Fußball Schiri-Schelte wird zur neuen Saison teuer

Wesel · Fußball-Trainer in den Amateur-Klassen werden nach einem Verweis nun automatisch zur Kasse gebeten. Die neue Regelung stößt bei den Übungsleitern im Kreis Wesel nicht überall auf Verständnis.

 Aycin Özbek, Coach des PSV Wesel II, beschreibt sich als "positiv emotionalen" Trainer.

Aycin Özbek, Coach des PSV Wesel II, beschreibt sich als "positiv emotionalen" Trainer.

Foto: Bosmann

Dirk Juch weiß, dass die kommende Saison für ihn eine teure Angelegenheit werden könnte. "Aber Emotionen gehören nun einmal zum Fußball dazu, da werde ich mich nicht ändern", sagt der Trainer des A-Ligisten BW Dingden. In der vergangenen Bezirksliga-Spielzeit habe er "öfter hinter die Bande gemusst". Und dies wird nun teuer. Denn während die Sanktionen für den Innenraumverweis des Coaches durch den Schiedsrichter bisher im Ermessen des Staffelleiters lagen - er konnte auch nur einen Verweis aussprechen -, so werden nach Klassen gestaffelte Geldstrafen (siehe Box) nun obligatorisch. Dieser Beiratsbeschluss des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verbandes (WFLV) gehört ab dem 24. August auch zur Spielordnung des Verbandes Niederrheins.

"Verweise gibt es ab sofort nicht mehr. Stattdessen besteht eine Pflicht, direkt ein Ordnungsgeld zu verhängen", erklärt Wolfgang Jades, Vorsitzender des Fußballausschusses im Fußballverband Niederrhein (FVN). Neben der Sperre nach fünf Gelben Karten ist dies die zweite weitreichende Änderung in der kommenden Saison. "Damit sollen die Trainer an die Kandare genommen werden, um sich nicht mehr so aufzuregen", sagt Jades. Für "Wiederholungstäter" ist auch eine Verdopplung der Strafe vorgesehen.

Einer, der wohl kaum die Geldbörse wird zücken müssen, ist Ulrich Kley-Steverding. Der sehr ruhige Vertreter beim Bezirksliga-Absteiger GW Lankern hatte bislang noch keine Probleme mit seinen Emotionen. "Ich bin noch nie hinter die Bande verwiesen worden." Und das immerhin nach zwei Jahrzehnten im Trainer-Geschäft. Der 48-Jährige räumt natürlich ein, dass "man sich schon mal aufregt, aber ich würde nie jemanden persönlich attackieren. Außerdem habe ich noch nie erlebt, dass ein Schiedsrichter eine Entscheidung zurücknimmt."

"Durch Strafen allein wird man das nicht in den Griff bekommen", meint Marco Scholten. Er habe in der vergangenen Spielzeit einmal hinters Stankett gemusst, da er "Abseits" gerufen habe. Überhaupt sieht der Übungsleiter des B-Ligisten GW Flüren vermehrt Probleme auf den Amateurbereich zukommen, auch durch die Sperren nach der fünften Gelben Karte. "Es wird für alle nicht einfacher - Schiedsrichter, Vereine, Trainer und Spieler", meint Marco Scholten.

Als mittlerweile älter und auch zurückhaltender beschreibt sich Steffen Herden. "In den letzten zwei, drei Jahren bin ich kein einziges Mal mehr hinter die Bande geschickt worden. Und das wird bei mir auch nicht mehr vorkommen", sagt der Coach des A-Liga-Aufsteigers SV Brünen. Außerdem bricht er eine Lanze für die pfeifende Zunft. "Die Schiedsrichter haben ein Händchen dafür entwickelt, nicht mehr bei jeder Kleinigkeit Strafen auszusprechen", meint Herden. Für ihn ist der Trainer auch in einer Vorbild-Funktion.

Als schon "sehr emotional" beschreibt sich Aycin Özbek. Allerdings eher positiv emotional. "Ich weiß genau, wie schwer es die Schiedsrichter heutzutage haben. Deshalb versuche ich sie zu unterstützen", sagt der Trainer des Bezirksligisten PSV Wesel II. Deshalb werde er mit der neuen Regelung "überhaupt keine Probleme" haben.

(RP)
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