Fußball Kontrollwahn und Straßenchaos

Wesel · Kurz vor dem zweiten Spiel unserer Deutschen stand für uns Action auf dem Programm. Wir fuhren ins 60 Kilometer entfernte Morro Branco, ein traumhaft schöner Ort, der vom Tourismus bisher noch nicht überlaufen ist, um an der Küste Brasiliens eine Buggy-Tour entlang von Küsten und Felsvorsprüngen zu machen. Das Schlingern durch den Sand machte uns großen Spaß. Im Gegensatz zum Autofahren auf den Straßen von Brasilien. Dort reihen sich die Schlaglöcher nur so aneinander. Außerdem stehen überall Blitzer und in den Städten müssen alle paar Meter Verkehrsberuhigungsrampen überwunden werden. Das geht an die Nerven.

Bereits am Freitag mussten wir unsere Traumunterkunft dann bereits wieder verlassen. Es ging von Aquiraz weiter Richtung Norden nach Cumbuco. Ein kleiner Ort an der Küste, wo sehr viele Deutsche hin ausgewandert sind. Die Fahrt war übrigens wieder eine Katastrophe, aber langsam haben wir uns daran gewöhnt. Nach unserer Ankunft erlebten wir mal wieder etwas Kurioses. Wir wollten unsere Einkäufe im Supermarkt mit einer Kreditkarte bezahlen. Das ging aber nicht, weil das Kartengerät defekt war. So musste ich in Begleitung der Kassiererin 800 Meter durch den Ort laufen, ehe ich in einem Restaurant unsere Einkäufe bezahlen konnte - verrückt diese Brasilianer.

Pleiten, Pech und Pannen - so könnte schließlich die Überschrift für unser zweites Spiel der Deutschen live vor Ort lauten. Wir wussten bereits im Vorfeld, dass es am Stadion in Fortaleza besondere Sicherheitsvorkehrungen geben würde und sind deshalb zeitig losgefahren. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es um 10 Uhr morgens mit dem Taxi ins 40 Kilometer entfernte Fortaleza. Die Fahrt dahin war bisher der absolute Gipfel unserer Horror-Erfahrungen auf den brasilianischen Straßen. Unser Fahrer hatte einen Stil, wie ein Formel 1-Pilot. Er nahm jedes Schlagloch und überfuhr alle rote Ampeln. Und die Rechts-vor-Links-Regel kannte er anscheinend auch nicht. Der negative Höhepunkt der rasanten Fahrt war, als wir einen Radfahrer streiften und dieser stürzte. Zum Glück war ihm aber nichts passiert und wir konnten weiterfahren.

Da die Straßen rund 20 Kilometer um das Stadion herum allesamt gesperrt waren - den Sinn soll uns mal einer erklären - mussten wir zum Flughafen gebracht werden. Von dort aus ging es dann mit einem von der FIFA organisierten Bus zum Stadion. Dort trafen wir auf viele deutsche Fans. Die Stimmung war trotz der Umstände super. Nach einer halbstündigen Fahrt wurden wir dann nicht am Stadion raus gelassen, weil das ja viel zu gefährlich gewesen wäre. Stattdessen mussten wir noch 20 Minuten bis zum Stadion laufen. Viele Fans machten daraufhin mit Gesängen gegen die FIFA ihren Unmut bemerkbar. Vor dem Stadion machten wir schließlich große Augen, denn viele Karten, die noch übrig waren, wurden einfach von Fans an Einheimische verschenkt. Es war toll in die Augen der Kinder zu blicken, die unverhofft noch ein Ticket ergatterten.

Die Sicherheitskontrolle am Stadion machte ihrem Namen dann alle Ehre. Dass wir uns am Eingang nicht komplett ausziehen mussten, war alles. Endlich auf der Tribüne angekommen trafen wir viele bekannte Gesichter vom ersten Spiel wieder. Die Partie war anschließend sehr enttäuschend für uns, auch wenn die zweite Halbzeit spannend war. Wir konnten uns nicht über das 2:2 freuen. Mit dem Taxi ging es wieder heim. Dass wir zwei Stunden auf den Bus der FIFA warten mussten, der uns aus dem Sicherheitsbereich bringen musste, war für uns fast schon Alltag. Währenddessen tanzten die Fans aus Ghana durch die Straßen und konnten mit dem Punkt definitiv besser leben als wir.

(RP)
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