"Sportplan jetzt mit Vereinen"

SPD und CDU haben in einem Deal die Aufstellung eines Sportentwicklungsplans für Wesel, für den der Schul- und Sportausschuss Donnerstag in seiner Sitzung (16.30 Uhr, Rathaus) grünes Licht geben sollte, gekippt. RP-Sportredakteur Joachim Schwenk sprach mit dem Sportdezernenten Dirk Haarmann über das Thema.

 Dirk Haarmann, Sportdezernent der Stadt Wesel

Dirk Haarmann, Sportdezernent der Stadt Wesel

Foto: Malz

Warum hätte Wesel einen Sportentwicklungsplan benötigt?

Haarmann Damit wir mit Blick auf die Strukturen der nächsten Jahre und nicht kurzfristig untersucht hätten, ob wir in Sachen Sportangebot richtig aufgestellt oder Anpassungen nötig sind. Alle Sportanlagen sind, mit Ausnahme von Bislich, wo wir mit dem Verein ja intensiv an einer Lösung arbeiten, in einem relativ guten Zustand. Aber es wäre ja nicht nur um die Beschaffenheit der Sportanlagen gegangen.

Sondern?

Haarmann In den letzten Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für den Sport massiv gewandelt. Da ist die demografische Entwicklung. Es werden in Zukunft weniger Kinder das Angebot der Vereine nutzen. Die Bedingungen für den Sport haben sich durch die Schulen erheblich verändert. Der offene Ganztag oder das Abitur in acht Jahren sorgen dafür, dass Schüler oft bis 16 Uhr in der Schule sind. Wir hätten deshalb beim Sportentwicklungsplan auch die Frage behandelt, wie langfristige Zusammenarbeiten zwischen Vereinen und Schulen möglich sind.

Die Stadt hätte den Clubs aber nicht vorschreiben können, was sie künftig tun oder lassen sollen.

Haarmann Wir wollten uns nicht in die Belange der Vereine einmischen. Sie sind ja auch rechtlich selbstständig. Aber wir wollten mit ihnen eine Bewertung der Situation vornehmen und Entwicklungsperspektiven herausarbeiten. Wir werden jetzt auch nicht ganz auf die Elemente einer Sportentwicklungsplanung verzichten. Ich möchte gerne die geplanten Bestandserhebungen gemeinsam mit dem Stadtsportverband und den Vereinen durchführen, dabei eine enge Kommunikation entwickeln und verstetigen. Wenn man am Ende noch Punkte in der Sportentwicklung erkennt, die man nicht gemeinsam lösen kann, kann später immer noch externer Rat eingeholt werden.

Beim Thema Sportstättenbau sind nach dem Ausbau des Auestadions bis auf den Sportplatz in Bislich die dicken Brocken erst einmal vom Tisch.

Haarmann Aber man hätte in einem Sportentwicklungsplan genau sehen können, welche Kapazitäten man hat, ob sie ausreichen und wo vielleicht noch Bedarf ist. Vielleicht gibt's ja Vereine und Sportarten, die zu Unrecht ein Schattendasein in der Stadt fristen.

Wie beurteilen Sie selbst das Sportangebot in der Stadt?

Haarmann Wir müssen uns nicht verstecken. Ich habe schon zu Beginn meiner Arbeit in Wesel gesagt, dass die Stadt über ein relativ breites und gutes Sportangebot mit guter Infrastruktur verfügt. Dafür ist in den letzten Jahren auch viel Geld investiert worden.

Doch es gibt immer wieder Wünsche und Begehrlichkeiten.

Haarmann Und die Verwaltung muss dann punktuell diese Themen bearbeiten. Mir wäre es lieber, wenn wir diese Entscheidungen ganzheitlich in ausgewogener Betrachtung mit einem Plan für den Sport hätten erarbeiten können. Die Zielrichtung wäre es nicht gewesen, aufzuzeigen, wo wir so schnell wie möglich Infrastruktur zurückbauen können. Der Sport soll weiter gefördert werden. Es ist nach wie vor auch die beste Art der Jugendprävention, wenn Kinder in Vereinen aktiv sind.

Dieses Argument haben die Vereine bei ihrem erfolglosen Kampf gegen Nutzungsgebühren auch angeführt.

Haarmann Bei diesem Thema ist die Entwicklung in Wesel mehr als moderat. Ich halte es für richtig, dass die Nutzer ein Stück weit an den Kosten beteiligt werden. Voraussetzung ist, dass dies sozial ausgewogen ist.

(RP)
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