Fußball Fair Play ohne Schiedsrichter

Elf F-Junioren-Teams sind bei der Fair Play-Liga des Fußball-Kreises dabei. Gespielt wird nach simplen Regeln und mit Eltern auf 15-Meter-Distanz. "Die Kinder bekommen ihr Spiel zurück", sagt Sportwissenschaftler Pilz.

Wesel/Hamminkeln Trainer, die unentwegt Anweisungen aufs Spielfeld rufen, und Eltern, die schreiend und schimpfend fast jede Aktion ihrer Zöglinge auf dem Rasen begleiten. Dieses Szenario ist auf vielen Fußballplätzen der Alltag, wenn der Nachwuchs am Ball ist. Für einige Mannschaften des Kreises Rees-Bocholt soll sich das wenigstens bis zu den Osterferien ändern. Am Samstag ist um 11 Uhr auf der Anlage des PSV Wesel der Anpfiff für die Fair Play-Liga. Elf F-Junioren-Teams (Jahrgänge 2002/2003) nehmen am Projekt des Kreises teil, das unter dem Motto "Erlebnis- statt Ergebnisfußball" steht. Die Regeln sind simpel und kindgerecht.

Die Regeln

q Es gibt Aus, Tor-Aus, Foul und Tor – das war's.

q Auf Schiedsrichter wird verzichtet. Die kleinen Kicker regeln die Dinge selbst.

q Nach einem Foul gibt es eine Entschuldigung per Handschlag.

q Mit- und Gegenspieler sollen ermuntert werden, wenn einmal etwas nicht klappt.

q Die Trainer der Teams stehen gemeinsam in einer Coachingzone am Spielfeldrand. Sie haben die Aufsicht, sollen aber nur im Notfall eingreifen.

q Eltern und Zuschauer stehen in einer Fanzone. Sie muss mindestens 15 Meter entfernt vom Spielfeld sein, das 40 Meter lang und 35 Meter breit ist.

Ralf Klohr, Jugendleiter des SuS Herzogenrath aus dem Fußball-Kreis Aachen, hat die Idee zur Fair Play-Liga entwickelt. "Der Erfolgsdruck bei den Kindern muss weg", sagt Klohr. Seine Initiative macht mittlerweile bundesweit Schule und war dem DFB einen Sonderpreis beim Wettbewerb "Fair ist mehr" wert. Zu den Schirmherrn der Fair Play-Liga im Kreis Aachen gehört Gunter A. Pilz, Professor am Institut für Sportwissenschaft an der Universität Hannover. Er hat sich als Fan- und Gewaltforscher einen Namen gemacht und berät den DFB in Sicherheits- und Präventionsfragen. "Die Idee ist einfach, aber bestechend. Die Kinder bekommen ihr Spiel zurück", sagt Pilz. Im Fußball-Verband Mittelrhein wird mittlerweile in acht der neun Kreise bei den Jüngsten nach den Regeln der Fair Play-Liga gekickt.

"Der Druck ist viel zu groß"

Im Fußball-Kreis Rees-Bocholt geht's am Samstag erst einmal auf freiwilliger Basis los. Kreis-Jugendobmann Alfred Herbers freut sich darüber, dass sich elf Teams am Projekt beteiligen. "Ich wäre schon zufrieden gewesen, wenn fünf Mannschaften bei der Sache mitgemacht hätten", sagt er. Drei Spielrunden werden bis zu den Osterferien in der Fair Play-Liga ausgetragen. Nach dem Auftakt am Samstag auf der Anlage am Molkereiweg mit den Partien PSV Wesel IV gegen Hamminkelner SV II und GW Flüren gegen SV Ringenberg finden am Samstag, 26. März noch Spiele in Suderwick und Emmerich-Hüthum statt.

Anschließend wird bei einem Treffen eine erste Bilanz gezogen und entschieden, ob die Fair Play-Liga nach den Osterferien fortgesetzt wird. Herbers ist davon überzeugt, dass es weitergeht. "Die Sache wird klappen, auch wenn bei Trainern und Eltern ein Umdenken erforderlich ist", sagt der Kreis-Jugendobmann. Er geht fest davon aus, dass die Kinder wieder mehr Spaß am Fußball haben werden, weil sie "ohne Einfluss von der Außenlinie" spielen können. "Teilweise stehen die Eltern doch sogar einen Meter weit im Spielfeld oder laufen auf Ballhöhe mit, um ihren Kindern Anweisungen zu geben. Der Druck ist viel zu groß."

(RP)
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