Handball "Ich trete in sehr große Fußstapfen"

Handball · Michael Nölscher ist beim Handball-Verbandsligisten SV Schermbeck der Nachfolger von Erfolgscoach Burkhard Bell. Er will mit der Mannschaft den Aufwärtstrend der letzten Jahre fortsetzen. "Ich schiele auf Platz fünf", sagt der ehemalige Regionalligaspieler.

 Michael Nölscher musste seine Laufbahn als Spieler vor einigen Monaten wegen eines Knorpelschadens im Knie beenden.

Michael Nölscher musste seine Laufbahn als Spieler vor einigen Monaten wegen eines Knorpelschadens im Knie beenden.

Foto: Büttner

Bei der Handball-Abteilung des SV Schermbeck ging eine Ära zu Ende. Burkhard Bell hörte als Trainer der Herren-Mannschaft in der Verbandsliga auf, nachdem er mehr als zwei Jahrzehnte mit Erfolg als Coach beim SVS gearbeitet hat.

 Ein Duo, das in Sachen Handball auf einer Wellenlänge liegt: Michael Nölscher (rechts) und sein Vorgänger Burkhard Bell, dessen Co-Trainer er in den vergangenen beiden Spielzeiten war.

Ein Duo, das in Sachen Handball auf einer Wellenlänge liegt: Michael Nölscher (rechts) und sein Vorgänger Burkhard Bell, dessen Co-Trainer er in den vergangenen beiden Spielzeiten war.

Foto: Büttner

Bell entschloss sich auch zu dem Schritt, weil ein Nachfolger parat stand, mit dem er auf einer Wellenlänge lag: sein bisheriger Co-Trainer Michael Nölscher. RP-Sportredakteur Joachim Schwenk sprach mit dem 31-jährigen Nölscher, der früher in Baden-Württemberg in der Regionalliga spielte.

Wie groß sind Fußstapfen, in die Sie beim SV Schermbeck treten?

Nölscher Keine Frage: Ich trete in sehr große Fußstapfen. Die Erfolge, die Burkhard Bell erst mit der Frauen-Mannschaft und dann mit dem Herren-Team hatte, sind einmalig. Auch seine große Erfahrung als Trainer zeichnete ihn aus. Ich kann da eher mit der Erfahrung punkten, die ich als Spieler in höheren Klassen gesammelt habe. Und mit neuen Übungen beim Training.

Ist diese Abwechslung für die Mannschaft nötig?

Nölscher Ich glaube schon. Einige Spieler im Kader hatten ja nie einen anderen Trainer als Burkhard Bell.

Ist die Umstellung auf einen neuen Coach für diese Spieler ein Problem?

Nölscher Bislang hat es keine Probleme gegeben. Das liegt sicherlich auch daran, dass Burkhard Bell und ich eine ähnliche Handball-Philosophie haben. Die Frage ist, was passiert, wenn der Erfolg einmal längere Zeit ausbleiben sollte.

Befürchten Sie das?

Nölscher Eigentlich nicht, wenn wir nicht wieder ein so großes Verletzungspech haben, wie in der vergangenen Saison. Man hat in der Rückrunde, als wir fast komplett waren, gesehen, dass wir schon eine Hausnummer in der Verbandsliga sind, auch wenn da auch nicht alles optimal gelaufen ist.

Was hat noch gefehlt?

Nölscher In erster Linie mangelte es an der Konstanz. Wir haben in der Rückserie zwei Mal den Tabellenführer geschlagen. Wir hatten aber auch rabenschwarze Spiele.

Woran müssen Sie arbeiten?

Nölscher Ich möchte den Spielern beibringen, nicht gleich die erste Gelegenheit zum Torabschluss zu suchen. Sie müssen geduldiger warten, bis sich eine hundertprozentige Chance ergibt. Und ich will das freie Spiel ohne festgelegte Spielzüge fördern. Denn Spiele werden durch die individuellen Fähigkeiten einzelner Akteure entschieden.

