Fußball "Es helfen nur lange Sperren"

Fußball · Die Spruchkammer des Fußball-Kreises Rees-Bocholt hat auf Attacken und Beleidigungen gegen Unparteiische reagiert. Schiedsrichter-Obmann Norbert Brunnstein begrüßt die harten Strafen.

In der jüngsten Vergangenheit haben sich im Fußball-Kreis Rees-Bocholt die Attacken gegen Schiedsrichter gehäuft. Die Spruchkammer des Kreises hat reagiert und drastische Strafen verhängt. Delil Kaya (SV Vrasselt III), der bei der Emmericher Hallen-Stadtmeisterschaft Referee Jörg Bujar angegriffen hatte, wurde für ein Jahr gesperrt. Zwei Spieler des SC 26 Bocholt III und der DJK Rhede müssen ebenfalls lange auf die Ausübung ihres Hobbys verzichten — sie hatten jeweils den Unparteiischen beleidigt. RP-Redakteur Volker Himmelberg sprach mit Kreis-Schiedsrichterobmann Norbert Brunnstein.

Was sagen Sie zu den aktuellen Urteilen der Kreis-Spruchkammer?

Brunnstein Ich begrüße die Entscheidungen. Denn es hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass man die Spieler, die sich daneben benommen haben, nur packen kann, wenn sie möglichst lange aus dem Verkehr gezogen werden. Über Geldstrafen wird meistens nur gelacht, weil die Vereine in Haftung genommen werden. Deshalb helfen nur lange Sperren.

Zwei Spieler aus dem Kreisgebiet sind wegen Beleidigungen gesperrt worden. Nehmen die verbalen Entgleisungen auf dem Fußballplatz zu?

Brunnstein Das ist leider so. Die Sprache ist insgesamt robuster geworden. Das gilt auch für die Zuschauer. In jungen Jahren bin ich ans sprichwörtliche Telefon gerufen worden, wenn mal jemand nicht mit meiner Entscheidung einverstanden war. Heute wird direkt ,Du Arschloch' gebrüllt.

Worin liegen Ihrer Ansicht nach die Gründe für diese traurige Entwicklung?

Brunnstein Das ist schwer zu sagen. Für meine Begriffe herrscht heutzutage selbst in den untersten Klassen und im Nachwuchsbereich ein Leistungsdruck, der nicht mehr gesund ist. Da gibt's nicht einfach nur den Betreuer. Viele haben einen Trainerschein und wollen mit ihrer Mannschaft den Erfolg. Wenn das nicht klappt, ist der Schiedsrichter der Blitzableiter.

Haben Sie unter solchen Umständen überhaupt noch die Chance, neue Kollegen für den Dienst an der Pfeife zu gewinnen?

Brunnstein Das ist nicht ganz einfach. Es ist zwar so, dass viele junge Menschen einen Anwärter-Lehrgang besuchen. Doch die bleiben meistens nicht lange bei der Sache, wenn sie bei ihren ersten Einsätzen angefeindet worden sind. Früher sind viele Spieler ihrem Hobby Fußball verbunden geblieben, indem sie nach ihrer aktiven Laufbahn Schiedsrichter geworden sind. Diese Zeiten sind vorbei. Die Spieler wissen schließlich ganz genau, was auf den Plätzen los ist und wollen sich das nicht antun.

Was können die Vereine tun?

Brunnstein Ich würde es begrüßen, wenn die Verantwortlichen der Vereine an die Mitglieder appellieren, sich auf dem Sportplatz vernünftig zu benehmen. Es kann nicht schaden, wenn beispielsweise ein Vorsitzender bei einer Jahreshauptversammlung das Wort ergreift und auf diese Problematik aufmerksam macht. Das wäre ein erster wichtiger Schritt.

(RP/rl)
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