Fußball "Nicht gedacht, dass es so schwer wird"

Wesel · Warum die Saison für den Trainer des Oberligisten PSV Wesel jetzt erst losgeht und welche Defizite er bei seinem Team sieht.

 Roger Rütter (38) ist seit 2010 Coach der ersten Mannschaft des PSV Wesel, die er damals in der Landesliga übernahm. Zuvor hat das Eigengewächs das zweite Team des Clubs und diverse Jugend-Mannschaften trainiert.

Roger Rütter (38) ist seit 2010 Coach der ersten Mannschaft des PSV Wesel, die er damals in der Landesliga übernahm. Zuvor hat das Eigengewächs das zweite Team des Clubs und diverse Jugend-Mannschaften trainiert.

Foto: Ekkehart Malz

Von der Bundesliga bis hinunter in die Oberliga rollt der Ball am Wochenende nicht, weil Länderspiel-Pause ist. Kommt dem PSV Wesel dies gelegen?

Rütter Auf jeden Fall. Wir haben schon vor dieser Spielzeit gesagt, dass die Saison für uns nach dieser 14-tägigen Pause erst richtig losgeht.

Warum erst jetzt?

Rütter Weil unsere Vorbereitung eigentlich nicht oberliga-tauglich war. Wir mussten mit dem Handicap leben, dass immer wieder Spieler fehlten, weil sie in Urlaub waren. Jetzt sind bis auf die Langzeitverletzten Matthäus Cwiek, Marvin Schweds und Valentin Leber alle Akteure im Training dabei. Wir werden bis zum nächsten Spiel in 14 Tagen beim SV Hönnepel-Niedermörmter sehr intensiv arbeiten. Und beim Training wird auch wesentlich mehr Pfeffer drin sein. Denn ab sofort gibt es einen Kampf um die Stammplätze, den wir in den letzten Wochen nicht hatten. Da fehlten die Alternativen. Jetzt muss jeder beim Training was tun, wenn er sonntags nicht draußen sitzen will.

Ihre Mannschaft hat nach dem Auftaktsieg beim Schlusslicht SV Uedesheim in fünf Partien nur einen Punkt geholt. Hätten Sie gedacht, dass es in der Oberliga so schwer für den PSV wird?

Rütter Mir war klar, dass wir vor einer sehr schweren Saison stehen. Ich hatte allerdings nicht gedacht, dass es so schwer wird und wir in einigen Bereichen so weit hinten dran sind.

Wo hapert es denn besonders im Vergleich zur Konkurrenz?

Rütter Man sieht schnell, dass einige Mannschaften viel athletischer sind und deshalb auch robuster in den Zweikämpfen. Das Tempo ist auch wesentlich höher. Du hast als Spieler kaum Zeit, zu überlegen, was du machst, wenn du in Ballbesitz bist. Keine Frage: Einige unserer Spieler stoßen in dieser Klasse sicherlich an ihre Grenzen.

Was muss besser werden?

Rütter Die Mannschaft muss sich im Abschluss mehr zutrauen und ihre Torchancen konsequenter verwerten. Am Sonntag gegen Kray hatten wir zwei richtig große Gelegenheiten. Eine davon mussten wir wenigstens nutzen. Wir müssen auch aggressiver in die Zweikämpfe gehen. Da sind wir noch viel zu lieb auf dem Platz. Und unser Passspiel muss druckvoller werden, damit unser Spiel schneller wird.

Das hört sich nach viel Arbeit im Training an.

Rütter Natürlich. Aber man darf auch nicht vergessen, wo wir herkommen. Wir waren vor drei Jahren noch ein Abstiegskandidat in der Landesliga. Die meisten Spieler im Kader kommen aus der Bezirksliga. Da kann keiner verlangen, dass wir von jetzt auf gleich körperlich und gedanklich in der Lage sind, das hohe Tempo in der Oberliga mitzugehen. Aber wir arbeiten daran und wollen darüber den Spaß am Fußball nicht verlieren.

Geht das, wenn man wie in den vergangenen Wochen Spiel auf Spiel verliert?

Rütter Ich glaube schon. Wichtig ist, dass wir Fortschritte machen. Das ist der Fall. Beim 1:4 in Ratingen haben wir die Partie 50 Minuten offen gehalten, gegen den FC Kray waren es am Sonntag schon 70. Und wenn jetzt wichtige Akteure wie Christoph Ley oder Niklas Egeling richtig fit sind, haben wir noch mehr Möglichkeiten in unserem Spiel.

Trotzdem wird es schwer, den Klassenerhalt zu schaffen.

Rütter Natürlich. Auch das war uns bewusst. Wir bleiben dabei, dass die Oberliga ein großes Abenteuer für alle ist – für den Vorstand, die Trainer und Spieler sowie die Zuschauer. Alle können in dieser Klasse viel lernen. Wir wollen mit der schweren Aufgabe wachsen, die uns gestellt wird.

Die Zuschauerresonanz ist gut. Bislang waren bei jedem Heimspiel wenigstens 400 Besucher auf der Anlage am Molkereiweg.

Rütter Ich hoffe, dass die Zuschauer uns auch weiter so gut unterstützen werden. Entscheidend ist, dass das Publikum erkennt, dass die Mannschaft in jedem Spiel alles gibt, auch wenn sie verliert. Dann werden die Zuschauer weiter sonntags zu unseren Partien kommen.

Joachim Schwenk führte das Gespräch.

(RP)
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