Wesel St. Nikolaus bekommt neuen Kaplan

Wesel · Talk auf dem "Gelben RP-Sofa": Pfarrer Stefan Sühling war bei RP-Lokalchef Thomas Hesse zu Gast. 70 Zuhörern gefiel's.

 Zwei, die es gut miteinander können: Pfarrer Stefan Sühling (Katholik) und Thomas Hesse (l., Protestant) im "ökumenischen Dialog".

Zwei, die es gut miteinander können: Pfarrer Stefan Sühling (Katholik) und Thomas Hesse (l., Protestant) im "ökumenischen Dialog".

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Obwohl Montagabend bei der WM in Brasilien zwei Viertelfinalspiele auf dem Programm standen, ließen es sich rund 70 RP-Leser nicht nehmen, dem kurzweiligen bis hochinteressanten Gespräch zwischen RP-Redaktionsleiter Thomas Hesse und Stefan Sühling, dem leitenden Pfarrer der Großgemeinde St. Nikolaus Wesel, zu lauschen. Und keiner dürfte nach Ende des knapp eineinhalbstündigen verbalen Pingpong-Spiels sein Kommen bereut haben.

 Trotz der Fußball-WM waren Montagabend zahlreiche Leser ins Haus der Gesundheit des Marien-Hospitals gekommen, um das hochinteressante Gespräch zwischen dem Kirchenvertreter und dem RP-Journalisten zu verfolgen.

Trotz der Fußball-WM waren Montagabend zahlreiche Leser ins Haus der Gesundheit des Marien-Hospitals gekommen, um das hochinteressante Gespräch zwischen dem Kirchenvertreter und dem RP-Journalisten zu verfolgen.

Foto: Ekkehart Malz

Zum einen, weil die Veranstaltung im Rahmen der RP-Serie "Den Puls gefühlt" im Vortragsraum des Hauses der Gesundheit des Marien-Hospitals mehr als eine Stunde vor dem Anpfiff der Partie Deutschland - Algerien zu Ende war (Sühlings Tipp: "Es wäre toll, wenn Deutschland gewinnt" - seine Bitte wurde erhört). Zum anderen, weil der hochgeschossene Münsterländer auf jede Frage seines Gesprächspartners kluge und zum Teil (selbst-)kritische Antworten fand, dabei locker und sympathisch rüberkam und durchblicken ließ, dass die Gemeinde demnächst einen neuen Kaplan bekommen soll. Denn Kaplan Markus Reuther und Pastoralreferent Marius Stelzer hatten 2013 aus persönlichen Gründen Wesel den Rücken gekehrt. Fest steht bereits, dass ein indischer Priester (Sühling: "Ein junger, aufgeweckter Mensch, der längerfristig bleiben soll") demnächst seinen Dienst in St. Nikolaus mit seinen über 22 000 Gläubigen, die ausschließlich im rechtsrheinischen Teil Wesels zu Hause sind, antreten wird.

 Trotz der Fußball-WM waren Montagabend zahlreiche Leser ins Haus der Gesundheit des Marien-Hospitals gekommen, um das hochinteressante Gespräch zwischen dem Kirchenvertreter und dem RP-Journalisten zu verfolgen.

Trotz der Fußball-WM waren Montagabend zahlreiche Leser ins Haus der Gesundheit des Marien-Hospitals gekommen, um das hochinteressante Gespräch zwischen dem Kirchenvertreter und dem RP-Journalisten zu verfolgen.

Foto: Ekkehart Malz

Zu Beginn der obligatorischen Aufwärmrunde mit zehn Fragen über Persönliches erfuhr Thomas Hesse ("Für mich sind Sie der Lange auf dem Fahrrad") unter anderem die exakte Größe des gebürtigen Coesfelders ("Im Ausweis steht 2,03 Meter"), dass dieser gerne mal mit Joachim Gauck zu Abend essen würde und Papst Franziskus bewundert. Sühling liebt es, für Freunde zu kochen (Publikum: "Hui") schätzt an Wesel ("Im ersten Augenblick eine hässliche Stadt") vor allem die Gastfreundschaft der Menschen. Er würde auf eine einsame Insel ein I-Phone mitnehmen, um auf dem Minicomputer die Bibel und das Gebetbuch lesen zu können und Jazz zu hören.

Stefan Sühling hat den Arbeitstag eines Top-Managers. Der Wecker klingelt um sechs, dann betet er. "Beim Frühstück erfahre ich aus der RP die Neuigkeiten", sagt er. Es folgen, je nach Wochentag, Dienstgespräche, Trauerbesuche, Beerdigungen und natürlich Messen. Nicht nur als Aufsichtsratsvorsitzender der pro homine, dem Träger u.a. des Marien-Hospitals, ist er viel unterwegs, sondern auch als Domkapitular von Münster und Kreisdechant. Wenn er abends in seine innenstadtnahe Wohnung nahe am Grünen kommt ("Hier höre ich, wie Krähen ihre Kinder zur Welt bringen"), geht's oft an den Schreibtisch. Ein 14-Stunden-Arbeitstag ist für den "Manager des Glaubens" (Hesse) die Regel.

Worte Sicherlich überraschend für viele Zuhörer war die offene Kritik Sühlings an einigen Kirchenoberen, die beispielsweise bei Debatten zu Themen wie homosexuelle Paare oder den Umgang mit Geschiedenen an alten Positionen festhalten. "Der Erkenntnisfortschritt dauert oft etwas länger. Das wissen wir spätestens seit Galileo Galilei." Er selbst habe beispielsweise kein Problem mit dem Diakonat der Frau, während "unser Bischof das ablehnt. Da ist ein Prozess im Gange", sagt Sühling. Als Gast der Bischofskonferenz in Münster ist er zu der Überzeugung gelangt, "dass die Jungs keine einheitliche Meinung haben".

Der an Pfingsten 2013 offiziell abgeschlossene Fusionsprozess (neun rechtsrheinische Kirchengemeinden bilden seither die Großgemeinde St. Nikolaus) ist, ganz im Sinne von Sühling, "ohne Reibungsgeräusche" über die Bühne gegangen. Allerdings werde es noch ein paar Jahre dauern, bis ein "gemeinsames Identitätsgefühl entstanden ist".

Anders als die Evangelische Kirche betreibt St. Nikolaus in Wesel keine offenen Jugendtreffs. "Das bedeutet aber nicht, dass wir nichts im Bereich der Jugendarbeit machen", stellte Stühling klar. Er verwies auf die Pfadfindergruppen in Flüren, der Feldmark und auf dem Fusternberg, auf das katholische Ferienwerk (Stichwort: Amelandfahrten), die KJB und die Gottesdienstangebote im AVG, dem KDG, in den beiden Realschulen und an der Gesamtschule am Lauerhaas.

(RP)
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