Leichtathletik Torsten Sanders fühlt sich um EM-Start betrogen

Wesel/Mannheim · Torsten Sanders war am Sonntag auf der Rückfahrt von der Junioren-Gala schwer enttäuscht. Denn sein großer Traum, die Teilnahme an der U 20-Europameisterschaft im italienischen Rieti, droht zu platzen.

Der Hochspringer des Weseler TV sprang beim Wettkampf in Mannheim 2,12 Meter. Damit gehört er Stand jetzt nicht zu den drei Deutschen, die vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) für die EM vom 18. bis 21 Juli nominiert werden.

Was war passiert: Die Norm für die EM liegt bei 2,15 Metern. Die hatte Torsten Sanders bereits vor einigen Wochen beim Springermeeting des WTV bewältigt. Die Norm ebenfalls bereits in der Tasche hatten Tobias Potye (FC Aschheim), der in diesem Jahr schon 2,16 Meter gesprungen ist, und Falk Wendrich (TV Wattenscheid), der es auf 2,18 Meter brachte. Am Sonntag gelang es auch David Nopper (LG Sigmaringen) die geforderte Höhe von 2,15 Metern zu überspringen. Nun soll er und nicht Torsten Sanders neben Wendrich und Potye für die EM nominiert werden. Der Grund dafür ist die Aktualität der erbrachten Leistung. "Das ist auch in Ordnung. Es hieß immer, dass der Wettkampf in Mannheim zählt und am wichtigsten ist. Doch am Sonntag wurde in dieser Hinsicht mit zweierlei Maß gemessen", meinte WTV-Trainer Roman Buhl. Denn sowohl Tobias Potye, der in Mannheim lediglich 2,08 Meter sprang, als auch Falk Wendrich, der aktuell verletzt ist und gar nicht am Start war, waren am Sonntag schlechter als Torsten Sanders.

"Der Bundestrainer meinte noch vor einer Woche zu mir, dass wenn Falk Wendrich in Mannheim nicht starten kann, er auch nicht für die EM nominiert wird. Am Sonntag hieß es dann aber plötzlich, man wolle Wendrich noch die Chance geben in der kommenden Woche an den Deutschen Meisterschaften in Ulm teilzunehmen. Das würde dann als Leistungsnachweis genügen. Egal, was er dort springt", sagte Buhl, der am Sonntag mit seinem Schützling noch eine anderthalbstündige Diskussion mit den Offiziellen des DLV führte — ohne Erfolg. "Falls Falk Wendrich in Ulm nicht startet, wäre Torsten dabei, hieß es. Doch wer will sich darauf verlassen. Es scheint so, als wenn sich die Herren das Ganze so hindrehen, wie es ihnen gerade passt. Wir sind tief enttäuscht und fühlen uns betrogen", sagte Roman Buhl.

Seinem Schützling ging es verständlicherweise ähnlich. "Das ist einfach typisch DLV. Die Leute sollten sich einmal fragen, wie sie ihren Job machen. Ich fühle mich ganz einfach hintergangen", sagte der 18-jährige Torsten Sanders. "Wenn ohnehin schon vorher feststeht, wer zur EM fahren soll, hätten wir uns diesen Wettkampf und die 700 Kilometer lange Fahrt auch sparen können. Nach so einem Erlebnis verliert man den Glauben an die Gerechtigkeit im Sport. Wie soll ich meine Athleten denn noch motivieren, wenn alles am Ende umsonst ist", sagte ein tief enttäuschter Roman Buhl.

(db)
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