Triathlon "Erschöpft, aber glücklich"

Triathlon · Mareen Hufe erreicht bei ihrem Profi-Debüt beim Ironman auf Hawaii den 21. Rang in der Damen-Klasse. Die 34-Jährige ist mit ihrem Rennen unter äußerst schwierigen Bedingungen zufrieden. In der Rheinischen Post berichtet sie heute über ihre Erlebnisse beim härtesten Triathlon der Welt.

 Mareen Hufe (links) absolvierte die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen in 9:52,58 Stunden. Den abschließenden Marathon bewältigte sie in einer neuen persönlichen Bestzeit (3:21,09 Stunden).

Mareen Hufe (links) absolvierte die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen in 9:52,58 Stunden. Den abschließenden Marathon bewältigte sie in einer neuen persönlichen Bestzeit (3:21,09 Stunden).

Foto: Privat

Aa Na Maka O Na Aa — The Sparkling Eyes of My Roots — das war das Motto des diesjährigen Ironmans auf Hawaii. Oft habe ich in dieser Woche an meine "Roots", meine Wurzeln im Triathlon gedacht. Das Wasserfühlen mit meinem Freund Andreas Jander, das Radfahren in England, das Laufen mit Thomas Wingerath und die ersten Einheiten bei den Triminators Voerde. Tja, und nun bin ich zum ersten Mal als Profi auf Hawaii am Start. Wer hätte das in unseren Triathlonanfängen 2007 gedacht?

Der Renntag beginnt für mich bereits um 4.30 Uhr. Ich mache mich auf den Weg zum Start. Das aber nicht ohne einen echten Glückspfennig, den Andy im August auf der Straße gefunden hat. Los geht's mit dem Bodymarking. Das Aufstempeln der Startnummern wird hier von den Helfern geradezu zelebriert. Wenn eine Nummer nicht zu einhundert Prozent auf dem Oberarm sitzt, wird schön kleinlich mit dem Edding nachgearbeitet. Danach beginne ich mit meiner üblichen Rennvorbereitung. Der Startschuss fällt schließlich um 6:30 Uhr.

Wind und Wellen

Wir 31 Mädels sind alle nebeneinander an der Startlinie aufgestellt und ich platzierte mich brav dort, wo Ralf Ebli, mein Trainer, es mir geraten hat. Dann knallt es, alle schwimmen hektisch los und ich finde mich zunächst einmal wie fast immer am Ende des Feldes wieder. Nachdem die Starthektik vorbei ist, finde ich aber meinen Weg und kann an ein paar Damen vorbeischwimmen. So arbeite ich mich vom allerletzten Platz an ein paar Mädels vorbei nach vorne.

Der Kurs führt knappe zwei Kilometer weg vom Pier, ehe gewendet wird. Auf dem Rückweg haben wir alle mit heftiger Gegenströmung und starkem Wellengang zu kämpfen. In diesem Moment bin ich froh, dass ich nicht ganz allein im Meer unterwegs bin. Als ich schließlich aber nach einer Stunde und sechs Minuten wieder festen Boden unter den Füßen habe, bin ich nicht gerade begeistert. Denn die anderen haben bereits einen großen Vorsprung vor dem Wechsel aufs Rad.

Die drei Mädels, mit denen ich aus dem Wasser gestiegen bin, springen aufs Rad und fahren wie der Teufel los. Da ich mein Wattmessgerät dabei habe und nicht überziehen will, versuche ich gar nicht erst mit ihnen mitzufahren, sondern entschließe mich dazu, meinen eigenen Stiefel zu fahren. Gar nicht so verkehrt, wie sich herausstellen sollte. Denn später sollte ich die "Blitzstarter" noch einmal wiedersehen.

180 Kilometer durch die Lavafelder — auf geht's denke ich mir, als ich die Kailua-Kona hinter mir lasse. Je weiter ich mich anschließend vom Ort entferne, desto windiger wird es. Irgendwie, so habe ich das Gefühl, dreht sich der Wind mit uns Radfahrern und ich habe ihn zu 80 Prozent von schräg vorne. Aber na ja, ich bin vom Niederrhein und gegen den Wind treten habe ich demnach schon oft geübt. Also denke ich mir: "Hau in die Pedale". Die Wattleistung kann ich im Vergleich zum Vorjahr nicht steigern. Dafür ist mein Puls fünf Schläge niedriger. Warum und wieso, muss ich noch mal mit meinem Trainer diskutieren. Im letzten Jahr verlor ich beim Radfahren 20 Minuten auf die Spitze, dieses Jahr sind es nu 15 — ob ich mit meinem Radeln zufrieden bin, weiß ich aber selbst nicht.

Sei es, wie es sei. Nun geht's auf die 42 Kilometer lange Laufstrecke. Mein Körpergefühl sagt mir, dass ich es erst einmal etwas ruhiger angehen lassen soll. Die anderen Mädels um mich herum laufen alle schneller, aber ich lasse mich davon nicht verunsichern. Ein Marathon ist schließlich weder nach zehn, noch nach 30 Kilometern vorbei.

Konzentriert spule ich die ersten 16 Kilometer auf dem Alii Drive ab, bevor es dann die Palani Road steil hoch auf den Queen K Highway Richtung Energy Lab geht. Dort ziehe ich kontrolliert aber kontinuierlich das Tempo an und fange langsam an, Boden gut zu machen. Die Halbmarathonmarke überquere ich nach circa einer Stunde und 40 Minuten — soweit alles im Plan. Das Tempo musse ich nun halten. Und das geht erstaunlich gut. Meine Beine sind noch lange nicht müde und mein Kopf nun mehr und mehr auf Angriff programmiert.

Freund und Eltern warten im Ziel

So kann ich auf den letzten zwölf Kilometern noch drei Frauen überholen. Andy und mein Trainer Ralf sind mit dem Rad unterwegs und feuern mich an. Dennoch kann ich mich auf dem letzten Kilometer schon über mein Rennen freuen. Allerdings muss ich immer noch mit einem "Gegenangriff" von hinten rechnen. Als ich dann schnelle Schritte höre, beiße ich die Zähne noch einmal zusammen und setze zu einem Schlusssprint an. Das wird für mich mit einer persönlichen Marathon-Bestzeit belohnt.

Im Ziel warten Andy und meine Eltern auf mich und ich bin froh, sie erschöpft, aber glücklich in die Arme zu nehmen. Ein paar Telefonate in die Heimat, dann geht's schnell ab ins Massagezelt. Auch wenn die Gesamtzeit und die Platzierung schlechter sind als im Vorjahr, konnte ich von der Performance her mein Rennen aus dem letzten Jahr toppen. Darauf wird am Abend mit einem Sekt angestoßen.

(RP)
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