Kampfsport Michael Jarchau: Meister mit Seltenheitswert

Kampfsport · Es war ein eher ungewohntes Bild, das sich Michael Jarchau, Trainer des Shotokan Karate Wesel, bot, als er die Turnhalle am Hansaring betrat.

Etwa 60 aktive und ehemalige Mitglieder des Vereins hatten sich versammelt, um Jarchau, den sie Sensei (Meister) nennen, bei einer Überraschungsfeier zu einem nicht alltäglichen Erfolg zu gratulieren.

Der 55-Jährige hat die Prüfung zum 6. Dan (Meistergrad) bestanden. Er nimmt damit unter den Übungsleitern im deutschen Karatesport eine herausragende Stellung ein. Derzeit gibt's bundesweit nur 18 Karateka, die den 6. Dan tragen dürfen.

Michael Jarchau legte die Prüfung in Konstanz beim Gasshuku, dem größten europäischen Karate-Lehrgang mit 1400 Teilnehmern, ab, obwohl ihm eine Knieverletzung plagte. Der Weseler biss auf die Zähne beim harten Programm, das ihm und den anderen Kampfsportlern des Shotokan Karate Wesel in der riesigen Schänzlerhalle abverlangt wurde. Wecken war um 6 Uhr, das erste Training begann schon um 7 Uhr. Täglich gab's drei Übungseinheiten, die bis zu eineinhalb Stunden dauerten. Hideo Ochi (8. Dan), Chief-Instructor Europas, forderte viel von den Teilnehmern. Die Anstrengungen lohnten sich für Jarchau, weil's am Ende eine Belohnung mit Seltenheitswert dafür gab — die bestandene Prüfung.

Für Michael Jarchau ist Kampfsport ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Mit Judo begann er seine Karriere und ist auch dort Träger des ersten Dan. Seit etwa 40 Jahren ist er im Karate aktiv. Jarchau hat in den 15 Jahren, die er dem Bundeskader angehörte, fast 500 Kämpfe auf der ganzen Welt absolviert. Er fliegt jährlich nach Thailand, um dort an Lehrgängen teilzunehmen und sich fortzubilden.

"Karate ist eine Schule des Lebens"

"Ohne Dich könnten wir in unserem Sport keinen vernünftigen Schritt tun, denn Du hast uns überhaupt so weit gebracht", sagte Gerd Schulte-Bunert, stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Jarchau war bei der Überraschungsfeier sichtlich gerührt. "Karate ist nicht nur Treten und Schlagen, sondern eine innere Schule für das Leben. Es hilft, den eigenen Schweinehund zu überwinden. Davon habe ich in meinem Leben profitiert", sagte der Trainer.

Eine Kostprobe der Sportart gab es dann bei einem beeindruckenden Schaukampf von Torsten Kolb, Justin Kauka, Frank Kusenberg und Martin Bruland, der eigens für die Feier entwickelt wurde. Danach brachte ein gemeinsames Training alle in der vollen Halle ordentlich ins Schwitzen, ehe gefeiert wurde.

(RP/rl)
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