Wie lange ist die Mannschaft schon im Training?

Nölscher Wir haben Anfang Juni angefangen. Schließlich haben wir jetzt ja wegen des Kilianfestes pausiert. Denn wir hatten einige Verpflichtungen, da unser Kapitän Christopher Seibel in Schermbeck König war. Und danach wollte ich nicht bei Null anfangen.

Sie konnten bei der SG Haslach-Herrenberg-Kuppingen, Ihrem vorherigen Verein, fast unter Profibedingungen arbeiten. Wie groß ist die Umstellung?

Nölscher Die ist ja schon vorher als Spieler passiert. Für mich war es der richtige Schritt. Ich bin beruflich sehr stark eingespannt. Da bringt es viel Genuss, jetzt mehr Freizeit zu haben. Das Privatleben ist vorher sehr auf der Strecke geblieben. Die Bedingungen beim SVS sind für einen Trainer gut, wobei auch hier der Grundsatz gilt: Nur Sprechenden kann geholfen werden. Wenn ich etwas haben will, wird das vom Vorstand bestens organisiert.

Gibt es große personelle Veränderungen in der Mannschaft?

Nölscher Alle Spieler sind geblieben. Und wir haben zwei Neuzugänge: Fabian Klein vom Verbandsligisten HSG Mülheim/Oberhausen und Patrick Janduda vom Oberligisten MTV Rheinwacht Dinslaken.

Tauschen Sie sich regelmäßig mit Burkhard Bell aus?

Nölscher Es gibt natürlich Kontakt. Er war in seiner neuen Funktion als Sportdirektor auch schon ein Mal beim Training. Ich muss während der Saison auch das eine oder andere Mal auf ein Seminar. Dann wird es für die Mannschaft eine Nostalgie-Trainingseinheit unter Burkhard Bell geben.

Wie lautet Ihr Saisonziel?

Nölscher Ich möchte die Mannschaft weiter nach vorne bringen. Wir haben mit einem Durchschnittsalter von 25 Jahren immer noch ein junges Team, das sein Potenzial nicht ausgeschöpft hat. Und in der Tabelle schiele ich auf Platz fünf.

Muss die Verbandsliga Endstation für den SV Schermbeck sein?

Nölscher Das muss sie nicht. Das Team hat das Potenzial, einmal an die Oberliga anzuklopfen. Ob es das schafft, ist die andere Frage.

Sie sind von Baden-Württemberg an den Niederrhein gezogen. Fühlen Sie sich in Schermbeck wohl?

Nölscher Ich fühle mich sehr wohl. Herrenberg, wo ich vorher gelebt habe, hat mit 18 000 Einwohnern ja eine ähnliche Größe. Ich wurde in Schermbeck hervorragend aufgenommen, habe aber auch etwas dafür getan.

Weil Sie Mitglied in der Altschermbecker Kiliangilde geworden sind.

Nölscher. Das Kilianfest mit seiner Atmosphäre, dem traditionellen Hintergrund und der Art und Weise, wie es der gesamte Ort annimmt, begeistert mich. So etwas kannte ich aus Baden-Württemberg nicht — da gab es nur Weinfeste.

Vermissen Sie in Schermbeck etwas?

Nölscher Meine Eltern und meine alten Freunde. Ich fahre, so oft es eben geht, die 487 Kilometer nach Hause. Doch das ist viel zu selten. Denn viele Wochenende sind halt durch den Handball geblockt ist.

Sie mussten Ihre Laufbahn als Spieler wegen einer Knorpelschadens im Knie früher, als geplant, beenden. Fällt es Ihnen schwer, jetzt "nur" noch Trainer zu sein?

Nölscher Seit ich keine Schmerzen mehr im operierten Knie habe, juckt es schon sehr, noch einmal zu spielen. Doch das hat keine Perspektive. Es kommt für mich nicht in Frage, als Spielertrainer zu arbeiten. Denn ich finde, es muss einer von draußen den Überblick haben.

(RP/rl)
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