofort abgesperrt. In der kommenden Woche wird das Kunstwerk weiter geprüft.

„Vesalia hospitalis“, übersetzt heißt das „gastfreundliches Wesel“. Die Formulierung geht zurück auf die Zeit des Herzogs Johann III. im 16. Jahrhundert und die Aufnahme von niederländischen calvinistischen Glaubensflüchtlingen zur Zeit der Reformation. Im lutherisch geprägten Wesel konnten sie ungehindert ihre Religion leben. Als Dank dafür schenkten sie der Stadt zwei silbervergoldete Prunkpokale, je einer als Ehrengeschenk der Wallonen und der Flamen. Darauf eingraviert: der Name „Vesalia hospitalis“.

Die Künstlerin Victoria Bell schuf zu Beginn der 1990er Jahre die Holzskulptur für den Leyensplatz. Sie ließ sich von den damals frischen Grabungsfunden der echten hölzernen Kirche Wesels, an deren Stelle heute der Willibrordi-Dom steht, inspirieren. Die Konstruktion aus bearbeiteten Buchen- und Eichenbalken soll einem Gebäude nachempfunden sein, wobei die Giebelwand an die mittelalterliche Bebauung des Großen Marktes erinnert. Die Holzskulptur entstand im Rahmen eines Symposiums des Niederrheinischen Kunstvereins, das im Vorfeld des 750. Geburtstags der Stadt Wesel stattgefunden hat. 1992 wurde das Kunstobjekt auf dem jetzigen Standort am Leyens-Platz fest installiert. Bei der öffentlich geförderten Erneuerung der Fußgängerzone wurde das Kunstwerk in den Mittelpunkt der Planungen für den Leyensplatz gestellt.

Victoria Bell habe sich sofort mit dem Abbau der Skulptur einverstanden erklärt, so die Verwaltung. „Sie ist nach mehrmonatigem Aufenthalt in den USA nun nach Deutschland zurückgekehrt und wird den Abbau des Kunstwerks begleiten.“ Erst nach dem Abbau der komplexen Konstruktion soll sich der Schaden besser an dem Objekt beurteilen lassen. Davon abhängig seien auch die weiteren Entscheidungen, die die Künstlerin und die Stadt Wesel treffen müssen. Auch die Politik wird informiert: Die Skulptur ist Gegenstand im nächsten Ausschuss für Kultur und Stadtmarketing.

(sep)
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