Fußball Eine Rote Karte in 25 Jahren

Rainer Bruns, früher als Spieler und Trainer aktiv, ist seit 1985 Fußball-Schiedsrichter. In den vielen Spielen, die er geleitet hat, gab's nie besondere Vorkommnisse. "Darauf bin ich stolz", sagt er.

Er ist auf den Plätzen des Kreises Rees-Bocholt bekannt wie ein bunter Hund. Rainer Bruns (55) ist seit fast fünf Jahrzehnten im Fußball aktiv — als Spieler, als Trainer und seit einem Vierteljahrhundert auch als Schiedsrichter. Dafür wird er heute beim Treffen der Schiedsrichter-Gruppe Wesel, das um 18.30 Uhr im Clubraum des Weseler SV im Auestadion beginnt, geehrt. RP-Sportredakteur Joachim Schwenk sprach mit Rainer Bruns.

Können Sie sich noch an Ihre erste Partie als Schiedsrichter erinnern?

Bruns Es war ein A-Jugend-Spiel zwischen der TuS Drevenack und dem SV Brünen. Es endete 1:1.

Gab es besondere Vorkommnisse?

Bruns Die gab es damals nicht und anschließend auch nicht. Ich habe in 25 Jahren nur eine Rote Karte verhängt. Den Spieler, den ich damals vom Platz gestellt habe, sehe ich regelmäßig und sage ihm immer, dass ich keine andere Wahl hatte. Ich musste als Schiedsrichter auch nie vor die Kreis-Spruchkammer, weil ich einen Regelverstoß begangen habe. Darauf bin ich stolz.

Ist es ein Vorteil, wenn ein Schiedsrichter lange als Spieler und Trainer aktiv war?

Bruns Wenn ich zu Spielen nach Bocholt, Emmerich oder Rees komme, kennen mich dort viele Leute aus meiner Zeit als Spieler und Trainer. Sie akzeptieren meine Entscheidungen deshalb eher. Und wenn Zuschauer meckern, wird ihnen oft gesagt: "Sei ruhig. Der weiß schon, was er macht. Er war lange Spieler und Trainer." Deshalb habe ich auch bei den Vereinen keine Probleme, zu denen andere Schiedsrichter nicht gerne fahren.

Warum sind Sie Referee geworden?

Bruns Ich bin als Spieler oft bei den Schiedsrichtern angeeckt. Die haben mir einige Male gesagt, dass ich den Job selber mal machen soll, um zu sehen, wie schwer er ist. Das habe ich dann gemacht.

Was würde der Schiedsrichter Bruns mit dem Spieler Bruns machen?

Bruns Er würde ihn wohl vom Platz stellen. Ich weiß, dass ich kein angenehmer Spieler für Schiedsrichter war. Ich habe ihre Entscheidungen auch als Trainer oft laut kritisiert. Allerdings nur, wenn ich im Recht war. Ich habe als Trainer auch nie eine Strafe bekommen, weil ich den Schiedsrichter kritisiert habe.

In welchen Klassen pfeifen Sie?

Bruns Ich leite fast nur Jugendspiele.

Hatten Sie nie Ambitionen, in höhere Klassen aufzusteigen?

Bruns Die Chance hatte ich, als ich noch Trainer war. Doch da hatte der Job als Coach Vorrang. Ich habe morgens ein Jugendspiel gepfiffen und bin dann zum Team gefahren, das ich trainiert habe. Das war Stress. Aber es hat Spaß gemacht.

Wie lange wollen Sie noch als Schiedsrichter tätig sein?

Bruns Ein paar Jahre möchte ich das schon noch machen. So halte ich mich fit, seitdem ich selbst nicht mehr Fußball spielen kann, weil mir 2007 ein künstliches Kniegelenk eingesetzt wurde.

Wie viele Einsätze haben Sie pro Saison?

Bruns Etwa 40 bis 50 Einsätze sind es. Ich könnte mehr machen, da es an Schiedsrichtern mangelt. Doch am Sonntag möchte ich nachmittags als Zuschauer zu Spielen gehen.

Warum mangelt es an Schiedsrichtern?

Bruns Viele junge Kollegen hören schnell wieder auf, weil sie von Zuschauern angemeckert werden. Die Probleme kommen fast immer von außen. Man muss schon ein Idealist sein und ein dickes Fell haben, um über diesen Dingen zu stehen.

Warum haben Sie so früh als Trainer aufgehört?

Bruns Ich hatte nach 17 Jahren als Coach den Eindruck, dass ich mich etwas abgenutzt hatte. Zudem hatte ich immer größere Probleme mit der nachrückenden Spielergeneration. Da wurde noch im Trikot ein Bier getrunken oder eine Zigarette geraucht. Das war nicht mehr meine Welt. Deshalb habe ich schnell die Reißleine gezogen. Ich muss Spaß an der Sache haben, die ich mache.

Den haben sie beim Schiedsrichter-Job noch.

Bruns Ich freue mich auf jeden Sonntag, an dem ich ein Spiel pfeife.

(RP)
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